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Nachhilfe in Erster Liebe

Nachhilfe in Erster Liebe

Titel: Nachhilfe in Erster Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Massoth
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zwar schon von den Weihnachtskonzerten der Musikschule, aber ich möchte ihn lieber noch entsprechend instruieren. Und er wird dich sofort nach dem Konzert wohlbehalten bei mir abliefern. Spätestens um dreiundzwanzig Uhr seid ihr hier, sonst rufe ich die Polizei. Das werde ich Herrn Schwarz selbstverständlich auch noch persönlich sagen. Die Telefonnummer von ihm gibst du mir natürlich auch noch, und ich notiere mir sein Autokennzeichen. Einverstanden?«
    Meine Oma sieht mich fragend an. Ich sehe sie auch bloß fragend an. »Warum erlaubst du mir das?«
    Und warum will es Katja eigentlich nicht einfach haben,
wenn es auch immer schön kompliziert geht? Mund halten, bedanken, heimgehen und später wiederkommen wäre das Einfachste und Beste gewesen. Aber ich muss stattdessen natürlich sitzen bleiben, Mund aufmachen und Fragen stellen. Ich bin so ein Idiot!
    »Weil ich einmal in einer ganz ähnlichen Situation wie du gewesen bin, mich aber äußerst idiotisch verhalten und damit sehr viel zerstört habe«, seufzt meine Oma.
    Meine Oma war auch mal ein Idiot? Das kann ich mir genauso wenig vorstellen wie dass sie auch mal abends heimlich zu einem Konzert gehen wollte.
    »Ich wollte natürlich nicht zu einem Konzert, sondern mich abends heimlich mit meinem Verehrer treffen. Mein Gott, ich war sechzehn und unsterblich in Ludwig verliebt«, lacht meine Oma und sieht plötzlich viel jünger aus. »Mein Vater hätte so etwas natürlich nie erlaubt. Ich war noch nicht volljährig, und es war unschicklich, sich in diesem jungen Alter mit einem Burschen einzulassen.«
    Meine arme Oma, mit sechzehn Jahren noch so einen Terror mit den Eltern, das waren damals ja echt grauenvolle Zeiten.
    »Es war eine so schöne Zeit«, schwärmt stattdessen meine Oma. »Die heimlichen Treffen waren so kostbar, und es war wunderbar aufregend, dass niemand etwas davon erfahren durfte.«
    Das kenne ich allerdings auch. Meine erste Zeit mit Jan in der heimlichen Nachhilfe war ebenfalls total aufregend. Komisch, dass das bei meiner Oma schon über fünfzig Jahre her ist und sich eigentlich bis heute gar nichts verändert hat.
»Meistens trafen wir uns bei Tag, weil ich spätestens zum Abendessen um neunzehn Uhr zu Hause sein musste.«
    Es hat sich doch verändert, und wie! Ich würde durchdrehen, wenn mich meine Eltern in drei Jahren noch abends ab sieben Uhr einsperren würden. Das ist ja wie im Gefängnis gewesen.
    »Um dem einmal zu entfliehen und mit Ludwig ungestört sein zu können, habe ich meinen Eltern vorgelogen, ich wäre am Abend bei meiner Freundin Walburga, die ihre gute Prüfung an der Handelsschule und eine Arbeitsstelle feiern wolle. Das stimmte natürlich nicht, aber Walburga war eingeweiht und versprach, mich nicht zu verraten.«
    Ich nicke und stelle mir vor, dass Walburga für meine Oma so was wie Patricia für mich gewesen ist. Patricia hatte ich auch in meinen Plan mit dem Konzert eingeweiht und wollte bei ihr heute übernachten. Und das fällt nun flach, weil ich sie nicht in alles eingeweiht habe, weil ich also keine wirklich gute Freundin war.
    »Wer aber nichts von meinem Vorhaben wusste, waren Walburgas Eltern. Als mein Vater ihren Vater zufällig traf und auf die gute Prüfung Walburgas ansprach, wusste dieser naturgemäß von nichts. Die erbosten Väter knöpften sich daraufhin zunächst die arme Walburga vor, die nach einigen Schlägen zugab, dass wir uns das alles nur ausgedacht hatten. Trotz der Prügel verriet sie aber nicht, mit wem und wo ich mich stattdessen treffen wollte. Das rechne ich ihr bis heute hoch an.«
    Jan hat mir das auch hoch angerechnet, dass ich dichthalte mit der Nachhilfe. Dass ich darüber aber nichts verraten
habe, rechnen mir meine Freundinnen wiederum gar nicht an, im Gegenteil. Eigentlich genauso wie die Väter von meiner Oma und ihrer Freundin. Sollte ich dann froh sein, dass Patricia nur mit Worten zugeschlagen hat und nicht mit Fäusten? Tut aber mindestens genauso weh.
    »Mein Vater hat mich und Ludwig trotzdem aufgespürt«, erzählt meine Oma weiter. Dann macht sie eine kurze Pause, bevor sie fortfährt. »Ich bekam eine Tracht Prügel und vier Wochen strikten Hausarrest. Auch Ludwig musste einiges von meinem Vater einstecken. Außer Schlägen die Drohung, ihn umzubringen, wenn er ihn noch einmal in meiner Nähe sehen sollte.«
    Meine Oma sitzt still da und seufzt tief. Obwohl das schon so lange her ist, tut sie mir richtig leid.
    »Wie ging es dann mit Ludwig und dir weiter?«,

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