Nachhilfe in Erster Liebe
tatsächlich nicht.
Als ich mich in der großen Pause wie immer zu Patricia, Marie und Siri stelle, reden die nur darüber, wie toll es war, bei Marie zu übernachten, und welchen Spaß sie dort zusammen hatten.
Schon kapiert, ich kann nicht mitreden, und genau das bezwecken sie auch. Auf Stummdummrumstehen habe ich aber keine Lust. Also tue ich so, als müsse ich mir unbedingt was zu trinken kaufen.
Ich weiß zurzeit zwar nicht mehr, was richtig ist, aber jetzt zum Kiosk zu gehen, war definitiv falsch. Ich komme gar nicht dazu, mir etwas zu kaufen, weil mich sofort all die Mädchen umlagern, die nicht bei Marie auf der Party waren, aber natürlich von denen, die dort waren, gehört haben, was passiert ist.
Vorher hat mir nicht gefallen, dass keine mit mir redet,
aber müssen es jetzt alle sein? Sogar welche aus der Neunten bestürmen mich.
»Stimmt das, du bist jetzt mit Jan zusammen?«
»Wer sagt das?«
»Alle haben bei Marie gesehen, wie ihr euch geküsst habt.«
»Spinnt ihr?«, frage ich echt verblüfft. Das ist ja selbst mir neu, und ich bin diejenige, die das am besten wissen müsste. Finden die anderen aber offenbar nicht.
»Jetzt erzähl mal, wie küsst er denn so?«
»Bestimmt toll. An ihm ist ja einfach alles toll.«
»Du hast echt Glück. Dein erster Freund und dann gleich Jan.«
Egal, was ich versuche, dagegen zu sagen, es interessiert sie gar nicht. Erst habe ich meine besten Freundinnen nicht von der Wahrheit überzeugen können. Dann haben die anderen Mädchen auf dem Geburtstag mir auch nicht geglaubt, und jetzt auf einmal die ganze Schule. Wie soll ich denn allein dagegen ankommen?
Gar nicht, hat Jan am Samstag gemeint. Es solle mir egal sein, was andere über mich sagen.
Das ist es mir aber nicht, vor allem nicht, da sie etwas Falsches über mich sagen. Aber da ich ganz offensichtlich nicht beeinflussen und ändern kann, was sie über mich sagen, kann ich nur meine Einstellung darüber ändern, dass sie etwas sagen. Also hat Jan am Ende doch recht, dass es mir egal sein soll, weil ich es ja doch nicht ändern kann und ich mich sonst nur total fertigmache.
Jetzt macht mich aber erst einmal das Verhalten der ganzen Mädels fertig. Diejenigen, mit denen ich sonst immer
geredet habe, also meine Freundinnen Patricia, Marie und Siri, reden gar nicht mehr mit mir. Dafür reden die anderen Mädels, mit denen ich bisher nie was geredet habe, plötzlich umso mehr mit mir.
Melanie spendiert mir einen Schokoriegel, als Köder, um mehr aus mir herauszukriegen, und dann hängen sich auch noch Carolin und Evelin, die Zwillinge aus der A, links und rechts bei mir ein und ziehen mich neugierig mit sich. Meine fehlenden Antworten geben sie sich kurzerhand selbst und sprechen wie über meinen Kopf hinweg miteinander. Das klingt dann ungefähr so:
Carolin: »Seit wann seid ihr denn jetzt schon zusammen, Jan und du?«
»Das muss ja ganz frisch sein, wenn sie jetzt bei Marie zum ersten Mal zusammen aufgetaucht sind«, erklärt Evelin ihrer Schwester. Carolin nickt: »Stimmt ja. Wie hat er das eigentlich gemacht? Ist er zu dir heimgekommen und hat dich dort einfach gefragt, ob du mit ihm gehen willst?«
»Jan muss doch nicht fragen«, erklärt ihr Evelin. »Der war mit Katja in ihrem Zimmer und dann hat er sie geküsst und alles war klar.«
Carolin nickt verträumt. »Das war bestimmt total romantisch, der erste Abend bei dir daheim mit Musik und Kerzen. «
Und Evelin schwärmt weiter: »Du hast’s echt gut, Katja. Genau so soll’s bei mir auch mal sein.«
Ich komme mir vor, als sei ich aus meinem Leben versehentlich in einen Film geraten und stecke in einer Geschichte, die ich nicht kenne. Und meinen Text habe ich auch vergessen.
Ich weiß überhaupt nicht, was ich darauf sagen soll. Da sie mir sowieso nicht glauben, wenn ich sage, es ist nichts mit Jan, muss ich langsam aufpassen, dass ich nicht selbst noch glaube, ich sei mit Jan zusammen.
Habe ich nach der Pause im Unterricht dann trotzdem gemacht. Und mich auf die nächste Pause gefreut, in der ich mich mit Jan treffen kann. Ich habe geträumt, wie er mich dann total schön küsst.
»Katja, hallo!?« Ich schrecke hoch und blinzle verwundert meiner Geschichtslehrerin ins Gesicht, die direkt vor meinem Tisch steht. »Wir behandeln zwar gerade die alten Ägypter, aber deswegen musst du nicht selbst zur Mumie werden.«
»Entschuldigung«, murmle ich und habe wirklich keine Ahnung, worum es gerade geht. Ich sehe zu Siri, doch die macht diesmal
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