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Nach dir die Sintflut

Nach dir die Sintflut

Titel: Nach dir die Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Kaufman
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hätte die beiden Männer in der Lobby mehr als seltsam
gefunden. Sie standen so dicht nebeneinander vor dem Rezeptionstresen, dass ihre Ellenbogen sich fast berührten, gleichzeitig ignorierten sie einander vollkommen. Der eine war größer und jünger als der andere, aber davon abgesehen sahen sie sich verblüffend ähnlich. Beide waren von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, beide trugen einen braunen abgewetzten Aktenkoffer, beide hatten dunkle Augen und ausgeprägte Wangenknochen.
    Margaret war so müde, dass sie sich kurz fragte, ob es sich möglicherweise um ein und denselben Mann handelte, wobei der zu ihrer Rechten einfach nur zwanzig Jahre länger gelebt hatte. Sie stellte sich hinter den Tresen und schaute noch einmal hin. Diesmal kam sie zu der Erkenntnis, es müsse sich um Vater und Sohn handeln, was die Ähnlichkeit ebenso erklärte wie das verbissene Schweigen.
    »Äh, hallo?«, sagte Margaret. Dann fügte sie hinzu: »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Das Büro des Bürgermeisters hat mir versichtert, alles sei vorbereitet«, sagte der Ältere.
    »Mir wurde gesagt, der Gemeinderat von Morris habe ein Zimmer für mich reserviert«, sagte der Jüngere.
    »Dann sind Sie die Regenmacher?«
    »Ja.«
    »Das bin ich.«
    »Tja, dann müssen Sie sich hier eintragen«, sagte Margaret.
    Sie hatte seit drei Jahren keinen Gast persönlich im Prairie Embassy Hotel empfangen. Diese überaus seltene Aufgabe fiel Stewart zu. Margaret überlegte sich, dass es so schwer nicht sein konnte, und suchte nach dem Gästebuch. Das dauerte eine Weile, denn hinter dem Tresen herrschte ein heilloses Chaos. Margaret suchte unter Zeitungsstapeln, aufgeklappten Büchern und zusammengerollten Segelboot-Bauplänen, bis sie endlich
fündig wurde. Sie legte das Gästebuch auf den Tresen, und die Männer griffen in ihre Brusttasche, um einen Stift zu zücken. Der Ältere trug sich zuerst ein, wobei er seinen Arm zum Schreiben um den Jüngeren legen musste, der wie angewurzelt stehen blieb. Nachdem beide Männer sich eingetragen hatten, drehte Margaret das Buch um und las ihre Namen.
    Kenneth Richardson
    Anderson Richardson
    Zufrieden klappte Margaret das Buch zu. Obwohl es gut war, Gäste im Haus zu haben, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als wieder ins Bett zu gehen. Aus diesem Grund griff sie nach den erstbesten Zimmerschlüsseln. Die altmodischen Schlüssel hingen an flachen Holzstücken, auf die die Zimmernummern in großen Buchstaben eingraviert waren. Anderson bekam Zimmer 201, Zimmer 202 ging an Kenneth.
    Nachdem sie sich in der Lobby umgesehen hatten, kamen Anderson und Kenneth zu dem Schluss, dass sie möglicherweise die einzigen Gäste im Prairie Embassy Hotel waren. Dennoch hatte ihnen die Rezeptionistin nebeneinanderliegende Zimmer gegeben. Beide wollten sich beschweren und ein Zimmer in einem anderen Stockwerk oder wenigstens am anderen Ende des Flurs verlangen, was aber bedeutet hätte, die Anwesenheit des anderen zuzugeben. Dazu war keiner der beiden bereit. Sie nickten stumm und gleichzeitig und trugen ihre Taschen hinter Margaret her, die ihnen die Zimmer zeigte.
    Zwei Stunden später - der Wecker neben dem Bett sagte ihr, dass es nun fast drei Uhr morgens war - wurde Margaret erneut geweckt. Diesmal traf Stewart keine Schuld, auch wenn sie ihn immer noch draußen hämmern hörte. Nein, sie spürte etwas aus ihren Kiemen rinnen. Ihr Hinterkopf war nass, ebenso ihre Schultern. Margaret öffnete die Augen, ohne sich zu bewegen. Sie traute sich nicht zu atmen. Dann, wenige Augenblicke später
und mehr aus Notwendigkeit denn aus Mut, öffnete sie ihre Kiemen. Sie zog Luft ein und hörte ein Blubbern, was ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigte.
    Schnell und ohne einen Blick aufs Kopfkissen zu werfen, stieg Margaret aus dem Bett. Sie stellte sich vor den Ganzkörperspiegel in der Ecke. Sie spürte den kalten Boden unter ihren Fußsohlen. Margaret wackelte mit den Zehen. Widerwillig stellte sich fest, dass es sich nicht mehr um die Zehen ihrer Jugend handelte. Diese Einsicht ließ sie aufseufzen, woraufhin das Blubbergeräusch wieder zu hören war. Margaret blickte in den Spiegel.
    Ihr Hals war von einer zähflüssigen orangefarbigen Substanz bedeckt. Sie tropfte aus Margarets Kiemen, sammelte sich über dem Schlüsselbein und lief ihr von dort zwischen die Brüste. Margaret konnte es nicht länger ignorieren. Der Rost hatte eingesetzt.
    Wie jeder Hli∂afgo∂ weiß, bedeutet der Ry∂ den Anfang vom Ende. Einige leben

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