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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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zurückkomme.«
    »Geschenkt«, sagte Charlie.
    »Sag ihnen das.«
    Charlie wandte sich an die Männer und sagte, alles bleibt da, wo es ist, sonst bekommt ihr keinen Cent mehr. Sie nickten. Während Charlie mit ihnen sprach, beugte sich Cohen zu Evan, schob das Geld unter sein Bein und flüsterte: »Vierundzwanzig Stunden, und dann tut ihr, was ihr tun müsst.« Evan nickte.
    Mariposa ging ums Bett herum und strich Brisco eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie steckte die Decke um ihn herum fest, und dann schaute sie Evan an, der ihren Blick erwiderte. Es war ein kurzer, wortloser, mitfühlender Blick. Sie überlegte, ob sie Auf Wiedersehen sagen sollte, aber ihr gefiel nicht, was darin mitgeschwungen hätte.
    »Die Zeit ist rum«, sagte Charlie.
    Cohen hauchte Evan noch mal zu, vierundzwanzig Stunden. Dann ging er mit Mariposa zur Tür hinaus. Draußen stand Charlie und wedelte mit der Waffe herum wie ein Platzanweiser. Cohen und Mariposa stiegen die Treppe hinunter, und Charlie schloss die Tür. Er befahl seinen Männern, vor der Tür zu bleiben und sicherzustellen, dass die Jungs nicht rausgingen, es sei denn, das Gebäude fing Feuer, was aber nicht passieren würde. Als sie alle drei unten angekommen waren, stieß Charlie die Pistole in Cohens Rücken, schob die beiden aus dem Café in die Nacht und sagte, mach keinen Quatsch, Cohen. Es wird genau das getan, was ich will, sonst gibt’s Ärger.

43
    Die Linie war offiziell vor sechs Monaten in Kraft getreten, und der Jahrestag von Elisas Tod rückte näher. Er hatte sich bemüht, aktiv zu bleiben. Hatte zu vermeiden versucht, an den Jahrestag ihres Todes zu denken. Eines Morgens war er draußen gewesen und hatte unter die Motorhaube des Jeeps geschaut, als er das Pferd auf dem Feld hinter dem Haus bemerkte. Eine Stute. Sie war braun, und ihr nasses Fell schimmerte. Sie trug einen Sattel, aber ein Reiter war nicht zu sehen. Er legte den Schraubenschlüssel beiseite und wischte sich die Hände ab. Blieb still stehen, während die Stute unsicher zu ihm blickte. Er wollte sie nicht verschrecken. Sie senkte den Kopf und zupfte Gras, dann schaute sie sich um, schaute zu Cohen hin und machte einige Schritte auf das Haus zu.
    Er ging langsam über den Hinterhof, kletterte über den Stacheldraht und betrat das Feld. Das Pferd bewegte sich weiter und blieb vor einer umgekippten Eiche stehen. Sein Fell hatte die gleiche Farbe wie die feuchte Erde, die an den riesigen Wurzeln des alten Baums klebte. Cohen hielt an. Die Stute war verunsichert, aber neugierig. Er stieß einen Pfiff aus, und sie schaute ihn an. Bewegte sich wieder einige Schritte auf ihn zu. Er kam näher, sie ebenfalls, und nach einer weiteren Minute vorsichtiger Annäherung stand er nur noch eine Armlänge von ihr entfernt.
    Er schaute sie an, ohne sie zu berühren. Er sprach mit ruhiger Stimme, während er um sie herumging, um nachzuschauen, ob sie verletzt war. Von ihrem Schwanz und ihrer Mähne tropfte das Wasser, sie war dreckbespritzt, aber anscheinend nicht verletzt. Am Sattel hing eine Satteltasche, auf beidem war ihr Name eingraviert: Habana.
    Sie schnaubte. Schüttelte die triefend nasse Mähne. Er streckte die Hand aus, um sie zu streicheln, und sie reckte ihm den Hals entgegen. Er hielt die Hand ganz ruhig, sprach mit ihr, und dann berührte er sie, und sie ließ es zu. Er streichelte ihre Schnauze, ließ seine Hand über ihren Hals gleiten. Klopfte darauf. Dann drehte er sich um und ging auf das Haus zu. Dabei sprach er mit ihr, forderte sie auf, mitzukommen, aber sie folgte ihm nicht.
    »Komm«, sagte er wieder und stieß einen Pfiff aus. »Lass uns mal deinen Sattel abschnallen. Komm schon. Ich bin nicht böse.«
    Sie drehte sich um und schaute in die Richtung, aus der sie gekommen war, zu den zerzausten Bäumen am Rand des Felds.
    »Komm schon, Mädchen.«
    Sie folgte ihm nicht, sondern ging in die andere Richtung.
    Jetzt war Cohen erstaunt. Er trug keine Regenjacke und hatte seine abgesägte Schrotflinte nicht dabei. Aber er hatte das Gefühl, dass sie verschwinden würde, wenn er erst seine Sachen holte. Er trug seine Regenstiefel und entschied, dass das ausreichen musste. Dann folgt er ihr.
    Sie führte ihn in das Wäldchen und ging unter den zerzausten Baumwollsträuchern, Eichen und Kiefern weiter. Er blieb sieben oder acht Schritte hinter ihr. Ab und zu drehte sie sich um, um sich zu versichern, dass er noch da war. Sie gingen eine halbe Stunde lang so weiter, und Cohen war bereits

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