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Nach alter Sitte

Nach alter Sitte

Titel: Nach alter Sitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Breuer
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»Sie sind schon ein komischer Kauz. Und ich dachte, mein Vater wäre schräg gewesen.«
    »Das war er auch«, meinte Lorenz, der den Eindruck hatte, dass Naas Junior eigentlich gar nicht zum Lachen zumute war. »Ganz anders als ich zwar, aber ein schräger Eifelbauer, wie er im Buche steht. Schade um ihn.«
    Der junge Mann schluckte mühsam, nickte Lorenz und Rita noch einmal zu und ließ sie dann stehen. Lorenz sah ihm nach. »Wenn er all das hier nicht übernehmen will, hat er doch irgendwie einen Vorteil aus dem Tod seines alten Herren«, meinte Lorenz.
    »Das schon«, bestätigte Rita. »Aber weitere Schlussfolgerungen möchte ich eigentlich nicht von dir haben. Würdest du bitte einmal auf mich hören und das Kriminalisieren lassen? Immerhin bist du selbst involviert. Ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Der Mörder kennt dich, und er hat irgendetwas mit dir vor. Warum sonst würde er sogar am Tatort eine Nachricht für dich hinterlassen?«
    »Ach«, erwiderte Lorenz. »Du meinst, dieser Zettel ist für mich bestimmt? Ich dachte, für die Polizei oder sonst wen.«
    Rita schüttelte den Kopf. »Opa, für wie blöde hältst du mich eigentlich? Ich weiß, dass du weißt, dass der Mörder dich quasi direkt angesprochen hat.« Sie zog ihren Notizblock hervor und las vor: »Warum der Alte sterben musst? Hat Opa Bertold es gewusst?« Sie hielt Lorenz die Notiz vor die Nase. »Opa, das ist eine Aufforderung an dich, ein Rätsel zu lösen. Und wenn ich dich jetzt zwingen würde, mir zu versprechen, dem nicht nachzugehen, würdest du mich anlügen. Da ich dich also nur zu gut kenne, möchte ich dich bitten, wenigstens mit mir und der leitenden Ermittlerin zusammenzuarbeiten und keine Extratouren zu unternehmen. Können wir uns darauf einigen?«
    Lorenz kraulte sich nachdenklich den Bart. »Sicher, mein Engel.« Er sah sich nach Gustav und Bärbel um, die leise tuschelnd ein paar Schritte hinter ihnen standen. »Was habt ihr da zu plauschen?«, fragte er. Bärbel wies lächelnd in Richtung der Baugrube, wo Benny offensichtlich heftig mit der hübschen Studentin flirtete.
    »Der agile Hänfling kommt gut an bei den jungen Damen«, meinte Lorenz. »Bärbel, hast du ihm etwa ein paar Tipps gegeben?«
    Bärbel lachte. »Nein, die braucht der Junge nicht. Er ist ein Naturtalent. Charmant, interessiert, kein Selbstdarsteller, aber hübsch und selbstbewusst. So was mögen die Mädchen.«
    Und tatsächlich interessierte sich die junge Frau offensichtlich auch für Benny. Sie hatte ihm erzählt, dass sie im dritten Semester Archäologie studierte und Vera Distel hieß. Und sie war sehr davon angetan, dass Benny in einer hochklassigen Seniorenresidenz arbeitete und dort alte Menschen pflegte. Er beobachtete, wie Vera behutsam die Erde bearbeitete, und kommentierte grinsend: »Wir machen doch ganz ähnliche Sachen. Du willst alte Dinge an die Oberfläche bringen, ich sorge dafür, dass die Alten noch eine Weile an der Oberfläche bleiben.«
    Vera Distel lachte, und Benny wusste, dass er sie für sich eingenommen hatte. Dann näherte sich der Professor und ging zielgerichtet auf Vera zu. Benny ahnte, dass seine Eroberung vertagt werden musste. Professor Gräbeldinger sagte: »Vera, würden Sie bitte die Leute hinten am Boden anleiten, dort die Erde sauber abzutragen? Da fehlt es noch an den Grundlagen der Grabungstechnik.«
    »Gerne«, antwortete Vera. »Ich glaube allerdings nicht, dass das etwas bringt. Wie Sie sehen, weist diese Erdschicht kaum Umwälzungen durch Landwirtschaft oder sonstige Bearbeitung auf. Wenn man hier etwas finden sollte, müsste man nicht so tief graben, wie dieser Aushub bereits ist.«
    »Na ja, mal nicht so pessimistisch«, meinte Gräbeldinger. »Machen Sie einfach weiter, und dann sehen wir, ob wir nicht doch was finden.« Damit ließ er die beiden stehen.
    »Hey«, sagte Benny. »Das ist wirklich genau wie in meinem Job. Ich hab meine Heimleiterin, Frau Klinkenberg, und du hast diesen Professor.«
    Vera strich sich eine Locke, die aus dem Kopftuch hervorgerutscht war, aus der verschwitzten Stirn. »Ach, ist schon okay. Der Alte ist der Chef, und er wird schon recht haben. Ich geh dann mal rüber. Sehen wir uns?«
    »Klar«, sagte Benny und strahlte übers ganze Gesicht, nachdem Vera ihm noch einmal zugewunken hatte und dann zu den anderen gegangen war. Er kehrte zu Lorenz, Bärbel und Gustav zurück. »Ist die nicht der Hammer?«, fragte er übermütig.
    »Wirklich ein sehr attraktives Mädchen«,

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