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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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Morgen, gleich bei Tagesanbruch, waren sie wieder zur Stelle.
    Dieses Mal hatte Cohen seine Schrotflinte dabei, außerdem eine Schaufel und Handschuhe. Als er das Haus erreichte, waren die Geländewagen nicht da. Der Pferdeanhänger stand noch an seinem Platz.
    Cohen blieb am Waldrand stehen und wartete ab. Als er sicher war, dass niemand da war, ritt er zu der Stelle am Zaun, wo die Männer gegraben hatten. Als er am Zaun entlangritt, bemerkte er an jedem Pfosten auf der südlichen Seite des Zauns Löcher. Sie waren alle einen Meter breit und einen Meter tief.
    Er stieg vom Pferd, band es an einem der Holzpfosten fest, und dann begann er zu graben, ohne genau zu wissen, warum. Er grub weitere fünf Löcher, dann hörte er auf. Sein Rücken tat weh, und seine Hände schmerzten. Es war jetzt später Vormittag. Er hatte das Gefühl, dass die Männer in den Geländewagen bald zurückkommen würden. Dann sollte er besser nicht hier sein. Also ging er.
    Am nächsten Tag kam er noch vor Tagesanbruch beim Zaun an und bemerkte, dass sich inzwischen entlang der ganzen südlichen Linie Löcher befanden, außerdem zehn weitere auf der westlichen Seite.
    Er stieg ab, band Habana an und machte sich an die Arbeit. Die ganze Dämmerung hindurch grub er, dann fing es an zu regnen, und er hörte auf. Als sie zu seinem Haus zurückritten, erklärte er Habana, dass er keine Ahnung hätte, was er da überhaupt machte. Mein Rücken tut höllisch weh.
    Am nächsten Morgen war er wieder da. Ein leichter Regen fiel und machte ihn nervös beim Graben, weil er jetzt nicht so gut hören konnte, wenn die Geländewagen zurückkehrten. Habana schien nicht glücklich darüber zu sein, dass sie im Regen stehen musste, und bewegte sich mehr als sonst umher, hob die Hufe und stampfte damit auf den nassen Boden. Eine Stunde nach Sonnenaufgang war er völlig durchnässt, ihm tat alles weh, und er kam sich dämlich vor.
    Und dann stieß er mit der Schaufel auf etwas. Er hatte ungefähr einen halben Meter tief gegraben und berührte etwas Festes und Solides. Und nun begann er hastig zu graben, als hätte man ihn auf doppelte Geschwindigkeit eingestellt. Das Adrenalin und seine Einbildungskraft trieben ihn an, und nach wenigen Minuten hatte er alle vier Seiten des Koffers freigelegt. Er war länger und breiter als alle Löcher, die bislang gegraben worden waren. Er machte sich nicht die Mühe, das ganze Ding auszubuddeln, sondern schob den Dreck von der Oberseite und drum herum. Als er damit fertig war, legte er sich drauf und stellte fest, dass der Schrankkoffer genauso lang war wie er selbst. Er streckte die Arme aus und umfasste mit den Händen die Außenseiten. Nun stand er auf und blieb auf dem Koffer stehen. Er überlegte, was zu tun war. Die Kofferriegel waren abgeschlossen, und er wollte sie nicht aufschießen, weil es zu viel Lärm verursachte, aber ihm blieb keine andere Wahl. Er schoss, und Riegel und Schloss zerbarsten. Habana bäumte sich auf und wieherte. Er warf die Flinte beiseite, stieg vom Koffer herunter und kniete sich an den Rand der Grube. Dann packte er den Kofferdeckel und zog ihn auf.
    Er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Er schaute sich um, als würde er irgendwo eine versteckte Kamera vermuten und erwarten, dass jeden Moment ein paar Witzbolde aus dem Gebüsch kamen, auf ihn zeigten und sich kaputtlachten. Es waren lauter Geldbündel. Hübsch zusammengebunden und säuberlich geordnet. Neu und glatt. So perfekt, dass sie wie Fälschungen wirkten.
    Er holte Habanas Satteltasche und stopfte so viel hinein, wie er konnte. Als sie gefüllt war, schob er sich die Geldbündel in die Taschen seiner Jacke, seiner Hosen, in seine Stiefel und überall sonst hin, wo er sie unterbringen konnte. Als er fertig war, stieg er auf und jagte mit Habana davon, trieb sie mitten durch das unübersichtliche Terrain mit seinen umgekippten Bäumen und herumliegenden Stämmen bis nach Hause. Dort stieg er ab, schleppte die Tasche ins Haus, lud sie aus, rannte zurück, stieg auf und jagte zurück. Bis zum Mittag konnte er noch zwei Ladungen nach Hause bringen. Die ganze Zeit über fiel der Regen stetig, und Habana schien müde zu werden, aber er hatte noch nicht einmal die Hälfte des Geldes aus dem Koffer geholt.
    »Nur noch einmal«, sagte er zu seinem Pferd, als sie wieder losritten.
    Doch diesmal waren die Geländewagen da, als sie am Waldrand ankamen. Die Männer waren auch da und schrien sich gegenseitig an. Er wartete nicht ab, was

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