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Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben

Titel: Na Servus! Wie ich lernte, die Bayern zu lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Glubrecht
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die leere Hülle und ein paar Bierflaschen hoch. Roni hört gar nicht mehr auf zu lachen, was mir irgendwie unheimlich vorkommt. Hoffentlich hat sie durch das Bootsunglück nicht den Verstand verloren. «Dreh dich halt mal um!», ruft sie und zeigt mit dem Finger hinter mich.
    Ich schaue über meine Schulter und sehe zwanzig Meter weiter einen Steg, an dem einige Schlauchboote festgezurrt sind. Daneben ragt ein Schild aus dem Wasser. «Zum Amperschiffer» steht darauf. Dahinter, auf einem grasbewachsenen Hang, sitzen Nunja, Jan und etwa zwanzig weitere Ausflügler auf ihren Handtüchern. Einige beginnen zu klatschen und zu pfeifen. Jemand ruft «Bravo!». Roni und ich schauen uns an, verbeugen uns vor dem Publikum und waten an Land.
    Dort erwartet uns ein kleiner Biergarten unter einer großen Kastanie. Wie suchen uns einen Tisch in der Sonne und bestellen Schweinebraten und Bier. Ich ordere eine Maß und lerne, dass es eigentlich Mass heißt, mit kurzem a und scharfem s. «Wie eine Masse Bier», klärt mich Jan auf. Nachdem wir gegessen haben, fahren Jan und Nunja mit «Tiger III» zum Parkplatz und holen das Auto. Roni und ich legen uns auf die Wiese und schauen den vorbeifahrenden Booten zu.
    Das wäre jetzt der passende Moment, um einen von Jochens Sprüchen loszulassen und auf diese Weise eine neue Runde im Paarungsreigen zu eröffnen. Aber irgendwie ist mir nicht danach. Meine Berliner Spruchweisheiten passen nicht so recht hierher, nicht zu Roni.
    «Weißt du», sagt Roni, «für dich als Hauptstädter klingt das vielleicht ein bisschen provinziell, aber ich könnte mir gut vorstellen, hier eines Tages mit einer großen Familie in einem kleinen Häuschen zu leben.»
    Ich denke gar nicht groß nach, sondern antworte aus dem Bauch heraus: «Ich auch.»

SCHDRENGST DI HOID AMOI A BISSERL O
    A m nächsten Morgen, es ist ein Sonntag, hämmert Knoll in aller Herrgottsfrühe an meine Wohnungstür. «WASCHTL! KATASTROFE!», ruft er. Ich falle vor Schreck fast aus dem Bett. Der Wecker zeigt sieben Uhr morgens. «Was ist denn los?», frage ich verschlafen. «Komm rein, ist offen!»
    «Naa, du kimmst außa!», höre ich ihn rufen, dann sich entfernende Schritte auf der Treppe. Hoffentlich ist Roni nichts passiert! Ich springe aus dem Bett, schlüpfe rasch in meinen Trainingsanzug und laufe nach unten. Vor der Tür steht Knolls roter Pick-up mit laufendem Motor. «Steig ei!», befiehlt Knoll vom Steuer aus und lässt das Gas aufheulen. So hektisch habe ich ihn noch nie erlebt.
    «Aber ich habe mir nicht mal die Zähne geputzt», wende ich ein.
    «Jetzt kimm!»
    Wider alle Vernunft klettere ich auf den Beifahrersitz. Mit quietschenden Reifen fährt Knoll los, die Indianertrommel am Rückspiegel baumelt wild hin und her.
    Ein paar Minuten vergehen, ohne dass einer von uns etwas sagt. Knoll schaut abwechselnd auf den Verkehr und seine Armbanduhr. Ich mache es mir im Sitz bequem. Als ich gerade einnicke, beginnt Knoll zu reden. «Mei Spezl, der Seppi, is krank.»
    «Das tut mir leid», murmele ich.
    «Du konnst ja nix dafia. Da Luzifer is eam aafn Fuaß tretn.» Knoll macht eine Pause, als grübele er nach, wie man dieses Problem lösen könne. Wir verlassen den Stadtring und fahren auf die Autobahn. Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstanden habe, worum es hier geht. «Dein Kumpel ist krank, weil ihm Luzifer auf den Fuß getreten ist?»
    «Ja.»
    « Der Luzifer?»
    «Naa, ned da Deiwi, da vierhufige Luzi.»
    «Luzifer ist ein Pferd?»
    «Naa, a Ox.»
    «Und jetzt bringen wir den Seppi ins Krankenhaus?»
    «A geh. Da isa gestern scho gwesn. Da Luzi hod heita wichtigs Rennen, und da Seppi hätt’n reiten soin. Jetzt ko da Seppi ned wega seim Fuaß. Und jetzt muass a andrer an Luzi reitn.»
    «Aber was hast du damit zu tun?»
    «Da Seppi is a Spezl von mir.»
    «Und was habe ich damit zu tun?»
    «Du bist hoid aa a Spezl. Und du wiegst ned so fui wie die andern Spezln. A Ochsnreiter deaf ned so schwer sei.»
    «Nein, Knoll, tut mir leid, aber das geht jetzt ein wenig zu weit. Ich reite auf keinen Fall auf einem Ochsen.»
    «Is ned lang her, da hosd no gsogt, i hätt wos guad.»
    «Ja, hast du auch, aber nicht so etwas.»
    «Warum ned?»
    «Weil ich noch nie geritten bin. Schon gar nicht auf einer Kuh!»
    «Auf am Ochsn.»
    «Das ist doch das Gleiche!»
    «Naa, a Ochs is größer.»
    «Knoll, ich kann nicht …, nein, das geht nicht!»
    Knoll nickt. «Des geht scho!»
    Ich schweige und überlege, wie ich aus dem Dilemma noch

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