Nachhinein
aus dem Mädchenkopf Richtung Zimmerdecke blubbert, steht: »Prinzesschen von Braun reitet also wieder aus …«
Sie, das Mädchen, das wachgelegen, sich aufgerichtet, gestarrt und gedacht hat, hasst Sonntagsausflüge, hasst jenes Warten auf die Rückkehr der Ausflügler, das sich dehnt und streckt und kein Ende nehmen will.
Sonntag.
Ein herausgeputzter Tag. Ein Tag mit Zylinder, aus dem weißbehandschuhte Hände zahllose Stunden ziehen, die es zu überstehen gilt.
Kurzerhand beschließt sie, zumindest eine dieser Stunden zu ertränken; steht auf, schlurft ins Bad und lässt die Wanne volllaufen.
Die Calimero-Küken-Schaumbadflasche mit abschraubbarem Eierschalenhut ist fast leer. Ein Wasserstrahl fällt aus dem Hahn, poltert in Calimeros Bauchhöhle und spült auch die letzten Seifenreste aus seinem Innern.
Langsam steigt der Pegel. Majestätisch gemächlich kriecht die Schaumkrone auf den Rand zu. Die Wanne ist ein gestauchter, gelängter, inzwischen fast gefüllter Bierkrug. Riecht aber besser.
Um etwas Gesellschaft zu haben, wirft sie die poröse Gummiente und eine Barbie mit Irokesenschnitt und angeknabberten Zehenspitzen ins Weiß. Dann ist es soweit. Mit angehaltenem Atem zwingt sie ihre Füße zum Untertauchen.
H-h-heiß.
Brühheiß.
Sie denkt sich als herzhafte Beilage im Suppentopf eines Kannibalenstammes.
Dann lässt das Brennen nach. Das Wasser wird freundlich, anschmiegsam. Sie stützt sich auf den Ellbogen ab und lässt den Bauch wie den Rücken eines Walfischs an der Oberfläche erscheinen. Was Nabel war, wird Atemloch.
Zeit vergeht. Erst als Tür und Angel unangemeldet Geräusche machen, findet die, von knisternden Seifenblasen untermalte, Stille ein jähes Ende.
Sie sieht nichts, hat die Augen fest zusammengekniffen, Hände und Haare voll Shampoo. Indessen steuern zwei braune Schlappen auf den Spiegelschrank zu. Der Vater will sich rasieren. Misstrauisch beobachtet er das von Spritzern, Staub und Wasserflecken überzogene Abbild seiner Tochter im Glas: Die Brause kämmt ihr Schaum und Locken aus. Dunkle, nasse Strähnen schlängeln über Schultern und Rücken, kleben am Hals.
Sie öffnet die Augen.
Der Vater schneidet Grimassen, spannt die Haut abwechselnd über Oberlippe und Kieferknochen. Sie sucht seinen Blick. War er nicht eben noch da gewesen?
Fingerspitzen, schrumpelig wie Dörrzwetschgen, suchen, finden und ziehen den Stöpsel ab. Gurgelnd senkt sich der Pegel. Verschlagen verfolgen die Vateraugen das Auftauchen zweier milchweißer Hügel. Einem Schäumchen, welches rechts über den kreisrunden, korallenfarbenen Brustwarzenhof schleicht, wird nachgeschielt. Sein Gesicht ist längst glatt. Nichtsdestotrotz verbleibt er auf seinem Späherposten.
Ihr Bad ist beendet. Sie richtet sich zu voller Größe auf. Schillernde Bläschen zerplatzen auf ihren Hüften. Lange Ketten tropfenförmiger Perlen gleiten ihre Glieder hinab. Zwischen den Beinen schickt ein flaumiges Schnäbelchen schmale Rinnsale die Schenkel entlang.
Sie bittet um ein Handtuch. Der Vater nimmt eins vom Haken und dreht sich um. Sie bemerkt die Wölbung im Schritt seiner Schlafanzughose.
Der Anblick der baumwollüberspannten Ausbeulung überrascht sie kaum. Sie kennt das von früher. Beim Bruder sah’s auch so aus … Sie fragt sich, warum der Vater nicht aufs Klo geht, wenn er so dringend muss.
Ihr Blick verwirrt ihn. Sein Ständer scheint sie nicht zu stören. Er spürt sich härter werden.
Sie will nach dem Handtuch greifen.
Er hält es fest.
Nur der Wannenrand trennt sie noch. Schwere Hände lassen sich auf schmalen Schultern nieder und drehen das Mädchen mit dem Gesicht zur Wand. Er drückt sie fest an sich. Sie spürt den Pinkelschwanz im Rücken. Ekelt sich.
Er rubbelt mit dem Handtuch heftig über Brust, Bauch und Scham. Die konstante Reibung der Schlafanzughose erwärmt die Stelle zwischen ihren Schulterblättern.
Eigentlich ist sie längst trocken. Warum Hose und Handtuch dennoch unbeirrt weiterschmirgeln, versteht sie nicht.
Der Druck der erhitzten, schlüpfrigen Schwellung nimmt zu. Sie spürt eine feste, fast senkrechte Parallele die Rückenwirbel entlang glitschen.
Sie will nicht angepinkelt werden!
Seine Umarmung wird zum Schraubstock. Er spürt ihre Gegenwehr kaum.
Zu ihren Füßen treibt Barbies Wasserleiche.
Vaters Atem ist nah und heiß.
Der Gummiente fehlt eine Pupille.
Ein letztes tiefes, kehliges Geräusch, mehr Tier- als Menschenlaut, dann ist es passiert: Sie spürt es
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