Nachhaltig investieren und gewinnen
und die Beachtung der Gesetze kann das Unternehmen nicht überleben. Beide Komponenten sind damit als „verlangt“ zu bewerten.
Was die ethische Seite betrifft, so erwartet eine breite Schicht in der Bevölkerung, dass Unternehmen in diesem Bereich Initiativen setzen. Die Übernahme von Verantwortung über das gesetzliche und ökonomische Mindestmaß hinaus ist also gesellschaftlich „erwartet“. Wenn wir nun an Stiftungen und andere philanthropische Aktivitäten denken, so ist hier am wenigsten Druck auf das Unternehmen zu erwarten. Derartige Maßnahmen mögen gesellschaftlich „erwünscht“ sein, aber nicht mehr.
Beispiel: Kultursponsoring
Soll ein Unternehmen junge Künstler vor Ort fördern, soll es in Kunst investieren, diese im Land halten und Kunstsinnigen in eigenen Museen zugänglich machen? Kultursponsoring hat zwei Seiten: Zum einen steckt dahinter die Überzeugung, dass Geld allein nicht alles sein kann und die Kunst in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt und auch spielen sollte. Zum anderen kann sich ein Unternehmen durch Kultursponsoring aber auch einen guten Namen machen und an seinem Image arbeiten, um seine Produkte besser verkaufen zu können. Kultursponsoring kann somit philanthropisch, aber auch durchaus ökonomisch motiviert sein.
Zurück zu den vier Ebenen der CSR-Pyramide: Aus Sicht der nachhaltigen Geldanlage sollten Unternehmen zumindest drei Arten von Verantwortung akzeptieren und befolgen – die ökonomische, die rechtliche und die ethische. Die Berücksichtigung dieser Dimensionen sichert einen langfristigen Erfolg des Unternehmens ab. Die Rechtfertigung von rein philanthropischen Initiativen ist auch aus nachhaltiger Sicht erst im Detail zu beurteilen.
Gibt es aber handfeste Gründe, warum Unternehmen nachhaltig und verantwortungsvoll agieren sollten? Einerseits sind einige operative Vorteile und Chancen ableitbar, andererseits ist auch das Thema der Vermeidung von Risiken ganz wesentlich. Neun gute Gründe sprechen aus Unternehmenssicht – und zwar aus ertragsorientierter Sicht – für die Berücksichtigung extrafinanzieller Aspekte:
Die Möglichkeit einer Risikoreduzierung, zum Beispiel bei der eigenen Vermeidung von Umweltverschmutzung oder bei langfristigen Kontakten zu Vorlieferanten
Die Antizipation von Entwicklungen, wie etwa einer restriktiveren Gesetzgebung
Das Thema Kostenreduktion über weniger Material- oder Energieaufwand
Die Nutzung neuer Produktchancen mit „grünen“ Produkten
Die engere Bindung der Kunden, wenn diese dem Unternehmen umfangreiches Vertrauen entgegenbringen
Die Verbesserung des Image des Unternehmens, wenn es konfliktfrei agiert
Die Konfliktvermeidung mit Stakeholdern und NGOs, weil Konflikte dem Ansehen des Unternehmens schaden könnten
Erleichterung des Umgangs mit gesetzlichen Vorschriften und Konflikten wegen der höheren Sensibilisierung
Die verbesserte Motivation von Mitarbeitern, wenn deren Zufriedenheit steigt
Beispiel: Operative Vorteile durch Nachhaltigkeit
Manchmal lassen sich auch mehrere operative Vorteile durch eine Maßnahme vereinen. Dazu noch ein Beispiel aus der Ölbranche. Man denke an die Tankerflotte der Ölmultis. Hier gibt es einfache und doppelwandige Konstruktionen. Durch den Einsatz von doppelwandigen Tankern können Ölkonzerne gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Sie können Umweltrisiko reduzieren, Konflikte mit NGOs vermeiden und außerdem möglicherweise strengeren gesetzlichen Regelungen zuvorkommen. Havarien von Tankern wie Exxon Valdez in Alaska in 1989 kosten Geld und schaden dem Image des Unternehmens möglicherweise über Jahrzehnte. Zur Erinnerung: Die Exxon Valdez verursachte eine der schlimmsten Fälle von Ölpest in der Geschichte. Der Besitzer des Schiffes, der Ölmulti Exxon, musste letztendlich 2,5 Mrd. US-Dollar Bußgeld bezahlen.
BP hatte 2010 mit den Folgen einer Explosion der Explorations-Plattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko zu kämpfen. Auf der Plattform, von der aus Ölbohrungen in rund 1500 Meter tiefen Gewässern durchgeführt wurden, kam es am 20. April 2010 infolge verschiedener schwerer Versäumnisse zur Katastrophe, bei der die Plattform in Brand geriet und zwei Tage später unterging. Elf Arbeiter kamen ums Leben. Der Kurs von BP an der Börse sackte vorübergehend ab, die Kosten für BP beliefen respektive belaufen sich auf schätzungsweise mehr als 40 Mrd. USD.
Unternehmerische Verantwortung bedeutet auch, dass Unternehmen Pflichten haben, die
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