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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Neu­es über die Er­ha­be­nen er­fah­ren. Sind wir es nicht, wer­den un­se­re Na­men in das schwar­ze Buch der Ar­chäo­lo­gie ein­ge­tra­gen, di­rekt ne­ben de­nen der hirn­lo­sen Kre­tins, die den Mar­stem­pel aus­ein­an­der­ge­nom­men ha­ben, um zu se­hen, was sich dar­un­ter be­fin­det – und ihn dann nicht wie­der zu­sam­men­set­zen konn­ten. Oder den Vollidio­ten, die den Schlüs­sel zur Deu­tung der plor­via­ni­schen Hie­ro­gly­phen fan­den und ihn über Bord war­fen, in einen Me­tha­n­ozean hin­ein. Oder dem Schwach­kopf, der auf die ds­maa­lian­sche Ur­ne trat und sie zer­brach. Die ers­te Re­gel der Ar­chäo­lo­gie lau­tet: Geh vor­sich­tig mit den Fund­stücken um. Sie sind un­er­setz­lich.
    Nein, das ist die zwei­te Re­gel. Die ers­te heißt: Fin­de die Fund­stücke.
    Wir be­gan­nen mit ei­ner Ab­tas­tung der Hü­gel­kup­pe. Wir fan­den ei­ni­ge in­tru­si­ve Hig­by-V-Be­gräb­nis­stät­ten, die et­wa 150000 Jah­re alt sind und so­mit aus der letz­ten Pe­ri­ode da­tie­ren, be­vor der Pla­net sei­ne At­mo­sphä­re ver­lor. Die Ein­ge­bo­re­nen die­ser Welt sind für uns von kei­nem be­son­de­ren kul­tu­rel­len In­ter­es­se; sie sind nie weit über das Ni­veau von Stein­zeit­menschen hin­aus­ge­kom­men. Und wie Dr. Schein be­reits deut­lich ge­macht hat­te, sind wir aus­schließ­lich hier, um die Hin­ter­las­sen­schaf­ten der Er­ha­be­nen zu un­ter­su­chen. Doch wann auch im­mer wir über die­ses Ein­ge­bo­re­nen-Zeug stol­per­ten, muß­ten wir es mit ei­nem ge­wis­sen Re­spekt be­han­deln, da es viel­leicht für je­mand an­ders von spe­zi­el­lem In­ter­es­se ist. Kel­ly Watch­man kam mit ih­rem Un­ter­druck-Bohr­kern zum Ein­satz, und wir trans­por­tier­ten das gan­ze Zeug zu ei­ner frei­en Flä­che jen­seits des Hü­gels, wo Steen Steen und ich die Din­ge ver­sie­gel­ten und zum Zwe­cke ei­ner zu­künf­ti­gen Un­ter­su­chung kenn­zeich­ne­ten.
    An­de­re wich­ti­ge Ab­la­ge­run­gen be­fan­den sich nicht im obe­ren Teil des Hü­gels. Glück­li­cher­wei­se. Das nächs­te Sta­di­um be­stand dar­in, die rest­li­chen Über­la­ge­run­gen zu ent­fer­nen. („Über­la­ge­run­gen“ ist ei­ner die­ser ko­mi­schen ar­chäo­lo­gi­schen Fach­be­grif­fe, Lo­rie, mit de­nen man sich dau­ernd her­um­pla­gen muß. Es ist ein Aus­druck für die Bo­den-, Kies- oder Fels­schicht – oder was auch im­mer –, die auf dem la­gert, was man aus­zu­gra­ben be­ab­sich­tigt. Ich weiß, es hört sich blöd an, aber was man auch da­von hal­ten mag, es ge­hört nun ein­mal zum fach­li­chen Jar­gon.)
    Um ei­ne Über­la­ge­rung schnellst­mög­lich ab­zu­tra­gen, be­nutzt man einen hy­drau­li­schen He­be­raum. Bei die­ser Ar­beit han­delt es sich um nichts wei­ter als um ein äu­ßerst ziel­ge­rich­te­tes Spü­len und Ab­pum­pen: Man schiebt die Schläu­che ge­nau im rich­ti­gen Win­kel in den Hang des Hü­gels hin­ein, dreht das Was­ser auf und zack! Die Über­la­ge­rung wird ab­ge­schnit­ten und weg­ge­spült. Dr. Schein und Leroy Chang ver­brach­ten einen hal­b­en Tag da­mit, Druck­stär­ken und Spül­win­kel zu be­rech­nen. Dann stopf­ten wir die Schläu­che in den Hang, war­fen die Kom­pres­so­ren an, und in­ner­halb von fünf Mi­nu­ten ge­lang es uns, et­wa die obers­ten zwan­zig Me­ter des Hü­gels ab­zu­tra­gen. Theo­re­tisch hät­ten wir un­se­re Fund­stel­le nun frei­ge­legt ha­ben müs­sen.
    Theo­re­tisch.
    Die Pra­xis sieht an­ders aus. Un­se­re mo­der­nen tech­ni­schen Ap­pa­ra­tu­ren ver­lei­ten uns manch­mal zu der An­nah­me, die Ar­chäo­lo­gie sei ei­ne ein­fa­che Sa­che. Aber Ge­rä­te kön­nen ver­sa­gen, und in vie­ler­lei Hin­sicht un­ter­schei­den wir uns nicht so sehr von den ein­fa­chen Pio­nie­ren vor vier­hun­dert Jah­ren, die mit Pi­cken und Schau­feln her­um­hack­ten, bis sie ge­fun­den hat­ten, wo­nach sie such­ten.
    Un­ser Pro­blem scheint dar­in zu be­ste­hen, daß Dr. Scheins Ver­mes­sun­gen vom letz­ten Jahr ein we­nig feh­ler­haft sind und daß die Feh­ler­quo­te schwankt. Was be­deu­tet, er hat sich in ei­ni­gen Punk­ten weit­ge­hen­der ge­irrt als in an­de­ren. Das ist

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