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Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Nach dem Sturm: Roman (German Edition)

Titel: Nach dem Sturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Farris Smith
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niemand mehr da, wenn ich ankomme.«
    Kris richtete sich auf. Rutschte zu Nadine und berührte sie am Ellbogen.
    »Hör mal. Ich will nur, dass jemand mir das Baby abnimmt. Das ist alles. Wenn Gott mir in meinem ganzen Leben nur einen einzigen Wunsch erfüllen will, dann soll es dieser sein. Und wenn es so weit ist und wenn ich mich hinlege, und wenn sie es mir dann geben, dann möchte ich, dass jemand bei mir ist.«
    Nadine setzte sich hin und schaute Kris an. »Dann werde ich bei dir sein«, sagte sie.
    »Und danach können wir überlegen, wie’s weitergeht.«
    Nadine nickte. »Okay.«
    Sie fassten sich kurz an den Händen und legten sich wieder hin. Jetzt sprachen sie nicht mehr. Sie ruhten sich aus und hörten dem Regen zu. Mariposa sang dem schlafenden Baby leise etwas vor. Doch der laut dröhnende Donner erinnerte sie daran, dass sie, egal, wovon sie auch träumten, alle sehr einsam und verloren waren.

28
    Im Lagerraum war kein Gemüse mehr übrig, und Cohen erwartete auch nicht, etwas im Verkaufsraum zu finden, womit er recht hatte. Die Regalreihen waren noch da, und überall standen Einkaufswagen herum, aber die Regale und Kühltruhen waren leergeräumt. Die Kassen vor den Ausgängen waren abgebaut worden.
    »Sieht ganz so aus, als hätte jemand ganze Arbeit geleistet«, sagte Cohen.
    »Sieht so aus«, sagte Evan.
    »Komm, lass uns mal nachsehen, was nebenan los ist.«
    Sie durchquerten den Laden und rannten durch den Regen bis zu dem Geschäft mit den Kindersachen. Das Schloss war aufgebrochen, und die Tür stand offen. Cohen schob sie weit auf, ließ etwas Licht hinein, und hier sah der Lagerraum ganz anders aus. Geöffnete und geplünderte Kisten, umgekippte Regale, die Tür zum Büro war ausgehebelt worden und lag auf dem Boden. In dem kleinen Büroraum waren die Schreibtischschubladen herausgezogen, Papiere und Ordner lagen auf dem Fußboden herum. Sie gingen durch das Durcheinander und betraten den Verkaufsraum, wo es ziemlich ähnlich aussah. Einige Kleiderablagen standen noch, andere waren umgeworfen. Die Regale waren geleert worden. Aber überall lagen Kinderkleider und Babysachen herum. Spielzeug in ungeöffneten Kartons. Evan hob einen Spielzeuglaster hoch und sagte: »Sieh mal.« Brisco griff fröhlich danach, riss die Verpackung auf, rannte mit seinem Spielzeug die Gänge entlang und imitierte Lastwagengeräusche.
    »Geh und hol die anderen«, sagte Cohen. Evan lief zum Lebensmittelladen zurück und rief sie her. Kurz darauf standen alle im Laden und kramten in den übrig gebliebenen Sachen herum. Mariposa legte das Baby auf einen Stapel mit Decken, und es wachte auf und fing an zu schreien. Sie ließen sich davon nicht stören. Nadine nahm sich einen Karton, ging damit herum und sammelte Babyhemdchen, Strampler und Rasseln ein. Hier und da fanden sie Kleidungsstücke für Jungs oder für Mädchen, für kleine und große Kinder, und sie packten alles in den Karton. Bei jedem Teil nahmen sie sich die Zeit, es genauer anzusehen und den anderen zu zeigen. Sie stießen Ohs und Ahs aus, wenn sie etwas besonders süß fanden. Als sie den Karton gefüllt hatten, nahmen sie einen zweiten, und Kris sagte: Der hier ist nur für das Baby. Sie legten ausschließlich Jungssachen hinein. Und als die Kiste fast voll war und der Kleine immer lauter schrie, kreischte Nadine begeistert auf und hob die Hand, in der sie eine Packung Schnuller hielt.
    »Gott sei Dank«, sagte sie, riss die Packung auf und ging zu dem Baby. Sie kniete sich hin und sagte: »Hier, das ist für dich, Kleiner.« Sie hielt ihm den Schnuller an den Mund, und er nahm ihn und riss freudig die Augen auf. Er saugte, und sein Gesicht entspannte sich, die Tränen wurden weniger, und bald schon war er ganz ruhig und kurz darauf auch eingeschlafen.
    »Vergiss die bloß nicht mitzunehmen«, sagte Nadine und reichte Kris die restlichen Schnuller, hob die beiden Kisten hoch und ging raus.
    Auf der anderen Seite des Ladens half Mariposa Evan mit der Kiste voll Spielsachen für Brisco. Sie legten noch ein paar Lastwagen, eine Frisbeescheibe und Malbücher dazu. Einen Dinosaurier, einen Roboter, ein Damespiel. Brisco fuhr mit dem ersten Laster, den er gefunden hatte, um sie herum und tat jetzt so, als sei er ein Flugzeug. Er breitete die Arme aus, hob den Lastwagen hoch und ließ ihn nach unten fliegen, dann landen und wieder starten. Er war ganz in sein Spiel vertieft.
    Cohen setzte sich auf einen Stuhl neben der Kasse, rauchte eine Zigarette und

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