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Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Massoth
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»Sexy Girl« steht, bisher ja auch keiner Glauben geschenkt hat. Schon gar nicht Jan.
    Ich schaue echt schockiert, weil Siri mich ansieht, als würde sie mich am liebsten mit glühenden Stricknadeln durchbohren. Patricia, als würde sie nie wieder mit mir befreundet sein wollen. Und sogar Marie, als würde sie gern mit meinem Kopf Fußball spielen. Jan kann vielleicht nicht meine Gedanken lesen, aber meinen Blick dann doch. Darum sieht er mich jetzt auch echt besorgt an.
    »Ist vielleicht doch besser für dich, deine Mädels sehen uns erst mal nicht mehr zusammen. Wenn die dann merken, da ist null Kontakt, spionieren sie auch nicht mehr hinterher und vergessen, was war«, schlägt Jan vor.
    »Und die Nachhilfe?«, platze ich heraus. Jan überlegt. »Du hast recht. So, wie die glotzen, ist denen alles zuzutrauen. Echt besser, wir lassen’s die Woche mal sein mit Nachhilfe und sehen uns gar nicht.«
    Wenn es jemals eine Fernsehshow namens »Deutschland sucht die Allerdümmste« geben sollte, bewerbe ich mich sofort und werde garantiert gewinnen. Und ich kann nicht
einmal böse auf Jan sein, weil ich ihn selbst auf das Problem mit den Nachhilfetreffen gebracht habe. Die einzige Gelegenheit, bei der ich Jan noch ungestört sehen könnte, habe ich mir selbst genommen.
    Jetzt habe ich also weder Freundinnen noch einen Kumpel. Zwar nur für eine Woche, aber es fühlt sich schon jetzt nach einer Ewigkeit an.
    Jan interpretiert mein Entsetzen darüber zu meinem Glück anders. »Wegen der zwanzig Euro, die du dann nicht kriegst, musst du deinen E-Bass ja nicht abhaken, oder?«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Und wenn ich vielleicht mal ein extragroßes Problem habe mit Franz oder Mathe«, sagt Jan zögerlich, »könnte ich dich immerhin noch anrufen. Das Telefon überwacht ja keiner. Zumindest keiner aus der Schule«, lächelt er aufmunternd.
    Ich nicke und wünsche mir insgeheim, dass sein Französisch- und sein Mathelehrer genau diese Woche die schwierigsten Aufgaben des ganzen Schuljahres stellen werden, damit Jan mich zumindest anrufen oder, noch besser, sich mit mir treffen muss, weil er’s sonst nicht kapiert.
    Jan ist noch nicht mal weg, aber ich fühle mich schon jetzt wie Hanni ohne Nanni.
    Vielleicht sollte ich das mal wieder lesen? Die Mädchen dort im Internat sind die besten Freundinnen und Probleme mit Jungs gibt’s auch nicht, weil’s überhaupt keine Jungs gibt. So einfach kann das Leben sein.
    Okay, dafür auch langweilig.
    »Wenn man sich nicht sieht, soll die Sehnsucht bekanntlich
größer werden. Vielleicht ist das bei uns ja auch so«, grinst Jan mich zum Abschied an. Und obwohl fast Ostern ist, strahle ich jetzt fast wie ein Weihnachtsbaum. Mit roten Kugeln natürlich. Die größte davon ist mein Kopf.

19. Kapitel
    M ontag, Dienstag, Mittwoch … Ich fühle mich wie ein Häftling, der sich durch die immer gleichen Tage schleppt und aufpassen muss, dass er nicht vergisst, was für ein Tag überhaupt ist. Wie habe ich eigentlich vor der Nachhilfe überlebt? Weil mir ohne Jan und ohne Freundinnen doppelt fad ist, will ich wenigstens mehr Gitarre üben. Da kann ich alles um mich herum vergessen. Aber leider nicht meinen Bruder. Denn schon steht er in meinem Zimmer und brüllt. »Ich reiß dir alle Saiten ab, wenn du nicht sofort aufhörst.«
    »Ich muss regelmäßig üben, sagt Mama auch immer.«
    »Dann üb Luftgitarre, die ist wenigstens still.«
    »Ich übe schon seit fünf Jahren hier, das ist Gewohnheitsrecht. « Ich bin plötzlich froh, dass wir das schon in Sozialkunde besprochen haben.
    »Ich zerhacke dir die Scheißgitarre, wenn du in einer Minute noch spielst.« Damit knallt Joachim die Tür zu meinem Zimmer wieder zu. Ich kann jetzt auch gar nicht mehr spielen, weil ich viel zu verblüfft bin über dieses ungeahnte Temperament meines sonst so faden Bruders.

    »Das ist nicht Temperament, sondern Angst«, korrigiert am Abend meine Mutter grinsend. Joachim hat diese Woche nämlich noch eine schriftliche Abiturprüfung. Dabei würde der nicht mal durchfallen, wenn er die Fragen auf Koreanisch und im Handstand beantworten müsste, so hat er sich die letzten Wochen vorbereitet. Kunststück, der Langweiler hat in seinem Leben ja sonst nichts zu tun.
    Tja, wer hätte gedacht, dass ich einmal etwas mit meinem Bruder gemeinsam haben würde?
    Okay, die letzten Tage und Wochen ist dafür bei mir ziemlich viel passiert. Ein bisschen zu viel, ehrlich gesagt. Aber so gar nichts ist auch nichts. Ich komme

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