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Nach der Hölle links (German Edition)

Nach der Hölle links (German Edition)

Titel: Nach der Hölle links (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raik Thorstad
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kam Tanja und hat mir den Kopf zurechtgerückt. Sie hat mich daran erinnert, dass ein Leben an Deiner Seite wahnsinnig schwierig wird. Da habe ich endgültig Schiss bekommen. Irgendwann lag ich nachts im Bett und dachte: »Jetzt ist es so weit. Jetzt erstickst Du einfach.«
    Am nächsten Tag bin ich zu Dir gegangen und habe Sachen gesagt, die ich nie hätte von mir geben dürfen. Zumal ich sie auch nicht gemeint habe. Was für ein Feigling, was? Ich hatte gesagt, dass wir das zusammen schaffen. Stattdessen musstest Du ja das Gefühl haben, dass ich Dich aufgebe. Frei nach dem Motto: Okay, klappt nicht, also auf zum nächsten. Aber das war es nicht. Nur meine Angst.
    So weit kennst Du die Geschichte. Ich vermute, was jetzt kommt, wird Dir neu sein. Ich weiß nicht, wann Du ins Krankenhaus gegangen bist. Ich weiß nur, dass ich eine Woche später vor Deiner Haustür stand und Dich auf Teufel komm raus nicht mehr erreichen konnte. Entweder machte gar keiner auf oder ich wurde abgewimmelt. Meine Post lief ins Leere, deine Mailadresse war tot. Wohin ist eigentlich Ivana verschwunden? Sie war jedenfalls nicht mehr da. Stattdessen ein biestiges Irgendetwas, das sich geweigert hat, mir etwas zu sagen. Genau wie Deine Mutter. Das hörst Du nicht gern, oder? Frag sie, wenn Du mir nicht glaubst. Oder frag Deine Eltern, warum sie auf einmal eine Überwachungsanlage im Garten haben. Wegen mir. Weil ich nachts in euren Garten geschlichen bin und Steine an Dein Fenster geworfen habe.
    Ich habe Dir wehgetan, und ich war nicht da, als Du mich gebraucht hast. Aber ich wollte bei Dir sein. Ich wollte Dich zurückhaben. Nicht, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte. (Okay, das hatte ich auch.) Sondern weil ich Dich vermisst habe. Scheiße, ich habe sogar die Zeitungen panisch nach Anzeigen durchsucht, weil ich Angst hatte, dass Du Dir etwas angetan haben könntest.
    Ich wollte Dir nicht erst nach drei Jahren durch Zufall begegnen. Ich wollte Dich eine Woche später sehen und bei Dir sein.
    Bedeutet Dir das irgendetwas? Du hast neulich gesagt, dass es keinen Unterschied mehr macht, weil es vorbei ist. Aber vielleicht bedeutet Dir die Wahrheit so viel, dass mein Abhauen weniger wehtut. Ich will es nicht übertreiben. Ich will nur noch ein paar Sachen loswerden.
    Zum einen wollte ich Dir sagen, dass ich stolz auf Dich bin. Ich weiß ungefähr, welchen Weg Du gegangen sein musst. Du hattest sicher nicht viel Unterstützung dabei. Dich in der Kneipe und in Deiner eigenen Wohnung zu sehen, das hat mich mehr als gefreut. Ich wusste immer, dass Du stark genug bist. Viel stärker als Du immer dachtest. Ich schäme mich, weil ich Dich nicht auf jedem Schritt dieses Weges begleitet habe.
    Zum anderen wäre ich glücklich, wenn es irgendeinen Weg gäbe, dass wir in Kontakt bleiben. Ich weiß, dass das für Dich wahnsinnig albern und unglaubwürdig klingen muss, aber Du bist immer noch Andreas und ich bin immer noch Sascha und wir waren ein verdammt gutes Team. Ich habe Dich gerade wiedergefunden und will Dich nicht schon wieder hergeben. Rufst Du mich irgendwann mal an? Bitte?
    Nimm Dir ruhig Zeit. Ich habe alle Geduld der Welt. Die Geduld, die ich damals nicht hatte.
    Und jetzt noch einmal: Es tut mir leid, was ich Dir angetan habe.
    Lass es Dir gut gehen,
    Sascha
    PS: Ich sollte das vielleicht nicht schreiben, aber Du fehlst mir. Du fehlst mir jeden Tag.

    Andreas weinte.

Kapitel 17
    Die Dächer Hamburgs verschwammen im morgendlichen Nebel. Hinter den diesigen Schwaden, die um Schornsteine und Giebel schlichen, kämpfte sich die Sonne mit verwaschenen Farben über den Horizont. Es war kühl, und die Feuchtigkeit der vergangenen Tage war allgegenwärtig.
    Andreas fror nicht mehr, seitdem er sich in die Bettdecke gewickelt hatte. Sein Liegestuhl stand unter dem überdachten Bereich der Terrasse; ein schmaler, trockener Streifen dicht an den Fenstern.
    Im Bett hatte er es keine Sekunde mehr ausgehalten, nachdem er um halb fünf schweißgebadet aus viel zu kurzem Schlaf erwacht war. Sein Herzschlag hatte sich seitdem nicht beruhigt. Ihm war wirr zumute. Nur eine Handbreit davon entfernt, den Verstand zu verlieren; und zwar dieses Mal wirklich.
    Mit klammen Fingern nestelte er an den Papierstücken, die auf der dunkelgrünen Bettwäsche verteilt lagen. Mehrere Briefbögen; ordentlich gefüllt und lediglich vom starken Zudrücken seinerseits zerknittert. Zusätzlich Fetzen, die den Eindruck machten, als wären sie zusammengeknüllt und anschließend

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