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Nach Dem Sommer

Nach Dem Sommer

Titel: Nach Dem Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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wimmern.
    Sie sprang auf und lief den Flur hinunter, drückte dabei auf sämtliche Lichtschalter und dann war sie verschwunden. Ich stöhnte und legte den Kopf auf die Knie. Nein, nein, nein, nein. Mir war nicht einmal mehr klar, wogegen ich kämpfen sollte. Gegen den Schmerz? Das Zittern?
    Da war sie wieder. Ihre Hände waren nass. Sie nahm mich bei den Handgelenken und ihre Lippen bewegten sich, formten unverständliche Laute. Laute, die für die Ohren von jemand anderem bestimmt waren. Ich starrte sie an.
    Wieder zerrte sie an mir; sie war stärker, als ich gedacht hätte. Ich richtete mich auf, seltsam überrascht, wie groß ich war. Ich schlotterte so sehr, dass mir ihre Jacke von den Schultern glitt. Die kalte Luft, die nun an meinen Hals drang, ließ mich von Neuem erschaudern und ich sackte beinahe wieder auf die Knie.
    Das Mädchen griff mich fester an den Armen und zog mich mit sich, dabei redete es ununterbrochen in leisem, beruhigendem Tonfall auf mich ein, der jedoch einen unerbittlichen Unterton hatte. Sie schob mich zu einer Tür, aus der Schwaden von Wärme strömten.
    Oh Gott, nein. Nein. Nein. Ich kämpfte und wehrte mich gegen ihren Griff, die Augen starr auf die andere Seite des kleinen, gekachelten Raums gerichtet. Wie ein Grab lag die Badewanne vor mir. Dampf erhob sich über dem Wasser, die Wärme war verführerisch, herrlich - aber jede Faser meines Körpers lehnte sich dagegen auf.
    »Sam, hör auf dich zu wehren! Es tut mir leid. Es tut mir so leid, aber ich weiß nicht, was ich sonst machen soll.«
    Noch immer sah ich nichts als die Badewanne vor mir und klammerte mich an den Türrahmen. »Bitte«, flüsterte ich.
    Im Geiste sah ich wieder die Hände, die mich in der Wanne festhielten, Hände, die vertraut rochen, nach Kindheit, Umarmungen und frischer Bettwäsche und allem, was ich je gekannt hatte. Sie tauchten mich ins Wasser. Es war warm, genauso warm wie mein Körper. Gemeinsam fingen die Stimmen an zu zählen. Niemand sprach mit mir. Eins. Zwei. Drei. Sie ritzten Löcher in meine Haut, ließen heraus, was darunter war. Feine, zarte Fäden zogen sich durchs Wasser und färbten es rot. Ich keuchte, kämpfte, weinte. Sie sagten nichts. Die Tränen der Frau fielen ins Wasser, als sie mich hinunterdrückte. Ich bin Sam , rief ich ihnen zu, versuchte verzweifelt, mein Gesicht oberhalb des roten Wassers zu halten. Ich bin Sam. Ich bin Sam. Ich bin
    »Sam!« Das Mädchen riss mich von der Tür weg, stieß sich von der Wand ab und prallte gegen mich; ich stolperte und fiel beinahe in die Wanne. Während ich um mein Gleichgewicht kämpfte, versetzte sie mir einen weiteren Stoß, ich prallte mit dem Kopf gegen die Wand und landete dann in dem dampfenden Wasser.
    Ich lag vollkommen still, ich sank, das Wasser schlug über meinem Kopf zusammen, verbrühte mir die Haut, verbrannte meinen Körper, ertränkte mein Zittern. Sanft hob Grace meinen Kopf aus dem Wasser, wiegte mich in ihren Armen, einen Fuß hinter mir in der Badewanne. Sie war tropfnass und schlotterte vor Kälte.
    »Sam«, sagte sie. »Oh Gott, es tut mir leid, furchtbar leid. Tut mir so leid, ich wusste einfach nicht, was ich sonst machen sollte. Bitte verzeih mir. Es tut mir leid.«
    Ich konnte nicht aufhören zu zittern, meine Finger krallten sich um den Wannenrand. Ich wollte raus. Ich wollte, dass sie mich festhielt, damit ich mich sicher fühlen konnte. Ich wollte das Blut an meinen Handgelenken vergessen. »Hol mich hier raus«, flüsterte ich. »Bitte hol mich raus.«
    »Ist dir warm genug?«
    Ich konnte nicht antworten. Ich verblutete. Ich ballte die Fäuste und zog sie fest an die Brust. Jedes Mal wenn das Wasser meine Handgelenke umschmeichelte, durchlief mich ein Schauder. Ihr Gesicht war voller Schmerz.
    »Ich gehe jetzt nach dem Thermostat suchen und stelle die Heizung an. Sam, du musst da drin bleiben, bis ich Handtücher gefunden hab. Tut mir so leid.«
    Ich schloss die Augen.
    Ein Leben verging, während ich versuchte, den Kopf über Wasser zu halten, unfähig, mich zu bewegen, und dann kam Grace endlich mit einem Stapel ungleicher Handtücher zurück. Sie kniete sich neben die Wanne und griff an mir vorbei; hinter meinem Kopf gurgelte es. Ich spürte, wie das Wasser mich in seinem roten Strudel mit hinunterzog.
    »Ich kriege dich da nicht raus, wenn du nicht mithilfst. Sam, bitte.« Sie starrte mich an, als wartete sie darauf, dass ich mich bewegte. Das Wasser floss mir von den Handgelenken, von den Schultern, vom

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