Nach dem Bankett.
küßten sie sich zum erstenmal.
Das Frühlingsquellenfest im Februar-Tempel
Schon lange hatten Noguchi und Kazu verabredet, zum Quellenfest nach Nara zu fahren. Aber Noguchi reiste auf Einladung eines Freundes, des Direktors einer Zeitung, die die ganze Reise arrangierte. Außer Noguchi waren noch ein achtzigjähriger Journalist, ein Industrieller und ein älterer Wirtschaftsexperte eingeladen. Als Kazu diese Einzelheiten erfuhr, konnte sie nicht verstehen weshalb Noguchi sie aufgefordert hatte, ihn bei dieser halbofziellen Reise zu begleiten.
Noguchi hielt Privates und Ofzielles stets streng auseinander. Daher war es undenkbar, daß er Kazu in die Einladung einbezog, ohne die anderen zu fragen Aber f alls sie auf eigene Kosten reisen mußten, hätten sie auch an einen anderen Ort fahren können. Kazu sah nicht ein, weshalb Noguchi eine solch aufallende Reise mit ihr unternehmen wollte. Sie hatte bereits von mehreren Leuten Berichte über die Zeremonie gehört und wußte, daß man sich, selbst wenn sie und Noguchi sich unabhängig von der Zeitungsgruppe machten, am Abend be dem Fest im Februar-Tempel unweigerlich trefen würde.
Außerdem war es ihr peinlich, Noguchi möglicherweise durch diese Reise fnanziell stark belasten zu müssen. Auch war ihr der Gedanke, vor Noguchis gebildeten Freunden unbedeutend zu erscheinen, nicht angenehm. Als Inhaberin eines Gasthauses nahm sie es ohne Zögern mit jedem einfußreichen Manne auf aber privat haßte sie es, mit solchen Leuten Konversation machen zu müssen.
Kazu konnte nur Vermutungen anstellen, und sie war gereizt, daß Noguchi ih keine Erklärung gab. Schließlich ließ sie alles Grübeln und ging mit einem Kuvert das zweihunderttausend Yen enthielt, zu Noguchi. Sie wollte ihm das Geld fü die Auslagen der Reise anbieten.
Sie war daran gewöhnt, daß bekannte Politiker, ohne eine Miene zu verziehen Geld annahmen. Sogar Nagayama Genki hatte sie gelegentlich um ein- ode zweihunderttausend Yen gebeten; er hatte insgesamt mehr als eine Million Yen von ihr bekommen.
Aber bei Noguchi war es anders: Das Geld wurde die Ursache für den ersten Streit zwischen ihnen. Kazu fand dabei heraus, daß Noguchi ganz unkomplizier über die Reise dachte. »Ich bezahle das Fahrgeld und die Hotelkosten für dich – das ist doch in Ordnung. Ich selbst bin ja eingeladen; um meine Auslagen brauche ich mich also nicht zu kümmern. Alle haben sich gefreut, als ich ihnen sagte, ich werde die Inhaberin des Setsugoan mitbringen. Sie wollten auch dich einladen, aber ich habe darauf bestanden, für deine Kosten selber aufzukommen. Das ist doch eine vernünftige Lösung, nicht wahr?«
»Aber es ist unsere erste gemeinsame Reise; ich würde lieber an einen stillen Ort fahren, wo wir allein sein könnten.«
»Wolltest du das? Und ich dachte, ich könnte dich meinen Freunden vorstellen.«
Diese Worte beendeten den Streit. Kazu war gerührt. Die reinen, unverfälschten Gefühle dieses Mannes erweckten strahlende Freude in ihr.
»Gut, dann machen wir es, wie du willst. Aber könnte ich nicht nach dieser Reise alle Herren zu mir einladen, als Dank dafür, daß ich sie begleiten durfte?« »Das wäre eine gute Idee«, pfichtete Noguchi ihr kühl bei.
Die Reisegesellschaft traf sich am Zwölften auf dem Tokio-Bahnhof zu dem Neun-Uhr-D-Zug »Schwalbe«. Kazu bemerkte mit Erstaunen, wie jung Noguchi in dieser Gruppe wirkte. Das war nur zu verständlich, denn drei der fünf Herren hatten die siebzig bereits überschritten.
Kazu hatte sich mit ihrer Reiseausstattung große Mühe gegeben; denn durch diese Reise gab sie ihre Beziehungen zu Noguchi zum erstenmal öfentlich zu. Sie wollte daher ein Muster in ihren Kimono färben lassen, das seinen Namen, Noguchi Yuken, versinnbildlichte. Aber das einzige Zeichen dieses steifen Namens, das zu einem malerischen Bild verwandelt werden konnte, war das No, was so viel bedeutete wie Feld.
Schon lange vor der Abreise begann sie mit den Vorbereitungen. Nach langem Hin und Her begnügte sie sich schließlich mit einem Muster, das sich zwar auf seinen Namen bezog, dessen Bedeutung aber nur ihr zugänglich war. Sie ließ sich aus grobkörnigem schwarzem Crêpe de Chine, in den weiße Ackerschachtelhalme und zartgoldener Löwenzahn eingefärbt waren, einen Kimono anfertigen. Das Muster sollte ein blühendes Feld im Frühling andeuten. Dazu trug sie einen für die Reise zweckmäßigen, grüngestreiften Obi und eine
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