Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)
therapeutischen Versuche der Teilnehmer ergebnislos geblieben seien und dass in der Selbsthilfegruppe noch einmal abschließend über die Methoden der Inneren Medizin zur Gewichtsreduktion informiert worden sei (gemeint war das Treffen, an dem über die Infobroschüren gesprochen worden war). Am Ende der Sitzung wurden alle Teilnehmer gebeten, das Formblatt unterschrieben zurückzugeben. Fast alle folgten der Aufforderung. Die Gruppe war im Lauf der Zeit noch gewachsen. Es waren auch Patienten hinzugekommen, die eine Magenverkleinerung hinter sich hatten, und solche, die sich bereits für eine Operation entschieden hatten. Die Operierten sprachen stolz von ihren überraschend großen Gewichtserfolgen. Es tauchte immer öfter eine Frage auf: »Und wann willst du dich eigentlich operieren lassen?« Auf Bitten einiger Teilnehmer, die jetzt gern von fachlicher Seite mehr über eine Operation zur Gewichtsabnahme erfahren wollten, übernahm Dr. C. die Moderation der Gruppe, um ausführlich über die anfangs angedeuteten alternativen Heilmethoden zur Adipositas zu informieren. Dr. C. begann, über Chancen und Risiken von bariatrischen Operationen zu sprechen.
»Unter Adipositaschirurgie (oder bariatrischer Chirurgie) versteht man chirurgische Maßnahmen zur Bekämpfung des krankhaften Übergewichtes. Sie beschäftigt sich mit der chirurgischen Veränderung des Magen-Darm-Traktes. Ziel ist es, Menschen mit krankhaftem Übergewicht, bei denen herkömmliche Maßnahmen zur Gewichtsreduktion nicht erfolgreich waren, bei der Gewichtsabnahme zu unterstützen. Sie stellt medizinisch das invasivste Mittel dar, um gegen krankhaftes Übergewicht und dessen Folgeerkrankungen vorzugehen. Nach einer adipositaschirurgischen Operation muss der Betroffene sich auf eine spezielle, ausgewogene Ernährung umstellen. Durch die Gewichtsreduktion kann eine deutliche Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes eintreten, da viele Folgeerkrankungen ebenfalls günstig beeinflusst werden.»
So liest sich die Definition dieser chirurgischen Eingriffe im Wikipedia-Artikel (Stand Januar 2013 ) unter dem Suchbegriff »Adipositaschirurgie«, die die derzeitige offizielle Bewertung der Verfahren recht gut wiedergibt. Das Ziel dieser Operationen: Durch den Eingriff wird die Kapazität des Magens oder die Fähigkeit des Verdauungstraktes, aus der Nahrung Nährstoffe zu resorbieren, künstlich beschränkt. Einfach gesagt: Ein operierter Patient mag essen, so viel er kann, sein Magen beziehungsweise Darm ist nur noch begrenzt in der Lage, Energie aus der Nahrung in den Körper zu überführen. Viele der zu sich genommenen Kalorien werden also unverdaut wieder ausgeschieden. Es gibt unterschiedliche Methoden, um diese Ziele zur Beschränkung der Nahrungsverfügbarkeit zu erreichen: Eine chirurgische Verkleinerung des Magens beziehungsweise eine Verkürzung des Darms sind die am häufigsten angewandten Eingriffe. Tatsächlich wird fast immer das gewünschte Ergebnis erreicht: Die Operierten verlieren innerhalb kürzester Zeit 30 Prozent und mehr ihres Körpergewichts.
30 Prozent weniger wiegen und Blutzucker senken – kann eine Magenverkleinerung sogar Diabetes heilen?
Jahrelang spielte die bariatrische Chirurgie bei den Bemühungen zur Gewichtsbekämpfung eine untergeordnete Rolle. Sie wurde meist nur in Fällen von extremem »Übergewicht«, der sogenannten Super-Adipositas ( BMI über 50 ), angewendet. Das lag – zumindest in Deutschland – nicht zuletzt an den Krankenkassen, die bis heute jede Operation einzeln prüfen und bewilligen. Doch dieses Nischendasein wollen die Verfechter der Behandlungsform nicht länger hinnehmen. Ihr Bestreben geht dahin, dass die bariatrische Chirurgie als eine standardisierte Behandlung bei Adipositas anerkannt wird. Und dazu haben sie zu einer scheinbar schlagenden Argumentation ausgeholt – der Diabetes-Bekämpfung. Befürworter propagieren neuerdings Adipositaschirurgie als einzige wirklich zuverlässige Methode, Typ- 2 -Diabetes zu »heilen«. Tatsächlich sieht das auf den ersten Blick auch so aus: Viele starkgewichtige Patienten, die sich operieren lassen, haben auch Typ- 2 -Diabetes und stellen nach der Operation fest, dass sie nicht nur an Gewicht verlieren, sondern dass sich auch ihre Blutzuckerwerte wieder normalisieren. Der Diabetes verschwindet nach der Operation einfach. Und dafür lassen sich die Chirurgen zurzeit ausgiebig feiern.
Aber bei genauer Betrachtung ist das weder neu noch überraschend.
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