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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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hunderttausend lockermacht für eine neue Hebebühne oder ein paar Spitzenstars.«
    »Und welche Rolle spielte die Lechner in diesem Spiel?«
    »Ich würde sagen, sie war ein hübsches Accessoire. Der Beweis, dass er die Interessanteste kriegen kann. Ein schönes Paar am Opernball.«
    »Aber warum haben sie sich getrennt?«
    »Sehen Sie, Sophie war nicht dumm. Ich glaube, sie hat rasch gemerkt, dass er ihr nicht nur nützt. Vielleicht war es auch umgekehrt, und sie war die Berechnende. Für ihre Karriere war die Liaison mit Steiner nicht schlecht. Irgendwann ist das dann gekippt, und sie hat gemerkt, dass sie auch ohne ihn weiterkommt, vielleicht sogar noch besser. Konnte denn wer ahnen, dass irgendein Verrückter in Berlin so etwas tut?«
    »Warum sollte es es ein Verrückter gewesen sein?«
    »Ja wer denn sonst? Sie war eine Person, die das Außergewöhnliche, das Extreme gesucht hat, nicht nur auf der Bühne. Waren Drogen im Spiel?«
    »Hat Sophie Lechner denn Drogen genommen?«
    »In diesem Metier können Sie die, die keine nehmen, an einer Hand abzählen. Sophie Lechner gehörte nicht dazu.«
    »Wie war denn Ihr Verhältnis, als Frau Lechner nach Berlin gezogen ist?«
    »Gut. Wieso? Wir haben ihr sogar dazu geraten, diesen Schritt zu tun. Wir haben ihren Umzug organisiert und ihr erstes Engagement in Berlin auf die Beine gestellt.«
    »Wo waren Sie und Ihre Kollegin am vergangenen Donnerstag?«
    »Nicht in Berlin. Was bedeutet diese Frage?«
    »Seien Sie doch nicht so empfindlich. Es ist eine Routinefrage. Also?«
    Felicitas Zoltan stand auf, ging die paar Schritte zu ihrem Schreibtisch und klappte ihr schlankes Notebook auf. »Moment. Lassen Sie mich schauen… also, ich war im Theater, Volkstheater, Liliom, tolles Stück, sollten Sie sich anschauen. Gilda hat nichts in ihrem Kalender stehen, ich nehme an, sie war zu Hause.«
    »Gut. Bitte geben Sie mir die Handynummer von Frau Bayer, und halten Sie sich die nächsten Tage bereit, falls ich noch weitere Fragen habe. Sollte Ihnen noch etwas einfallen, rufen Sie mich an, hier ist meine Karte. Darf ich Ihre Toilette benützen?«
    »Natürlich, bitte sehr.« Wie auf Kommando sprang der kleine weiße Hund, der bisher friedlich auf dem dritten Sessel gelegen hatte, auf und lief in den Vorraum. Anna musste ihn mit dem Fuß von der Klotüre wegschieben, was mit einem wütenden Kläffen beantwortet wurde.
    »Giacomo! Aus! Komm hierher!«
    Anna Habel blieb ein paar Minuten länger als nötig in der Toilette. Der Spiegel über dem Waschbecken tauchte ihr Gesicht in ein barmherziges Licht, die kleinen Fältchen unter den Augen waren kaum zu sehen. Eine neue Lampe muss in mein Badezimmer, dachte sie und wusch sich die Hände mit Lavendelseife.
    »Sind Sie eigentlich gar nicht erschüttert vom Tod Ihrer Klientin, Mandantin, Kundin – wie sagt man?«
    Felicitas Zoltan starrte ihr unbewegt ins Gesicht, und ihre Antwort klang ziemlich gepresst. »Ist es verdächtig, wenn man seine Gefühle nicht offen zur Schau stellt?«
    »Nein, ist es nicht. Es hat mich einfach nur interessiert. Auf Wiedersehen.« Anna blieb noch einen Augenblick vor der verschlossenen Wohnungstür stehen und war sich ziemlich sicher, die Stimme von Frau Zoltan am Telefon zu hören.

15
    Thomas Bernhardt und Cornelia Karsunke wurden von der Referentin des Intendanten in den Zuschauerraum geführt. Im trüben, funzligen Licht dämmerte ein Theaterraum wie zu höfischen Zeiten, Logen, 1. und 2. Rang, an den Säulen antikisierende Frauenfiguren, viel Vergoldung, rote Plüschsessel. Der Intendant, der so gerne »Machete« im kapitalistischen Dschungel sein wollte, saß in der dritten Reihe an einem kleinen Tisch, eine Stehlampe warf einen scharfen Lichtkegel auf ein Manuskript. Links und rechts gruppierten sich ein paar junge Leute um ihn. Klare Ansage: Hier inszenierte der Chef noch selbst.
    Als die Referentin dem Intendanten leicht auf die Schulter tippte, vorsichtig und furchtsam, drehte der sich mit einem Schwung um, starrte Bernhardt und Cornelia einen Augenblick an, dann blitzte Erkennen auf, dem gleich die Wut folgte. »Jetzt nicht! Das ist unglaublich, wieso führst du die hier rein? Die sollen warten. Raus!«
    Bernhardt zwinkerte Cornelia zu, die verblüfft auf den Intendanten starrte.
    »Ey, was ist das denn für einer?«
    Bernhardt winkte ab. Solche Situationen liebte er. Reibung war immer gut.
    »Er macht Kunst, da darf das Profane nicht einbrechen.«
    Er sagte es so laut, dass der Intendant ihn

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