Nachhaltig investieren und gewinnen
Juni 1995, die Plattform an Land zu entsorgen. Im September 1995 räumte Greenpeace schließlich ein, dass ihre Schätzung über die Menge giftiger Ölrückstände im Tank grob fehlerhaft war: Die genannte Zahl von 5000 Tonnen war viel zu hoch. Laut einem unabhängigen Prüfungsbericht beliefen sich die Ölrückstände auf lediglich 75 bis 100 Tonnen. Die gemessenen Werte entsprachen weitgehend den von Shell vorgelegten Zahlen. Greenpeace hat sich für die falschen Zahlen bei Shell und der Öffentlichkeit entschuldigt.
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NGOs
NGO steht für Non-Governmental-Organisation, die deutsche Übersetzung lautet Nicht-Regierungs-Organisation. NGOs sind privatrechtlich organisiert, nicht auf Gewinn ausgerichtet und von staatlichen Stellen weder organisiert noch abhängig. Der Begriff wird meist für nichtstaatliche Organisationen, die in den Bereichen Sozialarbeit, Umweltschutz, Tierschutz, Bildung oder Menschenrechte aktiv sind, verwendet. Bekannte Beispiele sind das Rote Kreuz, Greenpeace, Amnesty International oder der WWF.
Ethik auf Basis des muslimischen Glaubens – Scharia-Investments
Wie bereits dargestellt, ist ethisches Investment stark mit moralischen, aber auch religiösen Vorstellungen verbunden. Aufgrund der mit der Ethik verbundenen Subjektivität ist es daher sehr schwierig, einheitliche ethische Grundsätze für die verschiedenen Kulturkreise und sozialen Gruppen zu formulieren.
Ein Versuch, sich über religiöse oder weltanschauliche Grenzen hinwegzusetzen, stammt vom Theologen Hans Küng, der das Prinzip des „Weltethos“ entwickelte. In diesem Weltethos sollten unterschiedliche Weltreligionen unter Berücksichtigung auch nicht religiöser Welt- oder auch Wertanschauungen integriert werden. Dabei sind es offenbar vier Gebote, die in allen Religionen und Wertesystemen wiederzufinden sind.
Die vier „unverrückbaren Weisungen“ auf Basis des Weltethos sind:
Die Verpflichtung zu einer Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben
Die Verpflichtung in Richtung einer Kultur der Solidarität und einer gerechten Wirtschaftsordnung
Die Verpflichtung zu einer Kultur der Toleranz und einem Leben in Wahrhaftigkeit
Die Verpflichtung in Richtung einer Kultur der Gleichbehandlung und der Partnerschaft von Mann und Frau
Durch den zunehmenden Wohlstand in der muslimischen Welt haben Scharia-Investments in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Was aber bedeutet Scharia? Scharia – oder eigentlich „Schari’a“ – ist für den Moslem der verbindliche Wegweiser, der den Menschen zu Gott, seiner Quelle, führen soll und die Gesamtheit der auf die Handlungen des Menschen bezogenen Vorschriften Allahs. Als unfehlbare Pflichtenlehre umfasst die Scharia das gesamte religiöse, politische, soziale, häusliche und individuelle Leben.
Im Mittelpunkt der islamischen Investmentphilosophie stehen die Verbote der Scharia. Es sind dies Riba (Zinsverbot), Gahar (Spekulation) und Maysir (Glücksspiel). Das Zinsverbot bringt einen generellen Ausschluss von Banken und Versicherungen mit sich und verhindert zusätzlich jedes Engagement in zinstragende Papiere wie Anleihen oder kurzfristige Engagements am Geldmarkt.
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Objektivität und Subjektivität
An der Börse generell und auch im Bereich des ethisch/nachhaltigen Anlegens sind Subjektivität und Objektivität ganz wesentliche Begriffe. Für den Investor ist es generell höchstgefährlich, die objektive Sichtweise auf die Dinge zu verlieren. Die Bewertung der Unternehmen, sei es nach finanziellen oder extrafinanziellen Kriterien, soll nicht durch eigene Meinungen oder Vorlieben beeinflusst sein. Jegliche Art von Analyse oder Research muss möglichst objektiv erfolgen.
Im Bereich des ethischen/nachhaltigen Investments ist es vor allem die ethische Komponente, die eine moralische und subjektive Ebene enthält. Ethisch motivierte Ausschlusskriterien wie Waffen oder Glückspiel sind oft diskussionswürdig. Fondsanbieter versuchen dieses Problem aber durch das Einschalten oder die Integration von objektivierenden Instanzen – wie Ethik-Beiräten – zu relativieren. Dazu mehr später in diesem Kapitel.
Im Unterschied dazu steht aber die Wertsteigerung von Sachgütern, wie sie Aktien, aber auch Immobilien und Rohstoffe darstellen. Islamkonforme Anleger können außerdem auch Dividenden aus ihren Aktienengagements vereinnahmen. Allerdings gibt es auch bei Aktien gewisse Einschränkungen. Der Anteil des Zinsertrags am Bilanzgewinn des
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