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Mythos

Mythos

Titel: Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus C Schulte von Drach
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mit Menschenfleisch, dessen Zeuge ich war und den ich nicht verhinderte.“ D’Albret las stockend weiter. „Vielmehr war ich sogar daran beteiligt, Indios zu fangen, die zur Schlachtbank geführt wurden. So groß war meine Sündhaftigkeit.“
    Der Priester schaute auf das Brot in seiner Hand. „Puh, da kann einem ja der Appetit vergehen. Ich glaube, Bartolomé de Las Casas hat diese Informationen in seiner Geschichte der westindischen Inseln verarbeitet.“ Er beugte sich wieder über die Papiere.
    „Zusammen mit einem anderen Hauptmann, Alonso de Alvarado, schloss ich mich bald dem Gouverneur von Peru, Francisco Pizarro, an. Als dieser Hauptmann Alvarado sich im Jahre des Herrn 1538 nach der Schlacht von Salinas aufmachte, von der Provinz Chachapoyas aus den Fluss Muyupampa zu überqueren und im Osten das Reich des Dorado zu suchen, war ich einer der 120 Christen, die ihn begleiteten.“
    D’Albret schnaufte und schaute Tilly an. „Schau mal einer an. Hier spricht aus der Vergangenheit einer der Konquistadoren zu uns, die nach dem leibhaftigen El Dorado gesucht haben?“
    Tilly schlug die Beine übereinander und wich seinem Blick aus.
    Aber d’Albret las schon weiter. „Wir überwanden mit viel Mühsal und Entbehrungen die Cordillera und kamen in einen dichten Wald. Nach vielen Tagen erreichten wir einen großen Strom, der nur mit einer Barke zu überwinden war. Dort erfuhren wir, dass die Indios um die Stadt San Juan de la Frontera de Chachapoyas in Aufruhr waren. Unser Hauptmann beschloss zurückzukehren, während sein Bruder Hernando ein kleines Schiff bauen und über den Fluss setzen sollte. Denn wie die Indios uns berichtet hatten, sollte weit hinter dem Strom ein großer und reicher Fürst an einem See leben. Wir waren überzeugt, dass es sich um den Dorado handelte.“
    Der Priester verzog das Gesicht. „Wie die Geschichte ausgeht, können wir uns denken. El Dorado war ein Mythos“, sagte er zu sich selbst. Er schenkte sich Kaffee nach, goss viel Milch dazu und nahm einen großen Schluck, bevor er fortfuhr.
    „Ich war einer derjenigen, die mit dem Hauptmann zurückkehren sollten. In einem Dorf am Fluss Muyupampa aber wurden ich und einige meiner Kameraden so krank, dass wir den Hauptmann baten, uns bei diesen freundlichen Indios zurückzulassen, um nach unserer Genesung nachzukommen. Nachdem wir die Sprache der Indios ein wenig gelernt hatten, erzählten sie uns von einer Karawane der Inkas von jenseits der Berge, die mit viel Gold und Silber gekommen waren.“
    Tilly biss die Zähne aufeinander. Das musste ein Hinweis auf den großen Reichtum sein, von dem Ritz an von Huttedioan von n geschrieben hatte. Und jetzt las dieser Priester das.
    „Ihre Schätze wollten sie in das Land bringen, in dem niemand jagen darf. Dem Land, aus dem niemand zurückkehrt.“ Der Priester schnaubte. „Oho, das Land, aus dem niemand zurückkehrt?“ Er wedelte mit den Papieren in der Luft. „Sind das wirklich Kopien von Originalen aus dem Indienarchiv oder ist es das Drehbuch für den nächsten Indiana Jones ?“
    Tilly zog nur die Augenbrauen in die Höhe. Der Priester nahm das offenbar nicht ernst. Und das war ihr sehr recht.
    „Das Land ohne Wiederkehr.“ D’Albret hatte mit tiefer, bedrohlicher Stimme gesprochen und grinste, während er sich Honig auf eine zweite Scheibe Brot schmierte. „Klingt ziemlich albern, finden Sie nicht?“
    Der Priester hatte die Papiere neben seinen Teller gelegt und beugte sich nun darüber. „Von dem Gold wollten wir mehr erfahren. Schließlich konnten wir einige Indios dazu bewegen, uns bis an die Grenze dieses Landes zu bringen. Sie führten uns über steile Wege über die Berge im Osten, dann fuhren wir auf einigen Flüssen Richtung Norden und wieder Osten. Schließlich kamen wir an einen großen Stein, der die Grenze des Landes markierte. Weiter wollten unsere Führer uns nicht begleiten. Wir aber drangen in den Wald ein. Und schon bald stießen wir auf Höhlen wie von Menschenhand gemacht.
    Als wir aber nach Schätzen suchen wollten, trafen wir auf den leibhaftigen Teufel oder aber einen seiner Dämonen. Mit einem Mal stand er vor uns, wie aus dem Nichts tauchte er auf. Er kam an Größe fast einem Menschen gleich, trug eine fedrige Haut und eine Krone auf dem Kopf wie ein Hahnenkamm. Seine Klauen waren wie die eines Vogels, doch hielt er eine Stange darin. Die Pupillen seiner funkelnden Augen waren Schlitze. Was er sagte, verstand ich nicht. Wir flohen in die Wälder,

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