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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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Mariposa.
    »Die meisten hab ich schon mal gesehen. Die beiden in Schwarz da drüben gehörten zu Charlie. Einige von den anderen waren Kunden von Charlie.«
    »Durch den Regen sieht es aus, als würden sie immer noch bluten. Oder bluten sie noch?«
    Cohen schüttelte den Kopf. »Nein, das ist längst vorbei.«
    »Wir sollten gehen«, sagte sie. Sie schaute ihn unruhig an. »Das gefällt mir nicht.«
    »Ich weiß.«
    Sie hatten nicht genug Benzin, um bis zur Linie zu kommen. Vielleicht noch nicht mal genug, um den halben Weg zu schaffen, das hing davon ab, welche Straßen und Brücken noch befahrbar waren. Er schaute die Straße entlang und sah die Überreste von zwei Tankstellen. Er schaute zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und fragte sich, wie viele Kilometer sie wohl verloren hatten, weil sie unbedingt die Wohnwagen anzünden mussten.
    Nadine und Evan kamen zu ihnen. »Ich hab Kris gesagt, sie soll mit dem Baby und Brisco im Wagen bleiben«, sagte Nadine. »Sie ist ziemlich verstört wegen dem Scheiß hier.«
    »Ich auch«, sagte Evan.
    »Wie viele sind das?«
    »Eine Menge«, sagte Mariposa. »Geht lieber nicht hin.«
    »Will ich auch gar nicht. Ich kann schon von hier aus genug erkennen. Aggie und Ava sind die einzigen Toten, die ich jemals aus der Nähe gesehen habe, und dabei soll es auch bleiben.«
    Es donnerte heftiger, und mehr Blitze flammten auf. Sie zogen die Köpfe ein und schauten sich aus ihren Kapuzen heraus verstört an. Die Tür des Pick-up wurde zugeschlagen, und Kris kam näher.
    »Was ist mit dem Baby?«, fragte Nadine.
    »Liegt auf dem Sitz und schläft«, sagte Kris. »Hier gibt’s also kein Benzin.«
    »Kein Benzin. Überhaupt nichts. Ich würde ja das Benzin irgendwo absaugen, aber es gibt nichts zum Absaugen.«
    »Ich find’s nicht gut, dass wir hier so rumstehen. Das ist ja ein gottverdammter Friedhof«, sagte Kris.
    »Besser, wir verstecken uns«, sagte Nadine. »Wir haben was zu essen und alles. Wir können warten.«
    »Verstecken und warten auf was?«, fragte Evan.
    »Verdammt, weiß ich doch auch nicht. Jedenfalls gibt es hier jede Menge Platz. Wir brauchen gerade mal ein halbes Hotel. Nicht mal ein halbes, ein viertel.«
    »Ich will aber nicht länger hierbleiben«, sagte Kris. »Mein Bauch tut weh, mein Rücken tut weh, meine Beine tun weh.«
    »Wenn wir uns verstecken, finden wir kein Benzin«, sagte Cohen und deutete zum Himmel. »Und ihr seht ja, was da auf uns zukommt.«
    »Wenn wir uns verstecken, kriegen wir kein Benzin, aber wir werden auch nicht von den Leuten umgebracht, die das hier veranstaltet haben. Und bisher hat es noch keinen Sturm gegeben, um die da wegzublasen.«
    »Wir sind doch nicht dort weggegangen, um uns woanders zu verkriechen«, sagte Kris. »Wir sind weggegangen, weil wir zurück in die Welt wollen.«
    »Aber es nützt uns gar nichts, wenn wir tot dort ankommen«, entgegnete Nadine.
    »Du weißt doch nicht, was sein wird.«
    »Du aber auch nicht.«
    »Niemand weiß das«, sagte Evan. »Aber ich habe die Schlüssel von dem einen Pick-up, und ich werde mich nirgendwo verstecken und auf ein Wunder warten.«
    »Ich auch nicht«, sagte Kris.
    »Du hast die Schlüssel nicht«, sagte Nadine, fasste in ihre Tasche und zog die Schlüssel des Wagens heraus.
    »Das sind nicht deine, das sind unsere«, sagte Kris.
    »Ich weiß, wem die gehören. Aber ich sage, wir verkriechen uns erst einmal eine Weile.«
    »Ich will aber mein Kind nicht mitten im Nirgendwo kriegen.« Die beiden Frauen hatten sich während ihres Streits einander genähert. Nadine war einen Kopf größer als Kris, sie hatte sich die Finger von den Handschuhen abgeschnitten und sah jetzt aus wie ein Tier, das kurz vor dem Angriff stand. Kris wiederum war runder und dicker und ballte jetzt die Fäuste.
    »Anscheinend hast du das Baby ganz vergessen«, sagte Mariposa.
    »Ich hab überhaupt nichts vergessen.«
    »Es muss von einem Arzt oder so was untersucht werden.«
    »Ich weiß, was das Baby braucht.«
    »Das hier jedenfalls nicht«, sagte Evan.
    Wieder rollte ein Donner über das Meer heran und brachte sie kurz zum Schweigen. Sie schauten einander an. Sahen zu den Autos. Blickten sich um.
    »Ich bleibe nicht hier«, sagte Evan zu allen. »Das steht fest.«
    »Ich auch nicht«, sagte Kris.
    »Na schön.«
    »Gott sei Dank«, sagte Cohen, als der nächste Donner laut bellend über sie hallte.
    »Es gibt nichts, wofür wir dem danken sollten«, sagte Nadine ängstlich. »Aber wir

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