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Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Massoth
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muss.
    »Jan wollte das Programm auch als Überraschung für Marie haben. Als Geburtstagsgeschenk. Aber nach dem totalen Programmabsturz wird das ja jetzt wahrscheinlich sowieso nichts mehr.«
    Siri und selbst Patricia kaufen mir tatsächlich meine Geschichte ab. Ich habe anscheinend doch ein Talent. Das Lügen klappt heute so gut wie noch nie. Und ich bringe es sogar fertig, sie von Jan ab- und auf Maries Geburtstag in zwei Wochen zu lenken. Wir überlegen, was wir ihr eigentlich schenken wollen, und es könnte jetzt ganz gemütlich werden, wenn ich nicht wie auf glühenden Kohlen sitzen würde. Ich denke:
    a) wenn mein Bruder Joachim jetzt heimkommt, bin ich verloren. Und
    b) ich muss Jan noch anrufen, damit er über alles Bescheid weiß.
    Innerlich verhandle ich: Wenn mein Bruder nicht kommt und alles gut geht, will ich bis zum Sommer immer mein Zimmer aufräumen. Oder jeden Samstag freiwillig meinen Eltern beim Wohnungputzen helfen. Oder mir dieses Jahr keine neuen Klamotten mehr wünschen. Oder alles zusammen!
    Meine Bitten werden erhört. Mein Bruder taucht nicht auf.
    Ob keine Klamotten mehr dieses Jahr und jeden Samstag Wohnungputzen wirklich ein so guter Deal waren? Ich zweifle seufzend und überlege, ob ich das nachträglich noch ändern kann.
    Doch dann rufe ich erst einmal Jan an, als Patricia und Siri endlich weg sind. Ich erkläre Jan alles, auch das mit heute früh in der Schule. Dass ich ihn wirklich nicht verraten habe. Er glaubt mir zwar, aber er hat verständlicherweise keine Lust mehr auf weitere Katastrophen. »Entweder habe ich Nachhilfe und deine Freundinnen platzen herein oder deine Freundinnen sind schon da, wenn ich komme.«
    »Willst du jetzt keine Nachhilfe mehr?«, frage ich erschrocken.
    »Was heißt da schon wollen«, meint Jan. »Ich muss. Die wichtigen Arbeiten in Franz und Mathe kommen ja erst noch.«
    Très charmant, denke ich verärgert.
    »Besser, du kommst ab jetzt zur Nachhilfe zu mir.« Und schon ist mein Ärger verflogen. Denn wenn ich ehrlich bin, finde ich diese Idee großartig. Ich werde Jans Reich kennenlernen und ihm ganz nahekommen. Ich sehe, wie sein Zimmer eingerichtet ist, welche Poster er an den Wänden hat, wie sein Schreibtisch aussieht, wie viel Klamotten er hat, welche Bettwäsche er benutzt, was für Musik er hört …
    Das hat bisher nicht mal Marie geschafft. Ich fühle mich auserwählt, schwebe auf Wolken und bin Siri und Patricia plötzlich sogar dankbar, weil es ja nur wegen ihres überraschenden Auftauchens so weit gekommen ist.
    »Aber guck bloß, dass dich keiner sieht, wenn du reinkommst«,
sagt Jan zum Schluss, und ich lande wieder hart auf dem Boden der Tatsachen.
     
    Am Abend will ich die neuesten Tatsachen des Tages meiner Familie mitteilen, nämlich meiner Mutter, dass ich ab jetzt die Nachhilfe bei Jan zu Hause gebe, und meinem Bruder, dass ich ihn in eine Computerspiellüge eingebaut habe, die er nicht verraten darf. Zum Glück entscheide ich mich zuerst für meine Mutter, denn als sie nachfragt, »warum möchtest du denn auf einmal lieber bei Jan als bei uns sein, Katja? Hier ist doch viel mehr Platz«, grinst mein Bruder derart breit, als hätte er 64 statt 32 Zähne im Mund, und antwortet mit affiger Stimme: »weil sie so verliebt in ihn ist und ungestört sein will.« Dazu wirft er noch total übertrieben schmachtende Küsschen in die Luft.
    Mir wird sofort klar, dass ich niemals darauf zählen kann, dass mein Bruder mich nicht verrät. Ich bin heilfroh, dass ich ihm noch nichts wegen der Computerspiellüge gesagt habe. Dafür sage ich ihm was anderes: »Ich gehe lieber zu Jan, weil ich da vor bescheuerten Brüdern sicher bin.«
    Manchmal hat es auch sein Gutes, wenn man eine überarbeitete Mutter hat. Jetzt zum Beispiel. Weil sie sich sofort nach ihrer Frage mehr für ihr Abendessen als für ihre Kinder interessiert, komme ich zum Glück ohne weiteres Nachhaken, was es mit meiner angeblichen Verliebtheit auf sich hat, davon.
    Ob ich auch mit meiner Lügengeschichte über das Computerspiel davonkomme, wird die Zukunft zeigen.

11 . Kapitel
    M arie lässt sich nicht so leicht abschütteln wie meine Mutter und will am nächsten Morgen in der Schule natürlich immer noch wissen, was hinter meinem dubiosen Verhalten vom Vortag steckt und was Siri und Patricia bei ihrem Besuch aus mir herausgequetscht haben.
    »Jetzt sagt schon. Ihr wart doch bei Katja.«
    Sie versteht gar nichts mehr, als die beiden genauso rumdrucksen wie tags zuvor ich.

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