Nach der Hölle links (German Edition)
irgendwie ist er selbst schuld. Was macht er mit anderen herum, wenn er dich haben könnte?«
»Ja, genau«, spottete Sascha. »Das werde ich ihm beim nächsten Mal sagen. Hey, Babe, warum die Aufregung? Komm zu mir, ich mache dich glücklich. Ich kaufe dir einen Ring und einen Pudel. Wir werden nie Streit haben, es wird nie einer von uns einen anderen Mann besabbern, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Klapp dein Märchenbuch zu, Süße. Wir sind nicht in Hollywood. Leider.«
Obwohl Chaos in Saschas Bauch herrschte, musste er lächeln. Er legte Isa den Arm um die Schulter und drückte sie an sich. Sie wünschte sich für ihn, dass Andreas und er sich fanden, sich gegenseitig glücklich machten. Dafür war er Isa nicht nur dankbar, dafür hätte er sie küssen können, wenn ihm nach Frauenküssen zumute gewesen wäre. Er hätte viel dafür gegeben, seine Wirklichkeit zu verlassen und dafür in Isas romantische Welt eintauchen zu dürfen.
In so einer Welt wäre er Andreas nachgelaufen, hätte ihn aus dem Taxi gezerrt und ihm gesagt, dass sie alles schaffen konnten, solange sie sich nur liebten. Andreas wäre ihm um den Hals gefallen, hätte ihm versprochen, ihm nie wieder wehzutun, und sie hätten sich geküsst. Anschließend wären sie zusammen ins Taxi gestiegen und zu Andreas gefahren, um sich stundenlang durch die Federn zu wälzen.
»Hollywood wäre manchmal schon toll«, gab Sascha seufzend zu.
»Oh ja«, seufzte Isa zurück. »Und weißt du auch warum?«
»Nein?«
»Weil ich dir dann sagen könnte, dass alles gut wird. Du weißt schon. Wenn in Hollywood ein Traumpaar in der Krise ist, kann man sich trotzdem sicher sein, dass sie sich am Ende kriegen. Und ich würde dir gerade wirklich gern sagen, dass am Ende alles gut wird.«
»Du kannst es trotzdem sagen, wenn du willst.«
»Ich dachte, ich soll mein Märchenbuch zuklappen?«, erwiderte Isabell schlagfertig und streckte ihm die Zunge heraus.
Saschas inniger Wunsch nach einem Stück heiler Welt war ihm peinlich, aber er sagte trotzdem: »Du hast eine Sondererlaubnis.«
Sie lachte leise. Dann hob sie melodramatisch die Hand zur Brust, legte sie auf ihr Herz und deklamierte: »Alles wird gut. Wahre Liebe findet einen Weg. Andreas wird bald auf dich zukommen, und dann werde ich monatelang nichts von dir hören, weil du ihm in nächtelangen Sex-Marathons klar machen musst, dass er keine fremden Kerle zu küssen hat.«
Es klang zu gut, um wahr zu sein. Und gleichzeitig wollte Sascha nichts mehr, als dass Isa recht behielt.
»Weißt du was? Das wäre mir vollkommen egal«, stellte er nachdenklich fest. »Andreas kann küssen, wen er will. Und ich kann küssen, wen ich will. Das stört mich nicht im geringsten, solange ich nur den Löwenanteil von ihm kriege und ich derjenige bin, der morgens mit ihm aufwacht und von ihm Kaffee gekocht bekommt.«
Isa lachte auf und stieß ihm in die Seite. »Macho.«
»Aber nur ein bisschen«, zwinkerte er ihr zu.
Dieses Mal schob er sie nicht von sich, als sie ihn umarmte.
Kapitel 34
Andreas blutete wie ein abgestochenes Schwein. Der Schnitt zog sich von der Fingerkuppe bis zum Gelenk und brannte höllisch. Fluchend steckte er den Finger in den Mund und saugte daran. Erst danach kam ihm der Gedanke, dass es nicht klug war, sich Gliedmaßen in den Mund zu stecken, die kurz vorher mit der Reinigung von Vogelkäfigen beschäftigt gewesen waren.
Zu dem Schmerz gesellte sich ein innerliches Aufbäumen, das in ein weiches Gefühl in den Knien überging. Ein kleiner Schnitt, und doch wankte seine Beherrschung. Andreas zwang sich, den Stoß mit dem Druckerpapier beiseitezulegen und ruhig zu atmen. Es kostete ihn all seine Kraft. Er setzte sich auf den wackeligen Schreibtischstuhl im unaufgeräumten Tierheimbüro und versuchte, sich zu sammeln.
Dieser Freitag war eine Katastrophe. Nicht nur, dass er seit der Party am vergangenen Wochenende nichts von Sascha gehört und seinerseits nichts getan hatte, um Kontakt herzustellen, hallte in ihm die Therapiesitzung vom Vortag nach.
Köninger hatte geschätzt zwei Sekunden gebraucht, um herauszufinden, dass Andreas die erste Wochensitzung weder vergessen hatte noch krank gewesen war. Er war zu feige gewesen, um zu seinem Therapeuten zu gehen. Lächerlich, wenn man bedachte, dass Köninger ihm helfen wollte und nicht über ihn richtete. Doch Andreas war unfähig gewesen, sich auf ihn einzulassen. Immerhin konnte er sich nicht einmal seinen eigenen
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