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Nach all diesen Jahren

Nach all diesen Jahren

Titel: Nach all diesen Jahren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Williams
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er die seltsamen Fragen dieses fremden Mannes eine Weile über sich hatte ergehen lassen, fragte er Sarah, ob er jetzt wieder mit seinen Bauklötzen spielen dürfte. Die Geschenke würdigte er keines weiteren Blickes.
    „Das war ja ein absolut umwerfender Erfolg“, stieß Raoul sarkastisch hervor, als sie in die Küche gingen.
    „Du musst einfach Geduld haben.“
    „Was hast du ihm eigentlich über mich erzählt?“
    „Nichts. Nur, dass du ein alter Freund bist.“
    „Ach! Deshalb hat er mich auch so überschwänglich begrüßt.“ Sein eigener Sohn lehnte ihn ab! Bis jetzt hatte Raoul sich immer geweigert, einen Misserfolg als Niederlage zu betrachten. Es zog es vor, ihn als Chance zu bezeichnen. Einen bestimmten Geschäftsabschluss tätigen zu können, erforderte französische Sprachkenntnisse? Raoul lernte Französisch. Um eine Computerfirma zu übernehmen, brauchte er Fachwissen? Er erwarb binnen kürzester Zeit genügend Information über die Materie, um den Deal abzuschließen. Er hatte sein Imperium in dem sicheren Gefühl aufgebaut, alles bewältigen zu können. Es gab keine Hindernisse, die er nicht überwinden konnte.
    Und jetzt hatte eine halbe Stunde mit einem Vierjährigen genügt, um ihm seine Grenzen aufzuzeigen. Oliver blieb trotz all der Geschenke völlig unbeeindruckt, und vor allem verhielt er sich ihm gegenüber auch absolut gleichgültig.
    „Andere Kinder wären total ausgeflippt, wenn sie so ein Auto bekämen! Der Verkäufer meinte, es sei ihr größter Verkaufsschlager seit vier Jahren. Dieses Auto kann einfach alles – außer Kaffeekochen. Würdest du mir jetzt bitte verraten, wo genau das Problem liegt?“
    „Ich glaube, es war keine gute Idee, so viele Geschenke mitzubringen.“
    „Wie kommst du denn auf diese absurde Idee? Ich wäre als Kind überglücklich gewesen, hätte ich auch nur eines dieser Geschenke bekommen.“
    Er versteht es wirklich nicht! Plötzlich überkam Sarah grenzenloses Mitleid mit dem Kind, das Raoul einst gewesen war. Er hatte einfach von sich auf Oliver geschlossen und dabei völlig außer Acht gelassen, dass es darum ging, zuerst eine Vertrauensbasis aufzubauen.
    „Weißt du eigentlich, dass mir nie etwas ganz allein gehört hat? Alles musste mit allen geteilt werden. Dieses Auto, das in deinem Wohnzimmer liegt, dafür hätten wir unsere linke Hand gegeben.“
    „Wie schrecklich“, sagte Sarah leise.
    „Solltest du vorhaben, deine Sandkastenpsychologie an mir auszuprobieren, dann lass es! Du hättest mir besser gesagt, dass er gern baut. Dann hätte ich ihm Legosteine mitgebracht.“
    „Du kapierst einfach nicht, worum es wirklich geht, oder? Du musst erst einmal sein Vertrauen gewinnen. Bis jetzt war er ausschließlich mit mir allein. Selbstverständlich ist er zunächst etwas scheu und zurückhaltend. Was war eigentlich Weihnachten – oder am Geburtstag?“
    „Wovon redest du denn jetzt?“
    „Von dir. Hast du keine Geburtstagsgeschenke bekommen? Und kam der Weihnachtsmann nicht zu euch?“
    In Raouls Augen lag plötzlich so viel Schmerz, dass Sarahs Herz vor Mitleid überfloss.
    „Ich wüsste nicht, was das hiermit zu tun hätte, aber um deine Neugierde zu befriedigen: Die Sache mit dem Weihnachtsmann war kein großer Erfolg. Ich glaube nicht, dass ich jemals an ihn geglaubt habe. Zumindest weiß ich noch, wie meine Mutter erzählt hat, den Alten mit dem weißen Bart gäbe es gar nicht. Da war ich drei. Ich nehme an, sie hatte keine Lust, Geld für Geschenke auszugeben, wenn man dafür eine Flasche Gin bekam. Egal! Später, im Pflegeheim spielte der Weihnachtsmann sowieso keine Rolle mehr.“ Er lachte bitter. „Also, zurück zum Thema. Was schlägst du vor, nachdem das mit den Geschenken ein Flop war.“
    „Du bittest mich um Hilfe?“
    „Ich frage dich nach deiner Meinung. Soweit ich mich erinnere, hattest du doch zu allem eine.“
    „Warum gehst du nicht wieder ins Wohnzimmer und baust mit Oliver einen Turm? Ach nein, ich habe eine bessere Idee. Ich hole ihn hier in die Küche. Dann könnt ihr zusammen spielen, während ich uns etwas zu essen mache.“
    „Vergiss es! Wir gehen natürlich in ein Restaurant. Du kannst bestimmen, in welches. Ich bin sicher, der Küchenchef wird gern jeden Wunsch von Oliver erfüllen.“
    „Nein!“ Entschieden schüttelte Sarah den Kopf. „Ein Kind braucht Normalität und einen geregelten Tagesablauf, Raoul. Nudeln mit Tomatensoße, vertrautes Spielzeug, Gutenachtgeschichten vor dem Schlafengehen.“

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