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Nach Dem Sommer

Nach Dem Sommer

Titel: Nach Dem Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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eigenartigen Unterton. Er sah die Kamera nicht an, aber ich konnte förmlich spüren, wie sehr seine Aufmerksamkeit darauf gerichtet war. Seine Beklemmung spiegelte sich unweigerlich in meiner Stimme wider, als ich sie einander vorstellte: »Das hier ist Olivia. Olive, Sam ist mein Freund. Ich meine, wir sind zusammen.«
    Eigentlich hätte ich einen Kommentar von ihr erwartet, doch sie sagte nur: »Ich kenne dich.« Sam neben mir wurde ganz steif, bis sie fortfuhr: »Aus der Buchhandlung, nicht wahr?«
    Sam hob kurz den Kopf und sie nickte beinahe unmerklich. »Ja. Aus der Buchhandlung.«
    Die Arme immer noch verschränkt, nestelte Olivia am Saum ihres Pullovers herum, starrte Sam aber weiter unverwandt in die Augen. Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Ich - trägst du Kontaktlinsen? Entschuldige, dass ich so direkt bin. Das fragt dich sicher jeder.«
    »Ja«, entgegnete Sam. »Fragt mich jeder. Und ja, ich trage Kontaktlinsen.«
    Etwas wie Enttäuschung flackerte in Olivias Gesicht auf. »Tja, sieht auf jeden Fall cool aus. Äh, war schön, dich kennenzulernen.« Dann wandte sie sich mir zu und sagte: »Es tut mir leid. Das war ein echt blöder Grund zu streiten.«
    Was immer ich auch hatte sagen wollen, es verpuffte einfach, als sie sich entschuldigte.
    »Mir tut's auch leid«, bestätigte ich ein wenig lahm, denn ich wusste gar nicht genau, wofür ich mich da eigentlich entschuldigte.
    Olivia sah erst Sam an und dann wieder mich. »Ja, dann ... Ich -rufst du mal an? Nachher?«
    Ich blinzelte überrascht. »Ja, klar! Wann?«
    »Ich - oder kann ich dich anrufen? Ich weiß noch nicht, wann es passt. Ist das in Ordnung? Kann ich dich einfach auf dem Handy anrufen?«
    »Sicher, wann du willst. Oder sollen wir uns lieber jetzt irgendwo hinsetzen und reden?«
    »Ähm, nein, jetzt kann ich nicht, wegen John.« Sie schüttelte den Kopf und sah wieder Sam an. »Er wollte so gern, dass wir mal was zusammen machen. Aber später geht es auf jeden Fall. Danke, Grace, im Ernst. Tut mir so leid wegen unseres blöden Streits.«
    Ich presste die Lippen aufeinander. Warum bedankte sie sich bei mir?
    Johns Kopf erschien in der Tür der Buchhandlung. »Olive? Kommst du jetzt mal, oder was?«
    Olivia winkte uns zu und verschwand mit einem Pling der Tür im Geschäft.
    Sam verschränkte die Hände hinter dem Kopf und stieß einen lauten, zittrigen Seufzer aus. Die Hände immer noch erhoben, lief er auf dem Gehsteig einmal im Kreis.
    Ich ging an ihm vorbei und öffnete die Beifahrertür. »Und, hast du vor, mir zu erzählen, was da eben los war? Bist du bloß kamerascheu oder steckt noch mehr dahinter?«
    Sam ging um den Bronco herum auf die Fahrerseite, stieg ein und schlug die Tür hinter sich zu, als wollte er damit Olivia und das ganze seltsame Gespräch aussperren. »Entschuldige. Es ist nur - ich habe letztens einen von den anderen Wölfen gesehen, und diese Angelegenheit mit Jack macht mich auch ganz nervös. Und Olivia - sie hat uns alle fotografiert. Als Wölfe. Meine Augen ... Ich hab befürchtet, dass Olivia vielleicht mehr über mich weiß, als sie sich hat anmerken lassen, und da hab ich ... einfach die Nerven verloren, ich weiß schon. Ich hab mich benommen, als wäre ich total durchgeknallt, oder?«
    »Ja, hast du. Zum Glück war sie aber noch durchgeknallter. Ich hoffe, sie ruft nachher wirklich an.« Irgendwie hatte ich ein unangenehmes Gefühl.
    Sam legte mir die Hand auf den Arm. »Willst du irgendwo was essen gehen oder lieber nach Hause fahren?«
    Ich stöhnte und vergrub das Gesicht in den Händen. »Komm, wir fahren einfach nach Hause. Oh Mann, es ist so komisch, überhaupt nicht zu wissen, wovon sie da eigentlich geredet hat.«
    Sam sagte dazu nichts, aber es stimmte. Wieder und wieder spulte ich im Geiste das ab, was Olivia gesagt hatte, und versuchte herauszufinden, warum mir die Unterhaltung so seltsam vorgekommen war. Was war dabei ungesagt geblieben? Wahrscheinlich hätte ich mehr darauf eingehen müssen, als sie sich bei mir entschuldigte. Aber was hätte ich denn sagen sollen?
    Schweigend fuhren wir zurück nach Hause, als mir plötzlich klar wurde, wie entsetzlich selbstsüchtig ich mich gerade benahm.
    »Tut mir leid, ich ruiniere ja unser ganzes Date.« Ich griff nach Sams freier Hand; er schloss die Finger fest um meine. »Zuerst heule ich - und, nur zu deiner Information, das mache ich sonst nie -und jetzt lasse ich mich von Olivia total durcheinanderbringen.«
    »Ach, sei still«, befahl

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