Nachhilfe in Erster Liebe
geben.
»Katja, Schätzchen, wir kennen uns seit dem Kindergarten, sitzen seit der ersten Klasse nebeneinander und sind seitdem beste Freundinnen. Ich weiß, wann du lügst. Nämlich jetzt!«
Siri funkelt mich misstrauisch an: »Ich glaub auch, dass da was nicht stimmt. Wieso solltest denn ausgerechnet du was über Jan wissen? Das will ich jetzt wissen!«
»Ihr habt doch selbst Augen. Sieht man doch, dass der
mies drauf ist. Guckt ihn euch mal an, wie er da bei seiner Clique rumhängt.«
Ich zeige hinüber, um die anderen drei von mir abzulenken. Das klappt. Leider hat aber auch Jan bemerkt, dass ich auf ihn zeige, und schaut nun zurück. Und sieht auf einen Schlag wütend aus. Noch viel wütender als bei der ersten Nachhilfestunde in unserem Wohnzimmer, wo er laut seiner Mutter Regina ja »dankbar« aussah. Er wirft mir einen dieser berühmten »Wenn Blicke töten könnten«-Blicke zu und dreht dann ab ins Schulgebäude.
Ich komme gar nicht dazu, mir weiter Gedanken darüber zu machen, weil Patricia, Marie und Siri mich schon wieder fixieren.
»Leugnen ist zwecklos, der Blick von ihm sagte ja wohl alles«, stellt Patricia fest.
»Also langsam glaube ich auch, dass da was nicht stimmt«, sagt die sonst in Verdächtigungen zurückhaltende Marie.
Siri ist den Tränen nah: »Du hast dich heimlich an ihn rangemacht. Dabei weißt du genau, dass ich was von ihm will.«
»Aber du weißt auch, dass er nichts von dir will, Siri. Also halt den Ball flach«, meint Marie ungerührt. »Ist seine freie Entscheidung, wenn er lieber was von Katja will.«
Siri kriegt den Mund kaum zu vor Empörung, um Marie zu sagen, wie fies sie es findet, dass sie ihr so in den Rücken fällt.
»Er will ja gar nichts von mir«, wehre ich mich genervt.
»Aha«, kombiniert Patricia scharfsinnig mit erhobenem Zeigefinger, »aber du von ihm.«
»Nicht mehr als du«, gebe ich notgedrungen zu. Patricia nickt dazu nur. »Hab ich mir schon gedacht.«
Dafür scheint heute Siri mal ohnmächtig werden zu wollen, als sie das hört. »Ich hab doch gleich gewusst, dass du ihn mir ausspannen willst. Ihr habt’s genau mitgekriegt, Mädels«, stachelt sie Marie und Patricia an, als sie wieder nach Luft schnappen kann.
Und ich wünschte, ich hätte ein Mal meinen Mund halten können. Ich weiß nicht, wie ich aus der ganzen Sache mit Jan wieder herauskomme. Doch der Zufall kommt mir jetzt erst mal zu Hilfe. Es klingelt nämlich und die Pause ist zu Ende.
»Wir müssen rein«, sage ich und eile auf den Eingang zu, als gebe es dort für die Erste eine Hollywood-Hauptrolle zu gewinnen.
Zum Glück war das schon die zweite große Pause. Nach der Schule schnappe ich sofort meine Tasche und laufe schnell heim, bevor mich eine meiner Freundinnen aufhalten kann.
Geschafft, denke ich, als ich die Haustür hinter mir schließe. Mir bleibt bis morgen früh Zeit, eine gute Erklärung zu finden. Neunzehn Stunden.
10. Kapitel
Z wei Stunden davon sind erst um, als es an der Tür klingelt. Es muss Jan sein, der wie üblich um diese Zeit zur Nachhilfe kommt. Ich bin erleichtert, dass er tatsächlich kommt, weil ich insgeheim damit gerechnet habe, er hat keine Lust mehr auf Nachhilfe bzw. auf mich, nach meinem Auftritt heute früh. Mit mulmigem Gefühl öffne ich. Und sehe mich unverhofft Patricia und Siri gegenüber.
»Du hast doch nicht im Ernst geglaubt, du kommst uns so davon«, grinst Patricia und marschiert mit Siri an mir vorbei ins Haus.
Jetzt bin ich richtig in der Klemme. Nicht nur, dass ich Siri und Patricia irgendetwas erzählen soll über Jan und mich. Ich muss sie auch noch so schnell wie möglich loswerden, weil jeden Moment Jan klingeln wird.
»Ich habe leider überhaupt keine Zeit«, versuche ich es nicht sehr überzeugend. Patricia ist das sowieso egal. Sie will hierbleiben, bis sie alles weiß, und notfalls in Sitzstreik treten.
»Lasst uns wenigstens in mein Zimmer gehen«, seufze ich und will damit Patricia und Siri von der Haustür wegbringen. Wenn ich sie erst in meinem Zimmer habe und es an der Tür
klingelt, kann ich unauffällig hinunterrennen, Jan abwimmeln und dann den beiden erzählen, es sei jemand für meinen Bruder gewesen, der nicht da ist.
»Gerade noch wolltest du uns loswerden, weil du keine Zeit hast, und jetzt sollen wir sogar hoch in dein Zimmer? Das ist total unlogisch.«
»Du hast ’ne Vier in Mathe, Patricia, also erzähl mir nichts von Logik«, antworte ich nicht ganz fair. Patricia erschüttert das sowieso
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