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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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Brennbarem umschaute. In der Kirche sammelte er trockene Äste, aber alle, die groß genug waren, um länger zu brennen, waren zu feucht und modrig. Er kletterte auf den umgefallenen Baum, brach Zweige ab und warf sie auf einen Haufen. Dann kletterte er nach unten ins Chorgestühl und nahm ein paar von den Stühlen mit. Zweige und Stühle schichtete er auf, und nun schien es genug zu sein, um die ganze Nacht vorzuhalten. Oder zumindest so lange, bis er noch ein paar Stunden schlief, denn morgen würde es keine Gelegenheit mehr geben, sich auszuruhen. Er fühlte sich schuldig, weil er den Nachmittag verschlafen hatte, aber immerhin war er dadurch wieder ein wenig zu Kräften gekommen, und er wusste, dass ihm ein Kampf bevorstand.
    Er zündete das Feuer auf dem Treppenabsatz vor der Eingangstür an. Der Rauch stieg auf, blieb kurz unter dem Dach des Vorbaus hängen und verwehte dann in der Nacht. Er setzte sich auf einen der Stühle, sah zu, wie der andere brannte, trank etwas Wasser und schluckte Aspirin. Habanas Sattel und Zaumzeug lagen auf dem Spendentisch, und der Hund hatte es sich neben ihm auf dem Zementboden auf einem violetten Chorhemd bequem gemacht, das Cohen in der Sakristei gefunden hatte. Der Regen fiel jetzt leichter und hörte ein- oder zweimal sogar ganz auf.
    Er sprach mit dem Hund.
    »Das Erste war weiß. Ein alter Klepper, langsam, aber zuverlässig, wie das erste Pferd sein sollte. Man will ja nicht, dass sein Kind auf einem Tausendsassa reiten lernt. Wir wussten gar nicht, dass wir eins kriegen. Dad kam mit dem Anhänger angefahren und hupte. Ich rannte mit Mom nach draußen, und er rief mich zu sich. Schau mal, was ich hier habe, sagte er. Wir gingen zum Anhänger, und sie steckte die Schnauze raus. Er sagte, wird Zeit, dass du reiten lernst. Sie hieß Schneeball, glaube ich. Sehr originell.«
    Er trank etwas Wasser. Der Hund stand auf, drehte sich einmal im Kreis und legte sich wieder hin. Cohen strich sich über den Bart und dachte nach.
    »Mein erstes Auto war ein VW. Ein kleines Ding mit zwei Türen. Vier Gänge. War nicht kleinzukriegen. Ich versuchte herauszufinden, wie schnell ich im dritten Gang fahren konnte. 110 war das höchste der Gefühle. Die verdammte Kiste klang dabei, als würde sie jeden Moment explodieren. Hab sie schließlich kaputtgefahren. Oder wurde angefahren. Weiß ich nicht mehr. War nachher platt wie ’ne Flunder. Meine erste Verabredung mit Elisa hab ich in dem Wagen gehabt. In der zehnten Klasse. Tanzabend am Valentinstag in dieser stinkenden alten Aula. Wenn es eine goldene Kutsche gewesen wäre, wäre ich auch nicht weniger nervös gewesen. Ich hatte feuchte Hände, Schweißflecken unter den Achseln, der Angstschweiß stand mir auf der Stirn, ich wurde beinahe ohnmächtig.«
    Der Hund senkte den Kopf und winselte vor sich hin.
    »Sie trug ein gelbes Kleid. Alle anderen Mädchen hatten rote oder rosafarbene an. Sie trug Gelb.«
    Er hielt inne und starrte hinaus in die Nacht. Seine Worte schienen in die Nacht zu schweben, irgendwohin, und wenn er genau hinschaute, dann konnte er die Bilder sehen, die er beschrieb.
    Er lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. Der Regen fiel ganz leise, und neben der Kirche brach ein Ast und fiel zu Boden. Er schaute den Hund an.
    »Ich weiß auch nicht«, sagte er.
    Cohen sprach mit dem Hund, seit der eines Tages aufgetaucht war. Ganz unvermittelt, genau wie Habana. Er hatte ihm keinen Namen gegeben, weil er wusste, dass er schon einen hatte. Er gab ihm was zu fressen, und das reichte aus, um miteinander vertraut zu werden. Seither redete er mit dem Hund wie mit einem Kind oder einem Fremden im Zug. Erklärte ihm nur das Offensichtliche. Stellte ihm Fragen, zu denen er die Antwort schon kannte. Mit einer freundlichen, festen Stimme.
    Der Hund drehte sich weg, und Habana trottete um die Ecke auf die andere Seite der Kapelle. Cohen sah ihr nach, und in diesem Moment bemerkte er die orangefarbenen Augen zwischen den Bäumen hinter dem Gebäude. Zwei große, orangefarbene Augen, in denen sich das Feuer spiegelte. Sie lauerten regungslos im Dunkeln. Habana ging weiter, bis sie ganz um die Ecke war. Cohen bewegte sich nicht. Er starrte die Augen an, weil er wusste, dass sie ganz bestimmt etwas zu bedeuten hatten. Der Hund bemerkte seine Anspannung, setzte sich auf, schaute in die Richtung, in die er spähte, und fing an zu knurren. Cohen versuchte, ihn zu beruhigen, aber der Hund knurrte weiter, bis er ihn streichelte, ihm über den

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