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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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Seite stand: WETTER 16A. Und außerdem: GRENZGEBIET 16A.
    Seite 16A war die Rückseite der Zeitung. Auf der oberen Hälfte der Seite war eine Karte der Vereinigten Staaten abgedruckt, auf der die regionalen Wetterlagen eingetragen waren. Die untere Hälfte nahm eine Karte der Vereinigten Staaten ein, auf der die Grenzzonen eingezeichnet waren.
    »Um Himmels willen«, sagte Cohen.
    Eine blau getönte Fläche durchtrennte das Land und bedeckte alle Staaten, die östlich und westlich des Mississippi lagen. Über der Fläche stand: FLUTGEBIET . Texas und die südöstliche Region oberhalb der Linie bis nach Tennessee und North Carolina waren rot getönt. ZONE MIT BEGRENZTER VERWALTUNG UND SICHERHEIT stand darüber. Die Linie war dick und schwarz eingezeichnet und befand sich an ihrem ursprünglichen Platz, etwa neunzig Meilen im Inland. Die Gegend südlich davon war rotbraun eingefärbt, und darüber stand ZUGANG VERBOTEN . Auf beiden Seiten des »Flutgebiets«, im Nordosten und im Westen, war die Karte grün gezeichnet, und über diesen Regionen stand SICHERE VERWALTUNGSZONE.
    Cohen warf die Zeitung auf den Tresen. Er war völlig verblüfft, warf dem Wirt an der Tür einen ungläubigen Blick zu und schaute mit leerem Blick auf das Gesindel auf dem Gehsteig.
    Er hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte.
    »Sieht nicht so klasse aus, was?«, sagte die schwarze Frau, die am Grill arbeitete.
    Er hörte sie nicht.
    »He«, sagte sie lauter.
    Cohen schüttelte den Kopf und schaute sie an.
    »Ich sagte, sieht nicht so klasse aus, oder?«, wiederholte sie und deutete mit dem Pfannenwender auf die Zeitung.
    Cohen riss sich zusammen und schüttelte den Kopf.
    Er stand auf und ging zurück zu dem Wirt am Eingang.
    Eine Frau mit einer Decke über Kopf und Schultern lief auf sie zu. Sie streckte eine Hand aus und sagte: »Haben Sie Kleingeld? Haben Sie Kleingeld?«
    »Hab ich nicht«, sagte der Wirt. »Außerdem kann man sich mit Kleingeld nichts kaufen.«
    Sie ging weiter. Ein Donnerschlag war zu hören, ein Blitz flammte auf, und einige, die auf dem Gehsteig standen, applaudierten und schrien Bravo.
    Der Wirt drehte sich um, bemerkte Cohen und fragte: »Und? Haben Sie sich schlau gemacht?«
    »Ja, mehr, als ich wollte.«
    Wieder donnerte es laut, und wieder hörte man das Geschrei.
    »Das tun die wahrscheinlich den ganzen Tag, schätze ich.«
    »Den ganzen Tag und die ganze Nacht. Auf den Gehsteigen ist nie Ruhe. Die kriechen aus ihren Häusern wie die Ratten. Züchten sogar schon kleine Ratten. Es ist wirklich eine Schande. Früher saß ich hier jeden Morgen und las die Zeitung. Trank meinen Kaffee. Grüßte alle, die vorbeikamen. Ach, übrigens, ich bin Big Jim.«
    Sie gaben sich die Hand, und Cohen zündete sich eine Zigarette an. Sie standen da, schauten in den Regen und sahen zu, was die anderen machten. Als Cohen aufgeraucht hatte, warf er die Kippe auf den Boden. Ein krummer alter Mann bückte sich, hob die Kippe auf und versuchte, sie weiterzurauchen.
    »Raus hier!«, brüllte Big Jim. Der alte Mann schaute ihn gleichgültig an und schlurfte davon.
    Big Jim verschränkte die Arme und sah Cohen an. Dann warf er einen Blick auf ihren Tisch.
    »Ich hab zwei Zimmer im ersten Stock. Ich wohne im zweiten, also müsst ihr euch wahrscheinlich keine großen Sorgen machen. Was Besseres kriegt ihr nicht.«
    »Wie viel?«
    »Hundert.«
    »Hundert was?«
    »Dollar.«
    »Für beide?«
    »Für jedes Einzelne.«
    »Jesus.«
    »Prima, also beide. Wie lange wollen Sie bleiben?«
    Cohen schaute in den Regen. Stellte sich einen Ort vor, wo die Sonne auf die Gehsteige schien. »Bei hundert Dollar die Nacht bestimmt nicht lange.«
    Cohen ging zurück zu ihrem Tisch und setzte sich. Die Teller waren leer, und sie hockten erschöpft auf den Sitzen. Alle drei hatten mehr Farbe im Gesicht, als hätten sie mit dem Essen einen Zaubertrank für gute Laune eingenommen.
    »Wir können heute Nacht oben schlafen«, sagte Cohen. »Da gibt’s zwei Zimmer. Der Wirt wohnt oben drüber, also wird es wahrscheinlich ruhig bleiben.«
    »Und morgen fahren wir weiter?«, fragte Mariposa.
    Cohen hatte sie verstanden, antwortete aber nicht. Er wiederholte die Frage immer wieder für sich und betonte das Wort »wir«. Fahren wir morgen? Ja, dachte er. Wir.
    »So, wie’s da draußen aussieht, werden wir morgen nirgendwo hinfahren«, sagte Evan.
    »Wir warten erst mal ab, was aus den Stürmen wird.«
    Die Frau kam und füllte ihre Kaffeebecher auf.
    »Glaubst du,

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