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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nach all der Zeit, die ver­stri­chen ist, seit du hier zu­rück­ge­las­sen wur­dest?“
    „Ja“, sag­te der Ro­bo­ter.
    „Wür­dest du sie uns zei­gen?“ frag­te Dr. Schein.
    Ich stell­te fest, daß ich vor Auf­re­gung zit­ter­te. Die an­de­ren wa­ren ähn­lich ge­spannt. Die­ses son­der­ba­re und traumar­ti­ge Fra­ge- und Ant­wort­spiel mit ei­ner äo­nen­al­ten Ma­schi­ne hat­te plötz­lich et­was von un­glaub­li­cher Be­deu­tung be­rührt. Hit­zi­ge wis­sen­schaft­li­che Kon­tro­ver­sen ge­hör­ten der Ver­gan­gen­heit an. Die­se Ma­schi­ne wür­de uns al­les sa­gen. Wir muß­ten sie nur fra­gen! Und nun schick­te sie sich an, uns die fun­da­men­ta­le Ant­wort auf all un­se­re Fra­gen zu ge­ben – die Fra­ge nach der Po­si­ti­on der Hei­mat­welt der Er­ha­be­nen.
    Er­neut schritt der Ro­bo­ter aus der Gruft hin­aus, um den Him­mel bes­ser be­trach­ten zu kön­nen. Er blick­te auf.
    Ei­ne Mi­nu­te ver­ging. Zwei Mi­nu­ten. Drei.
    Zwei­fel­los ver­glich er sei­ne ge­spei­cher­ten Er­in­ne­rungs­bil­der der Stern­kon­stel­la­tio­nen vor ei­ner Mil­li­ar­de Jah­ren mit dem, was er nun sah – und be­stimmt nahm er die nö­ti­gen An­pas­sun­gen vor, durch die er in die La­ge ver­setzt wur­de, die heu­ti­ge, auf­grund der Ei­gen­be­we­gung der Son­ne der Er­ha­be­nen ver­än­der­te Po­si­ti­on aus­fin­dig zu ma­chen.
    Doch ir­gend et­was war nicht in Ord­nung. Der Ro­bo­ter schi­en wie er­starrt. Er such­te den Him­mel ab, ver­harr­te, such­te den Him­mel er­neut ab.
    „Viel­leicht ist ei­ne ein­pro­gram­mier­te Sper­re wirk­sam ge­wor­den“, ver­mu­te­te Dr. Horkkk, „die ver­hin­dert, daß er uns die Po­si­ti­on der Hei­mat­welt preis­gibt.“
    Der Ro­bo­ter stol­per­te in die Gruft zu­rück. Ja, stol­per­te. Die­se ma­kel­lo­se Ma­schi­ne be­weg­te sich in dem tau­meln­den und schwan­ken­den Gang von je­man­dem, der ge­ra­de er­fah­ren hat­te, daß er von ei­nem plötz­li­chen Bör­sen­krach rui­niert wor­den war; er wank­te wie je­mand, der ge­ra­de er­fah­ren hat­te, daß sie­ben Ge­ne­ra­tio­nen sei­ner Fa­mi­lie in ei­nem ver­un­glück­ten Son­nenglei­ter um­ge­kom­men sind.
    „Der Stern ist nicht da“, sag­te der Ro­bo­ter in ei­nem gräß­li­chen Ton­fall.
    „Du kannst ihn nicht fin­den?“ frag­te Dr. Schein. „Er ist von die­sem Raum­sek­tor aus nicht sicht­bar?“
    „Er soll­te sicht­bar sein“, er­klär­te der Ro­bo­ter. „Ich ha­be sei­ne Po­si­ti­on ge­nau be­rech­net, und ich ha­be je­den Feh­ler aus­ge­schlos­sen. Aber der Stern ist vom Him­mel ver­schwun­den. Ich be­trach­te die Stel­le, von der ich weiß, daß er sich dort be­fin­den muß, aber ich se­he nur Schwär­ze. Ich stel­le über­haupt kei­ne Strah­lungs­emis­sio­nen fest. Der Stern ist ver­schwun­den. Der Stern ist ver­schwun­den.“
    „Wie kann ein Stern ver­schwin­den?“ flüs­ter­te Jan.
    „Viel­leicht wur­de er zur Su­per­no­va“, ver­mu­te­te Saul, „und ex­plo­dier­te vor fünf­hun­dert Mil­lio­nen Jah­ren … der Ro­bo­ter hät­te kei­ne Mög­lich­keit ge­habt, das zu be­mer­ken …“
    „Der Stern ist ver­schwun­den“, sag­te der Ro­bo­ter er­neut. Die Far­ben sei­nes Sicht­ban­des trüb­ten sich in­fol­ge des tie­fen Schocks und der Ver­blüf­fung. Die­ses per­fek­te elek­tro­ni­sche Ge­hirn mit sei­nem to­ta­len Zu­griff auf al­le Da­ten war auf einen schreck­li­chen und be­täu­ben­den Wi­der­spruch in sei­ner Welt ge­sto­ßen – im be­deu­tends­ten Teil sei­ner Welt noch da­zu.
    Wir wuß­ten nicht recht, was wir sa­gen soll­ten. Wie kann man einen Ro­bo­ter trös­ten an­ge­sichts des Ver­schwin­dens der Hei­mat­son­ne sei­ner Schöp­fer?
    Nach ei­ner lan­gen Pau­se sag­te Dihn Ru­uu: „Es be­steht kein An­laß mehr für mich, hier noch län­ger zu war­ten. Der Stern ist ver­schwun­den. Was ist aus den Mirt Korp Ahm ge­wor­den? Die Mirt Korp Ahm wer­den nie­mals an die­sen Ort zu­rück­keh­ren. Der Stern ist ver­schwun­den. Der Stern ist ver­schwun­den. Es ent­zieht sich voll­kom­men mei­nem Ver­ständ­nis, aber der Stern ist ver­schwun­den.“

 
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    11. Ja­nu­ar 2376
    Der

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