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Mythos

Mythos

Titel: Mythos
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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Diese Tiere, oder ihre Vorfahren, hatten bereits damals hier gelebt, als das Amazonasbecken noch eine riesige Seenlandschaft gewesen war. Sie hatten damals, mithilfe ihrer menschenähnlichen Hände, bereits Werkzeuge erschaffen. Sie waren es, die diese Anlage hier erbaut hatten. Und das Idol dort drüben, geformt nach ihrem Ebenbild.
    Er kreuzte die Arme vor der Brust und rieb sich mit den Daumen die Oberarme.
    Aber wenn sie sich so lange hier behauptet hatten, warum waren nicht viel mehr von ihnen hier, in den Tunneln? Er hatte bisher nicht mehr als drei auf einmal gesehen.
    Um die Polizisten zu überwältigen, mussten es sicher mehr gewesen sein. Wo waren die anderen? Warum hatten sie der Opferung nicht beigewohnt?
    Die Opferung. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Die Panik kehrte zurück. Am Ende würde seine enthauptete Leiche auf diesem Haufen dort drüben verwesen.
    Wie lange war es her, dass diese Bestien Tanriverdi ermordet hatten? Wie lange würde es noch dauern, bis er an der Reihe war?
    Wo blieb nur dieser verdammte Kerl in Schwarz, der ihn retten musste?
    Montag, 22. Juni, Tunnelsystem östlich des Río Nahuati, Peru
    So unglaublich es Nora Tilly auch vorkam – sie war tatsächlich eingeschlafen. Und sie hatte sogar einen schönen Traum gehabt. Sie war mit York an Bord seiner neuen Jacht noch einmal die Von-Hutten-Dokumente durchgegangen, hatte ihm erklärt, wie groß der Schatz war und was für Gegenstände sie dort finden würden. Als hätte Rob das vor seinem Tod nicht selbst gesehen.
    Sie wurde vom Schein der Taschenlampe geweckt. MacLoughlin, d’Albret und Carlos waren schon wach.
    Der Geruchssinn der Basilisken konnte nicht sehr stark ausgeprägt sein, dachte Tilly und rümpfte die Nase. Sonst hättrde Sonst en sie unseren Schweißgeruch schon längst wahrgenommen.
    „Wie geht es weiter?“, fragte d’Albret leise. Seine Stimme machte ihr Angst. Nicht nur, weil der Priester selbst ängstlich klang. Wenn diese Bestien sie schon nicht rochen, dann würden sie doch ihre Beute sicher hören können. Sie hätte sich am liebsten zusammengerollt, die Augen geschlossen, die Hände auf die Ohrmuscheln gedrückt und darauf gewartet, dass alles vorbei wäre. Doch sie riss sich zusammen und setzte sich auf. MacLoughlin ließ eine Wasserflasche herumgehen.
    „Wir müssen erstmal einen Weg hier rausfinden“, sagte MacLoughlin. „Und der kürzeste ist von hier aus sicher der, den van der Merwe gefunden hat. Durch den Eingang, den auch Ritz vor 500 Jahren genommen hat. Wenn wir den nehmen, könnten wir uns auch noch die Taschen mit Gold vollstopfen, bevor wir verschwinden.“
    Tilly riss erstaunt die Augen auf. Die Journalistin grinste sie breit an und zuckte mit den Achseln. Vermutlich hatte sie nur einen Witz gemacht, dachte Tilly. Sie selbst hatte seit ihrer Flucht vor dem Niederländer keine Sekunde mehr an den Schatz gedacht – außer in ihrem Traum natürlich.
    „Ich denke, sogar wenn van der Merwes Strickleiter nicht mehr dort hängt, kommen wir da raus, wenn wir uns gegenseitig helfen“, stimmte d’Albret zu. „Und dann gehen wir durch den Dschungel zum Hubschrauber.“ Er hob einen der Rucksäcke in die Höhe. „Lassen wir hier, was wir nicht unbedingt brauchen. Packt alles da rein.“
    MacLoughlin wandte sich an den Piloten. „Könntest du mit dem Hubschrauber auch allein fliegen?“
    Carlos nickte nur.
    „Gehen wir“, sagte d’Albret schließlich. Er stand auf und lauschte eine Weile in den Spalt über der Mauer. Dann sprang er in die Höhe, schwang sich über den Sims und war verschwunden. Die anderen folgten ihm.
    Leise schlichen sie den Weg zurück, den sie einige Stunden zuvor hergerannt waren. Nur MacLoughlin, die an der Spitze ging, hatte ihre Lampe eingeschaltet. Die übrigen Lichter ließen sie aus, um die Batterien zu schonen.
    Sie bogen an der ersten Kreuzung ab. Nach einer Weile war klar, dass sie falsch gelaufen waren.
    „Ich verstehe das nicht“, fluchte MacLoughlin. „Ich dachte, wir wären zweimal nach rechts gegangen.“
    Tilly konnte sich nicht mehr erinnern. Sie war einfach nur gerannt, ohne nach links und rechts zu schauen, bis die Irin angehalten hatte. Auch d’Albret hatte sich auf MacLoughlin verlassen.
    Der Gang, in dem sie sich jetzt befanden, schien leicht abschüssig zu sein und folgte einem weiten Bogen nach links.
    „Was machen wir …“, begann d’Albret. Doch MacLoughlin legte ihren Finger auf den Mund und lauschte in die Finsternis hinter ihnen.
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