Nach all den Jahrmilliarden
Neues über die Erhabenen erfahren. Sind wir es nicht, werden unsere Namen in das schwarze Buch der Archäologie eingetragen, direkt neben denen der hirnlosen Kretins, die den Marstempel auseinandergenommen haben, um zu sehen, was sich darunter befindet – und ihn dann nicht wieder zusammensetzen konnten. Oder den Vollidioten, die den Schlüssel zur Deutung der plorvianischen Hieroglyphen fanden und ihn über Bord warfen, in einen Methanozean hinein. Oder dem Schwachkopf, der auf die dsmaaliansche Urne trat und sie zerbrach. Die erste Regel der Archäologie lautet: Geh vorsichtig mit den Fundstücken um. Sie sind unersetzlich.
Nein, das ist die zweite Regel. Die erste heißt: Finde die Fundstücke.
Wir begannen mit einer Abtastung der Hügelkuppe. Wir fanden einige intrusive Higby-V-Begräbnisstätten, die etwa 150000 Jahre alt sind und somit aus der letzten Periode datieren, bevor der Planet seine Atmosphäre verlor. Die Eingeborenen dieser Welt sind für uns von keinem besonderen kulturellen Interesse; sie sind nie weit über das Niveau von Steinzeitmenschen hinausgekommen. Und wie Dr. Schein bereits deutlich gemacht hatte, sind wir ausschließlich hier, um die Hinterlassenschaften der Erhabenen zu untersuchen. Doch wann auch immer wir über dieses Eingeborenen-Zeug stolperten, mußten wir es mit einem gewissen Respekt behandeln, da es vielleicht für jemand anders von speziellem Interesse ist. Kelly Watchman kam mit ihrem Unterdruck-Bohrkern zum Einsatz, und wir transportierten das ganze Zeug zu einer freien Fläche jenseits des Hügels, wo Steen Steen und ich die Dinge versiegelten und zum Zwecke einer zukünftigen Untersuchung kennzeichneten.
Andere wichtige Ablagerungen befanden sich nicht im oberen Teil des Hügels. Glücklicherweise. Das nächste Stadium bestand darin, die restlichen Überlagerungen zu entfernen. („Überlagerungen“ ist einer dieser komischen archäologischen Fachbegriffe, Lorie, mit denen man sich dauernd herumplagen muß. Es ist ein Ausdruck für die Boden-, Kies- oder Felsschicht – oder was auch immer –, die auf dem lagert, was man auszugraben beabsichtigt. Ich weiß, es hört sich blöd an, aber was man auch davon halten mag, es gehört nun einmal zum fachlichen Jargon.)
Um eine Überlagerung schnellstmöglich abzutragen, benutzt man einen hydraulischen Heberaum. Bei dieser Arbeit handelt es sich um nichts weiter als um ein äußerst zielgerichtetes Spülen und Abpumpen: Man schiebt die Schläuche genau im richtigen Winkel in den Hang des Hügels hinein, dreht das Wasser auf und zack! Die Überlagerung wird abgeschnitten und weggespült. Dr. Schein und Leroy Chang verbrachten einen halben Tag damit, Druckstärken und Spülwinkel zu berechnen. Dann stopften wir die Schläuche in den Hang, warfen die Kompressoren an, und innerhalb von fünf Minuten gelang es uns, etwa die obersten zwanzig Meter des Hügels abzutragen. Theoretisch hätten wir unsere Fundstelle nun freigelegt haben müssen.
Theoretisch.
Die Praxis sieht anders aus. Unsere modernen technischen Apparaturen verleiten uns manchmal zu der Annahme, die Archäologie sei eine einfache Sache. Aber Geräte können versagen, und in vielerlei Hinsicht unterscheiden wir uns nicht so sehr von den einfachen Pionieren vor vierhundert Jahren, die mit Picken und Schaufeln herumhackten, bis sie gefunden hatten, wonach sie suchten.
Unser Problem scheint darin zu bestehen, daß Dr. Scheins Vermessungen vom letzten Jahr ein wenig fehlerhaft sind und daß die Fehlerquote schwankt. Was bedeutet, er hat sich in einigen Punkten weitgehender geirrt als in anderen. Das ist
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