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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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können nur hoffen, dass es etwas geben wird, für das wir dankbar sind, bevor alles vorbei ist.«
    »Seht mal da.« Mariposa deutete zum Highway. In der Ferne war ein heller Punkt zu erkennen.
    »Was ist das?«, fragte Evan.
    »Ein Scheinwerfer vielleicht«, sagte Kris. »Können wir jetzt bitte hier wegfahren?«
    »Steigt ein«, sagte Cohen, und die Frauen rannten zurück zu ihren Fahrzeugen. Cohen packte Evan an der Jacke und sagte, du kommst mit mir. Auf der anderen Straßenseite waren zwei Tankstellen. Er wollte nicht weiterfahren, ohne sich vergewissert zu haben.
    »Renn zu der Tanke da drüben und probier jede Zapfsäule aus«, forderte er ihn auf. Evan rannte über die Straße. Das Einzige, was von den beiden Tankstellen übrig geblieben war, waren die Zapfsäulen. Die Häuschen, in denen einst kaltes Bier, Lottoscheine und Zigarren verkauft wurden, waren längst verschwunden. Cohen probierte acht Zapfsäulen aus, aber es kam nichts. Evans Station besaß sechs, und auch die funktionierten nicht mehr. Sie rannten zurück zu ihren Fahrzeugen. Cohen schaute nach Osten und sah, dass der weiße Punkt immer noch da war. Er sagte Evan, er solle die Scheinwerfer aus lassen. Sie werden uns nicht bemerken, wenn wir uns nicht zeigen. Dann befahl er Nadine das Gleiche und rannte zum Jeep. Mariposa hatte ihn schon gestartet, und er legte den ersten Gang ein.
    Es waren noch einige Meilen Richtung Osten bis zum Highway 49, und es war unmöglich, etwas anderes zu tun, als konzentriert gegen das Wetter anzufahren und den Trümmern auszuweichen. Das behelfsmäßige Dach des Jeeps schützte sie kaum vor dem Regen, und Cohen und Mariposa waren schon bald völlig durchnässt. Sie zog die Knie bis zur Brust an und machte sich so klein, dass sie vollkommen von ihrer weiten Jacke bedeckt wurde. Cohen beugte sich nach vorn, als würde diese geringe Änderung in seiner Position ihm ermöglichen, die Dinge draußen besser zu erkennen. Es wäre wirklich klasse, wenn wir die Windschutzscheibe noch hätten, sagte er beinahe zu ihr, aber dann erinnerte er sich, dass er bereits einen Kommentar über ihre letzte gemeinsame Fahrt abgegeben hatte, und ließ es bleiben. Er hatte sie angewiesen, auf den weißen Punkt vor ihnen zu achten, der manchmal da war und manchmal nicht. Sie wies ihn darauf hin, wenn er erschien oder verschwand.
    Am Highway 49 stand die gesamte Kreuzung unter Wasser. Der Hafen, in dem einst ein Schlachtschiff lag, auf dem Schulkinder und Touristen herumliefen, reichte jetzt bis ins Inland. Ein kleiner See hatte die Interstate überflutet, und aus dem Highway war ein Kanal geworden. Sie mussten zurückfahren, durch die zerstörten Überreste von Gulfport, vorbei an verfallenen historischen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten und löchrigen Pflasterstraßen. Schließlich kamen sie wieder auf dem Highway 49 an und fuhren Richtung Norden.
    Jenseits der Strände und der alten Stadtkerne dehnte sich eine Betonlandschaft aus. Große leere Parkplätze vor riesigen Supermärkten, denen die Glastüren fehlten, nachdem sie mit Ziegelsteinen, Montiereisen oder Brechstangen zerschlagen worden waren. Einkaufszentren und Bankfilialen. Restaurants und Tankstellen. Jede Menge Pfandhäuser und Alkoholläden, Videoshops für Erwachsene, die einzige Sorte von Läden, die in den Monaten nach der Deklaration der Linie noch gute Geschäfte gemacht hatten. Hier und da sah man Metallgerüste unter kaputten Dächern oder Telefon- und Strommasten, die in die Schaufenster oder auf die sechsspurige Fahrbahn gestürzt waren. Überall Müll. Überall Graffiti. Verlassene Fahrzeuge am Straßenrand und auf Parkplätzen. Riesige Stahlgerüste, die einst bunte Reklametafeln hielten. Ein verlassener Außenposten der Nationalgarde, der auf einem Parkplatz zwischen zwei Einkaufszentren lag, mit schwarzen Betonblöcken, dicken Glasscheiben mit Einschusslöchern und mannshohem Maschenzaun mit Stacheldraht oben drauf. Einer von vielen Posten, die ein Jahr vor der Deklaration der Linie überall in der Küstenregion eingerichtet worden waren.
    Man musste gut aufpassen beim Fahren. Als würde man sich in einer Schule für Stunt-Experten über einen Parcours mit schlau arrangierten Hindernissen kämpfen. Cohen fuhr voran, umkreiste die größeren Hindernisse, rumpelte über die kleineren, immer mit einem Auge auf der Straße und dem anderen überall sonst. Er erwartete, dass sie irgendwann auf Charlies Laster stießen oder auf die Männer, die ihn ganz offensichtlich

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