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Nach all den Jahrmilliarden

Nach all den Jahrmilliarden

Titel: Nach all den Jahrmilliarden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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da, speis­te die Da­ten ins TP-Netz ein und sah im­mer blas­ser und blei­cher und me­lan­cho­li­scher aus. Jan und Saul wa­ren in­zwi­schen be­reits da­mit be­schäf­tigt, einen zwei­di­men­sio­na­len Ab­zug des zwei­ten Fo­tos her­zu­stel­len, das wir über­tra­gen woll­ten, der Nah­auf­nah­me des Wei­ßen Zwergs und sei­ner stel­la­ren Nach­barn.
    Bis zum drit­ten Tag hielt Ron der Be­las­tung stand.
    Wir Nicht-Te­le­pa­then re­den viel über die wun­der­ba­re Herr­lich­keit, mit dem Ver­stand die gan­ze Ga­la­xis durch­strei­fen zu kön­nen. Da­bei über­se­hen wir ver­mut­lich den un­er­meß­li­chen Streß da­bei. Und die Tat­sa­che, daß Pla­cke­rei Pla­cke­rei bleibt, mit oder oh­ne TP.
    Ron über­mit­tel­te. Er ar­bei­te­te wie be­ses­sen, zwei Stun­den Dienst, zwei Stun­den Pau­se, vier Schich­ten am Tag; und wäh­rend der rest­li­chen Zeit war­te­te er ganz un­ge­dul­dig dar­auf, wei­ter­ma­chen zu kön­nen. Gott al­lein weiß, warum. Er iden­ti­fi­zier­te sich nun ge­nau­so mit dem Pro­jekt wie wir, ob­wohl es für ihn nicht sehr auf­re­gend ge­we­sen sein kann, still in ei­ner Ecke zu sit­zen und acht Stun­den am Tag Din­ge wie 0000011100000 zu über­tra­gen.
    Der Streß be­gann sich auf ihn aus­zu­wir­ken. Er schwitz­te stark, und sei­ne Tä­to­wie­rungs­nar­ben tra­ten auf selt­sa­me Wei­se noch deut­li­cher her­vor und glüh­ten auf sei­nen ein­ge­fal­le­nen Wan­gen. Warum sich ein so ru­hi­ger und zu­rück­hal­ten­der Bur­sche wie. er un­ter die Na­deln ei­nes vi­ran­go­nia­ni­schen Tä­to­wie­rers be­ge­ben hat, ist mir ein Rät­sel. Dar­über hin­aus wa­ren die Tä­to­wie­run­gen ziem­lich ob­szön – der vi­ran­go­nia­ni­schen Vor­stel­lung von Ob­szö­ni­tät ent­spre­chend. Das hat Mir­rik je­den­falls ge­sagt. Ir­gend­wann wür­de ich gern ein­mal her­aus­fin­den, warum Vi­ran­go­nia­ner Mün­der für so ob­szön hal­ten, denn das ist es, was Ron auf sei­nen Wan­gen hat: zwei große, die Zäh­ne zei­gen­de Mün­der.
    Wir konn­ten zu­se­hen, wie sei­ne Er­schöp­fung Stun­de um Stun­de zu­nahm, und wir ver­such­ten, nett zu ihm zu sein und ihm da­bei zu hel­fen, sich zu ent­span­nen. Mir­rik er­zähl­te Ge­schich­ten; Steen Steen führ­te ein ziem­lich schwie­ri­ges Kunst­stück vor; Jan ging mit ihm spa­zie­ren und kam ein we­nig er­hitzt und zer­knit­tert wie­der zu­rück. Ich war nicht sehr glück­lich dar­über, aber ich sag­te mir, es sei nichts wei­ter als ein Op­fer-für-die-große-Sa­che. Am zwei­ten Tag über­trug Ron die Da­ten mit nur noch zwei Drit­tel der Ge­schwin­dig­keit, mit der er be­gon­nen hat­te, und am nächs­ten Tag war er noch lang­sa­mer. Und er hat­te noch nicht ein­mal die Hälf­te der Ar­beit ge­schafft. Wäh­rend der vier­ten Schicht am drit­ten Tag hielt er plötz­lich in­ne, sah sich im La­bo­ra­to­ri­um um, zwin­ker­te und frag­te: „Wie spät ist es? Weiß ir­gend je­mand, wie spät es ist? Mei­ne Uhr will es mir nicht sa­gen. Ich ha­be sie ge­fragt, aber sie will es mir ein­fach nicht sa­gen.“
    Dann er­hob er sich. Und als hät­ten sich al­le Kno­chen sei­nes Kör­pers von ei­nem Au­gen­blick zum an­de­ren auf­ge­löst, sack­te er in sich zu­sam­men und stürz­te zu Bo­den.
    Der Arzt des Mi­li­tär­stütz­punk­tes mein­te, es sei nur ein­fach Er­schöp­fung, und er be­fahl Ron, ei­ne Wo­che lang kei­ne TP-Ar­bei­ten durch­zu­füh­ren. Dann brach­te er ihn zu ei­ner mehr­tä­gi­gen Tief­schlaf-Re­ge­ne­ra­ti­on fort. Es gab zwei an­de­re ver­füg­ba­re Te­le­pa­then auf Hig­by V: Mar­ge Hot­ch­kiss, und einen schwer­mü­ti­gen Is­rae­li na­mens Nach­man Ben-Dov. Da das Kom­mu­ni­ka­ti­ons­netz rund um die Uhr für ein­tref­fen­de oder hin­aus­ge­hen­de Nach­rich­ten in Be­trieb ge­hal­ten wer­den muß­te, er­gab sich dar­aus ein Pro­blem für die Ein­tei­lung des Dienst­plans. Da Ron dem Netz ei­ne Zeit­lang nicht mehr zur Ver­fü­gung stand, muß­ten Hot­ch­kiss und Ben-Dov zwölf Erd­norm-Stun­den am Tag ar­bei­ten, nur um Rou­ti­ne­auf­trä­ge an­zu­neh­men und wei­ter­zu­lei­ten. Das wa­ren täg­lich vier Stun­den mehr als das fest­ge­leg­te Ma­xi­mum

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