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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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sie als Nächstes tun würden.
    Er wendete sein Pferd und verschwand.

44
    Evan wurde klar, dass es egal war, was der alte Mann gesagt hatte. Es spielte keine Rolle, was vereinbart worden war, und dass Hände geschüttelt worden waren, um die Abmachung zu besiegeln. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die beiden Männer draußen vor der Tür sich entschlossen, hereinzukommen, um das Zimmer nach Wertgegenständen zu durchsuchen. Es war nicht schwer, darauf zu kommen, man musste nur seinen gesunden Menschenverstand benutzen und sich an Cohens Geflüster erinnern: Vierundzwanzig Stunden!
    In weniger als einer Minute hatte sich seine Welt total verändert. Im einen Moment lag er noch auf dem Bett und schaute fern, neben sich den selig schlafenden Brisco. Im nächsten Moment schubste ein Mann mit einer Pistole Cohen und Mariposa ins Zimmer, und Cohen erklärte ihnen, dass er noch mal nach da unten fahren musste, und dass diese beiden Männer vor ihrer Tür Posten stehen würden, damit sie nicht abhauten, bevor sie zurück waren. Brisco war nicht wach gewesen, als das passierte, und Evan war sehr froh darüber. Nun lief Evan im Zimmer auf und ab, schaute seinen kleinen Bruder an, sah zum Fenster, ging ins Badezimmer, kam wieder heraus und wiederholte im Kopf ständig Cohens Worte und fragte sich, was zum Teufel sie bedeuten sollten.
    Vierundzwanzig Stunden, und dann tut ihr, was ihr tun müsst.
    Die Lampe auf dem Nachtschränkchen verströmte ein diffuses Licht. Draußen war der Wind stärker geworden und schleuderte den Regen gegen das Fenster und die anderen Häuser rund um den großen Platz. Evan hörte, wie die Männer im Flur miteinander redeten, aber er konnte nicht verstehen, was sie sagten. Nur dumpfe Worte in einer dumpfen Nacht, aber er musste gar nicht die Details verstehen, um zu wissen, worum es ging. Sie sprachen über das, worüber alle anderen menschlichen Wesen, die er je getroffen hatte, sprachen: Wie viel kann ich rausschlagen, und wie fange ich es am schlausten an?
    Er schob die Hand unter die Matratze und zog die Pistole heraus, die Cohen ihm gegeben hatte. Er steckte sie hinter dem Rücken in seine Hose und wusste, dass er auch die andere an sich nehmen musste. Er ging durchs Badezimmer in das andere Zimmer und dort zur Kommode. Zuletzt hatte er gesehen, wie Cohen sie dort hineingelegt hatte. Er zog die Schublade auf, aber sie war nicht mehr da. Er fragte sich, ob Cohen sie vielleicht heimlich mitgenommen hatte, aber er konnte nicht glauben, dass Charlie einen solchen Fehler beging. Im Zimmer herrschte ein einziges Durcheinander. Kleider lagen auf dem Boden und auf den Stühlen, Bettdecken und Laken lagen durcheinander und hingen vom Bett herab. Evan hob die Tücher hoch und schob die Klamotten beiseite, er öffnete das Nachtschränkchen, die anderen Schubladen der Kommode, suchte das Wandregal ab und zwischen den Matratzen, aber er konnte die Waffe nicht finden. Er kniete sich hin und spähte unter das Bett, wo die Gewehre und die Schrotflinte lagen. Die Männer da draußen würden bestimmt höchstens vierzehn Sekunden brauchen, um sie zu finden, und was wäre dann?
    Er trat ans Fenster und schaute hinaus. Sie befanden sich im ersten Stock, und das Vordach befand sich ungefähr drei Meter unterhalb des Fensters. Evan war sich allerdings ziemlich sicher, dass es nicht halten, sondern zerbersten oder sogar umkippen würde, wenn man hinuntersprang, und dann konnte es übel enden. Er versuchte, das Fenster zu öffnen, um sich das genauer anzusehen, aber es war zugenagelt. Man müsste das Fenster also erst mal aufbrechen. Nachts und bei Sturm war es vielleicht möglich, auf diese Weise zu flüchten. Aber dann müsste er Brisco aus dem zerbrochenen Fenster nach unten ablassen, auf das ramponierte Vordach, und zwar während des Sturms. Je mehr er über dieses Szenario nachdachte, umso schlimmer wurde es.
    Er ging zurück in ihr Zimmer, wo Brisco noch immer schlief, und warf einen Blick auf den Digitalwecker auf dem Nachtschränkchen. Eine Stunde war vergangen, und er vermutete, dass es nicht mehr lange dauerte, bis sie reinkamen. Er ging leise zur Tür und legte das Ohr dagegen. Sie hatten aufgehört zu reden. Er wartete darauf, dass sie wieder anfingen.
    Nichts. Nur das Prasseln des Regens und der peitschende Wind.
    Er zog den Kopf zurück und schaute den Türknauf an. Darüber befand sich eine Türverriegelung, die nicht zugedreht war. Er fasste danach und drehte sie zu.
    Auf der anderen Seite sagte

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