Nach all den Jahrmilliarden
da, speiste die Daten ins TP-Netz ein und sah immer blasser und bleicher und melancholischer aus. Jan und Saul waren inzwischen bereits damit beschäftigt, einen zweidimensionalen Abzug des zweiten Fotos herzustellen, das wir übertragen wollten, der Nahaufnahme des Weißen Zwergs und seiner stellaren Nachbarn.
Bis zum dritten Tag hielt Ron der Belastung stand.
Wir Nicht-Telepathen reden viel über die wunderbare Herrlichkeit, mit dem Verstand die ganze Galaxis durchstreifen zu können. Dabei übersehen wir vermutlich den unermeßlichen Streß dabei. Und die Tatsache, daß Plackerei Plackerei bleibt, mit oder ohne TP.
Ron übermittelte. Er arbeitete wie besessen, zwei Stunden Dienst, zwei Stunden Pause, vier Schichten am Tag; und während der restlichen Zeit wartete er ganz ungeduldig darauf, weitermachen zu können. Gott allein weiß, warum. Er identifizierte sich nun genauso mit dem Projekt wie wir, obwohl es für ihn nicht sehr aufregend gewesen sein kann, still in einer Ecke zu sitzen und acht Stunden am Tag Dinge wie 0000011100000 zu übertragen.
Der Streß begann sich auf ihn auszuwirken. Er schwitzte stark, und seine Tätowierungsnarben traten auf seltsame Weise noch deutlicher hervor und glühten auf seinen eingefallenen Wangen. Warum sich ein so ruhiger und zurückhaltender Bursche wie. er unter die Nadeln eines virangonianischen Tätowierers begeben hat, ist mir ein Rätsel. Darüber hinaus waren die Tätowierungen ziemlich obszön – der virangonianischen Vorstellung von Obszönität entsprechend. Das hat Mirrik jedenfalls gesagt. Irgendwann würde ich gern einmal herausfinden, warum Virangonianer Münder für so obszön halten, denn das ist es, was Ron auf seinen Wangen hat: zwei große, die Zähne zeigende Münder.
Wir konnten zusehen, wie seine Erschöpfung Stunde um Stunde zunahm, und wir versuchten, nett zu ihm zu sein und ihm dabei zu helfen, sich zu entspannen. Mirrik erzählte Geschichten; Steen Steen führte ein ziemlich schwieriges Kunststück vor; Jan ging mit ihm spazieren und kam ein wenig erhitzt und zerknittert wieder zurück. Ich war nicht sehr glücklich darüber, aber ich sagte mir, es sei nichts weiter als ein Opfer-für-die-große-Sache. Am zweiten Tag übertrug Ron die Daten mit nur noch zwei Drittel der Geschwindigkeit, mit der er begonnen hatte, und am nächsten Tag war er noch langsamer. Und er hatte noch nicht einmal die Hälfte der Arbeit geschafft. Während der vierten Schicht am dritten Tag hielt er plötzlich inne, sah sich im Laboratorium um, zwinkerte und fragte: „Wie spät ist es? Weiß irgend jemand, wie spät es ist? Meine Uhr will es mir nicht sagen. Ich habe sie gefragt, aber sie will es mir einfach nicht sagen.“
Dann erhob er sich. Und als hätten sich alle Knochen seines Körpers von einem Augenblick zum anderen aufgelöst, sackte er in sich zusammen und stürzte zu Boden.
Der Arzt des Militärstützpunktes meinte, es sei nur einfach Erschöpfung, und er befahl Ron, eine Woche lang keine TP-Arbeiten durchzuführen. Dann brachte er ihn zu einer mehrtägigen Tiefschlaf-Regeneration fort. Es gab zwei andere verfügbare Telepathen auf Higby V: Marge Hotchkiss, und einen schwermütigen Israeli namens Nachman Ben-Dov. Da das Kommunikationsnetz rund um die Uhr für eintreffende oder hinausgehende Nachrichten in Betrieb gehalten werden mußte, ergab sich daraus ein Problem für die Einteilung des Dienstplans. Da Ron dem Netz eine Zeitlang nicht mehr zur Verfügung stand, mußten Hotchkiss und Ben-Dov zwölf Erdnorm-Stunden am Tag arbeiten, nur um Routineaufträge anzunehmen und weiterzuleiten. Das waren täglich vier Stunden mehr als das festgelegte Maximum
Weitere Kostenlose Bücher