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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Kom­mu­ni­ka­ti­on! Un­end­li­che Mög­lich­kei­ten, Tom, un­end­li­che! Weißt du, ich ken­ne einen Ju­ris­ten auf Ca­pel­la XII: Er ist nur auf dem Ge­biet von Farb­ver­än­de­rungs-Gar­ni­tu­ren und Me­ta­morph­ko­stü­men tä­tig, und er hat ein Auf­trags­pols­ter von zehn Jah­ren für sich und sei­ne sechs An­ge­stell­ten!“
    Soll­test du dir dies je­mals an­hö­ren, Lo­rie, dann hof­fe ich, du weißt die Ge­schick­lich­keit zu schät­zen, mit der ich die Stim­me un­se­res Herrn und Meis­ters nach­ah­me. Ich ha­be den rich­ti­gen Ton­fall aus mit herz­li­cher Vä­ter­lich­keit ge­misch­ter un­auf­rich­ti­ger Heu­che­lei ge­trof­fen, nicht wahr? Nein, ver­giß das wie­der. Ei­gent­lich ist Va­ter kein Heuch­ler. Er bleibt nur sei­nen ei­ge­nen Prin­zi­pi­en treu.
    Wir wis­sen al­le, er ist kein in­tel­lek­tu­el­ler Typ, doch zu­min­dest ich ha­be ge­spürt, daß er trotz sei­nes in­ten­si­ven Be­mü­hens, Geld an­zu­häu­fen und einen flei­ßi­gen Dau­men zu be­hal­ten, ein ge­wis­ses In­ter­es­se auch an sub­ti­le­ren Wer­ten hat. Schließ­lich be­sitzt er einen aka­de­mi­schen Grad von Fent­nor, und wenn es sich auch nur um Be­triebs­wirt­schaft han­delt – Fent­nor läßt kei­ne An­al­pha­be­ten ge­hen. Ich hat­te auch den Ein­druck, daß Va­ter al­les an­de­re ist als ei­ne Art re­ak­tio­närer Ei­gen­bröt­ler, der sei­nem Sohn die Be­rufs­wahl zu dik­tie­ren ver­sucht. Er er­schi­en mir im­mer als auf­ge­schlos­se­ner Mensch, als je­mand mit der De­vi­se ‚Le­ben und le­ben las­sen.’
    Des­halb ver­letz­te es mich, als er mei­ne Ab­sicht, mich mit der Ar­chäo­lo­gie zu be­schäf­ti­gen, so hart ver­ur­teil­te.
    Sein ei­gent­li­cher Wunsch ist kein Ge­heim­nis: Er möch­te, daß ich in sei­ne Fuß­stap­fen tre­te, eben­falls ins Im­mo­bi­li­en­ge­schäft ein­stei­ge und es schließ­lich von ihm über­neh­me. Aber Im­mo­bi­li­en be­deu­ten mir nichts, und ich hab’ ihm das doch schon da­mals, als ich sech­zehn war, deut­lich ge­macht, nicht wahr? Va­ter fin­det sei­ne per­sön­li­che Be­frie­di­gung – vom Geld ganz zu schwei­gen –, dar­in, auf fer­nen Wel­ten sei­ne In­stant-Slums aus Pa­ra­pithlit-Plat­ten zu er­rich­ten, und ich ver­mu­te, für ihn ist das ei­ne schöp­fe­ri­sche An­ge­le­gen­heit. Ich ge­be zu, ei­ni­ge sei­ner Pro­jek­te wa­ren ge­ni­al, wie et­wa die Ket­te von Schwe­be­häu­sern in der rie­si­gen Gas­welt im Ca­pel­la­sys­tem oder das Hoch­schwer­kraft-Ein­kaufs­zen­trum mit in­ein­an­der ver­schach­tel­ten Zen­tri­fu­gen, das er für die Mul­ti­wirb­ler aus dem Bo­den stampf­te. Nichts­de­sto­trotz – mir hat es im­mer an der nö­ti­gen Be­geis­te­rung für die­se Sa­che ge­fehlt.
    Nun, warum soll­te ich mich auch auf ei­nem „nütz­li­chen“ und „pro­fi­ta­blen“ Ar­beits­ge­biet be­tä­ti­gen, um zwei von Va­ters be­vor­zug­ten Ad­jek­ti­ven zu zi­tie­ren? Wel­che bes­se­re Ver­wen­dung gibt es für sei­ne über­quel­len­den Bank­kon­ten als die, daß sie sei­nem Sohn ge­stat­ten, sich dem Stu­di­um der rei­nen Wis­sen­schaft zu wid­men?
    Wie et­wa dem Aus­gra­ben von ur­al­ten Re­lik­ten auf scheuß­lich kal­ten und stür­mi­schen Pla­ne­ten.
    Ge­nug da­von. Dir ge­gen­über brau­che ich nicht über Va­ters Ver­bohrt­heit zu jam­mern, denn ich glau­be, du teilst mei­ne Emp­fin­dun­gen und bist – wie üb­lich – hun­dert­pro­zen­tig auf mei­ner Sei­te. Va­ter ging sei­nen Weg, ich ge­he mei­nen, und viel­leicht gibt er nach ei­ni­ger Zeit nach und ver­zeiht es mir, daß ich den Pro­zes­sen in Hin­sicht auf Farb­ver­än­de­rungs-Gar­ni­tu­ren und all den Woh­nungs­bau­pro­jek­ten den Rücken ge­kehrt ha­be. Und wenn nicht, dann wer­de ich auch so ir­gend­wie dem Hun­ger­tod ent­ge­hen und mich mit dem be­schäf­ti­gen, was mir am meis­ten Freu­de macht, der Ar­chäo­lo­gie.
    Doch ich will nicht be­haup­ten, das ge­gen­wär­ti­ge Pro­jekt ha­be mir bis­her Spaß ge­macht.
    Ich wer­de ei­ne po­si­ti­ve Hal­tung ein­neh­men und mir ein­re­den, daß wir je­den Au­gen­blick ins Schwar­ze tref­fen kön­nen.
     
    Hier kam es zu ei­ner

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