Nach dem Sturm: Roman (German Edition)
Big Jim schob ein paar Kartons beiseite, kniete sich hin und hob ein quadratisches Stück aus dem Fußboden. Darunter befand sich ein kleiner, rechteckiger Tresor. Big Jim drehte ein paar Mal am Knopf und öffnete die Tür. Er fasste hinein und holte einen zerfledderten Umschlag hervor, aus dem er ein Bündel Fünfziger und Hunderter zog. Zwei, die ganz oben lagen, reichte er Charlie.
Charlie strich sie auf seiner Handfläche glatt. Die Scheine waren gewellt, weil sie nass gewesen waren, aber ansonsten sahen sie ziemlich sauber und neu aus.
»Dieser Mistkerl«, sagte Charlie.
42
Charlie stand auf dem Gehsteig und wartete auf Cohen, der auf ihn zulief. Charlie nahm sich eine Zigarette und zündete sie an. Cohen winkte und kam näher.
»Genau dich wollte ich treffen«, sagte Cohen.
»Echt? Ich wollte gerade das Gleiche zu dir sagen«, meinte Charlie. »Lass uns reingehen.« Er deutete ins Café. Sie traten ein. Mariposa war gerade heruntergekommen und saß allein in einer Nische. Sie gingen zu ihr, und Cohen setzte sich neben sie. Charlie blieb stehen.
»Gehört sie jetzt zu dir?«, fragte er.
Cohen nickte.
»Bist du sicher?«
»Willst du dich nicht setzen?«
Charlie schob sich auf die gegenüberliegende Bank.
»Ich brauche Benzin«, sagte Cohen. »Hast du welches?«
Charlie schaute sich im Café um und zog an seiner Zigarette.
»Charlie?«
Er nahm einen tiefen Zug und starrte Cohen wissend an. »Ich habe Neuigkeiten«, sagte er.
Cohen sah zu Mariposa, dann wieder zu Charlie. »Was für welche?«
»Über diese Jagd, auf der ich mich schon so lange befinde.«
»Du meinst die Schatzsuche?«
»Ganz gleich, wie du es nennen willst.«
»Lass mich raten«, sagte Cohen und grinste. »Du kennst jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt.«
»Viel besser«, sagte Charlie. Er rauchte wieder und warf Cohen einen süffisanten Blick zu. »Ich kenne den Mann.«
Cohen bat ihn um eine Zigarette. Er zündete sie an, schaute aus dem Fenster und dann wieder zu Charlie.
»Ich denke, du kennst ihn auch«, sagte Charlie.
»Woher sollte ich ihn kennen?«
»Du weißt, wen ich meine. Ich kenne ihn schon, seit er ein kleiner Junge war. Ich war ein Kumpel von seinem Vater. Hab zugeguckt, wie er Reiten lernte. Hab zugesehen, wie er Ball spielte. Hab ihm sogar mal zu Nikolaus Spielsachen geschenkt. Man würde erwarten, dass so jemand sich wie ein Freund verhält. Aber das ist eindeutig nicht der Fall.«
Cohen lachte vor sich hin. »Das ist ja eine interessante Theorie.«
»Es ist keine Theorie. Wollen wir weiter Verstecken spielen oder auf den Punkt kommen? Meine Geduld ist nämlich am Ende.«
»Wieso glaubst du, ich wüsste, wo das angebliche Geld vergraben ist?«
»Ich glaube nicht, dass du weißt, wo es vergraben ist, weil es nicht mehr vergraben ist. Ich denke, du weißt, wo es zu finden ist.«
»Und ich denke, dass der Regen dir das Gehirn aufgeweicht hat.«
Charlie rauchte seine Zigarette auf und drückte sie in den Metallaschenbecher neben der Ketchup-Flasche. Dann lehnte er sich zur Seite, zog seine Pistole und zeigte sie Cohen und Mariposa.
»Legt eure Hände auf den Tisch.«
»Charlie.«
»Legt. Eure. Hände. Auf den Tisch.«
Cohen tat, was er verlangte.
»Du auch, Schätzchen.«
Mariposa legte ihre Hände auf den Tisch.
»Ich sagte dir doch, dass ich keine Spielchen spiele«, erklärte Charlie, während er die Waffe unter den Tisch steckte. Seine Augen blickten hektisch hin und her. »Sieh dich doch mal um. Schau dir an, wo du bist. Hier in diesem Café oder da draußen ist niemand, der nicht etwas von mir braucht. Niemandem hier würde es gefallen, wenn mein Laster nicht mehr vorbeikäme. Hier spielt das Gesetz keine Rolle. Du hockst hier in einer von Charlies Städten. Ich kann mir jede Gefälligkeit für eine Flasche Tequila bei den Typen da draußen kaufen. Ich werde jetzt also bis fünf zählen. Wenn ich fünf sage, kriegt sie eine Kugel ab, und zwar da, wo sie es nicht so gern hat. Zwischen eins und fünf kannst du dir überlegen, ob du mir was zu sagen hast.«
»Charlie, lass das doch«, sagte Cohen.
»Eins.«
»Lass uns reden und steck das Ding weg.«
»Zwei.«
»Cohen«, sagte Mariposa mit zitternder Stimme.
»Drei.«
»Ich hab es«, sagte Cohen.
Charlie griff in seine Jacke, holte einen Flachmann heraus und reichte ihn Cohen. Cohen drehte den Verschluss auf, nahm einen Schluck und gab die Flasche zurück. Charlie trank und stellte sie auf den Tisch. Draußen trommelte der
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