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Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition)

Titel: Nach dem Applaus: Ein Fall für Berlin und Wien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus-Ulrich Bielefeld , Petra Hartlieb
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toten Körper. Versuche rauszufinden, was er mir erzählt. Das ist total spannend.«
    »Ja, aber nicht so spannend, dass ihr euch jetzt beim Abendessen darüber unterhaltet!« Alexandra umarmte ihren Mann und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »So, meine Lieben, Essen ist fertig. Und weißt du, Anna, bei uns gibt es eine Regel: Wir sprechen beim Essen niemals über tote Menschen.«
    Der Abend verging wie im Flug. Die beiden schafften es trotz ihrer Innigkeit, Anna nicht das Gefühl zu geben, das fünfte Rad am Wagen zu sein. Sie unterhielten sich über die Kinder – Schimas Tochter war schon ausgezogen – und Alexandras Arbeit als Steuerberaterin.
    Als sie nach dem Essen im Wohnzimmer noch einen Abschiedstrunk nahmen, fielen Anna vor Müdigkeit fast die Augen zu.
    »Soll ich dich schnell runterfahren?«
    »Nein, nein. Ich geh zu Fuß!«
    »Jetzt? Um die Uhrzeit? Das ist doch viel zu weit.«
    »Nein, ich freu mich schon total drauf. Länger als zwanzig Minuten dauert das nicht, das tut mir gut.«
    Die steil nach unten verlaufende Czartoryskigasse war kaum gestreut, und ab und zu rutschte Anna trotz der festen Stiefel fast aus. Es hatte zu schneien aufgehört, am Himmel war sogar da und dort ein Stern zu sehen. In ein paar Häusern brannte noch Licht, man sah hohe Bücherwände, aus einem Fenster lehnte ein Mann und rauchte. Die Stadt kam ihr sehr friedlich vor.

20
    Bernhardt schwitzte. Er wusste, dass es im Stollen eines Bergwerks, tausend Meter unter der Erde, warm war. Aber doch nicht so heiß! Mit einem ratternden Presslufthammer, den er kaum unter Kontrolle halten konnte und der ihm immer wieder fast aus den Händen geschlagen wurde, ging er gegen eine schwarze, glänzende Wand vor. In großen Brocken brach die Kohle über ihm ein, sie würde ihn ersticken, wenn er nicht sofort davonlaufen und sich retten würde. Cellarius war längst verschwunden, auf dem Kopf stehend, war er weggetrieben worden. Aber Bernhardt machte weiter, er musste die Ermittlungen vorantreiben, ein Loch in die Wand schlagen, in den anderen Stollen gelangen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann wäre er verschüttet, es gab keine Hoffnung mehr, doch er kämpfte weiter, verzweifelt. Endlich hörte er die Alarmsirene, aber es war zu spät…
    Er wurde auf seine Matratze geschleudert, der Lärm der Sirene war jetzt unerträglich. Bernhardt wälzte sich auf die Seite und tastete nach seinem Handy. Verdammt, wo lag das? Er taumelte durch den dunklen Raum, endlich, warum hatte er das Handy auf die Fensterbank gelegt?
    »Ja?«
    »Tach, Kolleje, Meyer von der Einsatzleitzentrale hier, biste uffnahmefähig?«
    »Klar, seit einer Sekunde, voll und ganz.«
    Bernhardt hatte den Eindruck, mit seiner Zunge große gekochte Kartoffeln in seinem Mund zu wälzen. Aber Meyer schien das nicht zu stören.
    »Hier ist jerade ein Notruf einjegangen, spiel ick dir jetzt vor. Vastehste gleich, warum.«
    Eine gepresste, panische Stimme, undeutliche Nebengeräusche.
    »Nachricht an Kommissar Bernhardt, ich werde entführt, Sebastian Groß, Hilfe, wir sind östlich, Entführung, Hilfe, ich bin Sebastian Groß, Hilfe.«
    Dann: Stille.
    »Spiel das noch mal!«
    Bernhardt hörte ein schabendes Geräusch, bevor der Notruf abrupt abbrach. Was bedeutete das? Er versuchte den Strudel seiner Gedanken zu kanalisieren. Der Schauspieler Sebastian Groß, Lechners Ex, war entführt worden? Verdammt. Warum? Von wem? Wohin? Was hieß »östlich«? Östlich von wo?
    »Könnt ihr das Handy orten?«
    »Ja, ich habe alles in die Wege geleitet. Das Handy ist nicht abgeschaltet, aber es meldet sich niemand mehr.«
    »Du hältst mich auf dem Laufenden, klar? Ich fahr jetzt in die Keithstraße.«
    Er knipste das Licht an, kniff die Augen zusammen und starrte auf den Boden, bis er sich an die gleißende Helligkeit der nackten Birne an der Decke gewöhnt hatte. Drei Uhr sieben Minuten. Zwischen drei und vier Uhr morgens wurden die meisten Menschen geboren, und just in dieser Stunde starben auch die meisten, hatte er mal gelesen. Er tippte die Nummer von Cellarius ein und trat ans Fenster. Dunkelheit, Stille, am Himmel Sterne, ein blasser Vollmond, der sich schon zur Hälfte hinter dem Dach des gegenüberliegenden Hauses versteckte.
    »Was ist passiert?«
    Bernhardt schilderte Cellarius den Sachverhalt.
    »Ich komme, bis gleich.«
    Als Bernhardt in seine Klamotten stieg, hatte er ein Gefühl, das er schwer beschreiben konnte. Zufriedenheit? Vielleicht. Wie Cellarius reagiert hatte,

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