Nach dem Bankett.
an und äußerte dann geradeheraus die ihre. Sie hatte nicht die Absicht, Setsugoan aufzugeben; da sie aber andererseits von einem Mann wie Noguchi Yuken nicht erwarten konnte, daß er zu ihr ins Setsugoan ziehen werde, schien es ihr unvermeidlich, daß ihr Zusammenleben etwas kompliziert würde. Kazu wollte das Wochenende mit Noguchi in seinem Hause verbringen und Montag morgens wieder zu ihrem Arbeitsplatz zurückkehren. Das ungefähr war der Kompromiß, zu dem sie beide gelangten.
Die klare Frühlingsluft und die Stille der ehemaligen altertümlichen Hauptstadt hatten das ihre getan: langsam dahinschreitend, hatten sie den Plan erwogen, und die Lösung, die sie schließlich gefunden hatten, war tatsächlich sehr vernünftig. Kazu wunderte sich im stillen, daß ein so unverhoftes Glück nur stille Freude und keine heftige Erregung in ihr auslöste.
Kazu sollte also die Frau eines Mannes aus vornehmer Familie werden. Es kam ihr zum Bewußtsein, daß dies das langersehnte Ziel ihres Lebens war. Sie war auf dem Lande, in Niigata, geboren und, nachdem sie ihre Eltern verloren hatte, von einem Verwandten, einem Gastwirt, adoptiert worden. Von dort war sie mit dem ersten Mann ihres Lebens nach Tokio durchgebrannt . . . Nach vieler Mühsal und Jahren harter Arbeit war es ihr gelungen, ihre heutige Position zu erlangen. Sie war immer fest davon überzeugt gewesen, daß alles, was sie sich einmal in den Kopf setzte, eines Tages verwirklicht werden würde. Dies war zwar eine Überzeugung, die jeder vernünftigen Grundlage entbehrte, aber in ihrem bisherigen Leben hatte sie sich als richtig erwiesen.
Bis zum letzten Herbst hatte sie geglaubt, daß alle ihre Erwartungen bereits erfüllt waren und daß die Überzeugung, die ihr Leben beherrschte, sich voll und ganz bewährt hatte. Sie war überrascht gewesen, zu entdecken, daß ihr Herz unvorhergesehen noch einmal Feuer gefangen hatte, als sie Noguchi begegnete. Da wurde ihr klar, daß sie aus der Überzeugung, ihr gelinge alles, was sie sich einmal in den Kopf gesetzt habe, doch noch einen Nutzen ziehen konnte.
Später wurde Kazu oft wegen der rätselhaften Übereinstimmung ihrer Leidenschaften mit dieser Überzeugung von der Gesellschaft beargwöhnt. Es wäre ungerecht zu behaupten, ihre Leidenschaft für Noguchi sei nur zweckgebunden gewesen oder sie habe einzig und allein nach Ruf und Ansehen gestrebt. Vielmehr hatte sich ihre Liebe zu Noguchi ganz natürlich und ungezwungen entwickelt, und der Traum war, obwohl sie sich gar nicht besonders angestrengt hatte, unversehens Wirklichkeit geworden. Sie hatte kaum gewußt, was sie tat, als sie den Wein zum Gären ansetzte; aber als er fertig war und sie ihn probierte, stellte sie fest, daß er nach ihrem Geschmack geraten war. Das war alles.
Das Mißverständnis entstand lediglich durch die übergroße naive Freude, mi der die allzu aufrichtige Kazu Noguchis Antrag annahm. Sie hätte etwas wenige Freude zeigen sollen.
Am Abend des 22. März war es recht milde für die Jahreszeit. Noguchi war frühe gekommen, um mit Kazu zu besprechen, wie die Gäste empfangen werden sollten. Auch bei einer solchen Gelegenheit blieb er ruhig und gelassen. Er setzte sich ins Wohnzimmer, neben Kazu, und gab mit gleichgültigem Gesicht seine Anweisungen.
Als Kazu ihm das Menü zeigte, fügte sie hinzu: »Ich möchte noch ein besonderes Gericht servieren lassen, das nicht auf dieser Karte steht. Es bezieh sich auf die Omizutori-Zeremonie; und da dieses Gericht schwer ist, möchte ich es nicht zu spät servieren lassen. Denn es wäre schade, wenn die Gäste es nich mehr essen könnten. Ich nehme aber an, daß du es erst am Ende bekanntgeben willst?«
»Was hat denn die Bekanntgabe mit dem Gericht zu tun?« fragte Noguch mißtrauisch, während er achtlos mit einem Metallstäbchen in der Asche des Kohlenbeckens herumstocherte.
»Verstehst du das nicht?« fragte Kazu zögernd; sie hatte, wie immer, etwas Angst vor Noguchis Reaktion. »Könntest du es nicht bekanntgeben, wenn das Gericht die Gäste in gute Stimmung versetzt hat? Das wäre doch stilvoll, und die Wirkung wäre sicher größer.«
»Verlangst du von mir, daß ich eater spiele?«
»Oh, keineswegs! Es war nur so eine Idee von mir. Bei Teezeremonien sind originelle Einfälle doch auch sehr beliebt, nicht wahr?«
»Ich begreife nicht, weshalb dir so an Beifall gelegen ist. Ich teile es doch nu meinen engsten Freunden
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