Mythos Übergewicht: Warum dicke Menschen länger leben. Was das Gewicht mit Stress zu tun hat - überraschende Erkenntnisse der Hirnforschung (German Edition)
Leben dicke Menschen länger?« ausführlich behandelt.
Schlaganfall: Auch bei diesem neurologischen Krankheitsbild gibt es medizinische Evidenzen, dass Menschen des Typs A deutlich mehr gefährdet sind als B-Typen. Hier spielen zum einen sklerotische Ursachen eine Rolle (siehe: Arteriosklerose). Aber hier ist ein instabiles Herz-Kreislauf-System in Stresssituationen ebenfalls eine Gefahrenquelle für einen Hirnschlag.
Depression und Selbsttötungsrisiko: In gleicher Weise ist hier die Dauererregung des Stresssystems, dem ja die Vertreter des Typs A ausgesetzt sind, während die des B-Typs ihre Dämpfungsstrategie haben, ein entscheidender Punkt. Einfach zusammengefasst: Dauernd Stress auszuhalten, wirkt sich negativ auf die Stimmung aus, und es erhöht das Risiko, depressiv zu werden. Und auch hier liegt wieder das gleiche Muster an Befunden vor: Je größer der »Stressbauch« (viszerales Fett), desto höher das Depressionsrisiko. Und umgekehrt: Je höher der BMI , desto geringer das Depressionsrisiko. Vor diesen Hintergrund ist auch nicht erstaunlich, dass alle Studien zum Thema »Gewicht und Suizid« zeigen: Wer einen hohen BMI hat, hat das geringste Selbsttötungsrisiko. Auch hier gilt wieder, dass Menschen des Typs A unter stressvollen Lebensbedingungen am meisten bedroht sind.
Muskelschwund und Osteoporose: Beide Symptome, die allgemein der Körperalterung zugeschrieben werden, sind bei genauer Betrachtung Langzeitnebenwirkungen des Cortisols. Es gibt natürlich, wie jeder weiß, noch andere Faktoren, die diese Symptome hervorrufen können. Aber aus Gründen der Klarheit beschränke ich mich – wie überall in diesem Buch – jeweils auf die wesentlichen Faktoren, die für unser Verständnis unverzichtbar sind. Ist also Cortisol dauerhaft in erhöhten Konzentrationen im Blut, bewirkt es unter anderem einen Gewebeumbau im Körper: Knochenzellen werden ebenso abgebaut (was zu Osteoporose führt) wie Muskelzellen (Muskelatrophie). Dafür wächst das Fettgewebe im Bauchraum. Cortisol wandelt also Muskel- und Knochenzellen letztendlich in Bauchfettgewebe um. Diese Erkenntnis stützen auch Untersuchungen, die zeigen, dass dicke Menschen zwar nicht so ausdauernd, aber tendenziell stärker sind als dünne, weil sie (also die dicken Menschen) nicht nur über mehr Fett-, sondern auch über mehr Muskelmasse und damit Muskelkraft verfügen. Außerdem wissen Mediziner schon lange, dass die Knochendichte und -festigkeit dicker Menschen auffällig gut ist.
Typ-2-Diabetes: Hier ist bei beiden Stresstypen A und B das Risiko erhöht, denn es bildet sich in beiden Fällen ein »Stau in der Lieferkette des Gehirns«. Allerdings bildet sich der Stau auf unterschiedliche Weisen. Es ist schon lange bekannt, dass sowohl bei dicken als auch bei dünnen Menschen ein Typ- 2 -Diabetes entstehen kann. Eine Zeit lang klassifizierte man den Diabetes mellitus bei dünnen Menschen als Typ IIa, den bei dicken Menschen als Typ IIb. (Interessanterweise entspricht dies genau den Stresstypen A und B in der Tabelle weiter oben).
Beim B-Typ unter Stress führt die Habituation des Stresssystems zu einer Art Engpass der Hirnversorgung, denn der Anteil des Energieflusses, der aktiv vom Gehirn angefordert wird, ist entsprechend vermindert. Das wiederum erfordert eine gesteigerte Nahrungsaufnahme, um den Bedarf des Gehirns doch noch zu decken. Und dadurch staut sich die Energie nicht nur im peripheren Fettgewebe und in der Muskulatur, was zur Gewichtszunahme führt, sondern auch als Glukose im Blut. Wird dieser Energiestau immer größer, dann kommt es schließlich zur Ausscheidung überschüssigen Zuckers – dem Vollbild eines Typ- 2 -Diabetes.
Beim Typ A unter Stress entsteht der Stau vielmehr durch arteriosklerotische Verengungen in den Gehirngefäßen, die ebenfalls zu einem Engpass der Hirnversorgung führen. Erhöhte Stressempfindlichkeit und -belastung führt wie erwähnt auf Dauer zur Entstehung von Arteriosklerose – nicht nur an den Herzkranzgefäßen, sondern auch an den großen und kleinen hirnversorgenden Gefäßen. Ist der Blutfluss zu den Nervenzellen behindert, so kommt es zu gravierenden Störungen in der Lieferkette des Gehirns. Unser mathematischer Lieferkettenansatz sagt folgende Veränderungen bei zerebraler Mangeldurchblutung voraus: Im Gehirn kommt es nur zu einem minimalen Absinken der Energiekonzentration, das Stresssystem wird massiv aktiviert, der Fluss von Glukose aus dem Blut in die Körperspeicher wird gestoppt, das
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