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Nachhinein

Nachhinein

Titel: Nachhinein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kraenzler
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12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 12 Linke Hand: 12 1325 12 1325 1212 1325 12 12 1523 12 12 1523 12
    Rechte Hand: 21 21 21 21 21 21 21 21 21 21 21 21 Linke Hand: 21 2513 21 2513 21 21 2512 2512 21 2515 21 21 2315
    Es klingelt an der Tür. Einmal. Zweimal. Ich weiß, wer’s ist.
    Rechte Hand: 35 35 35 35 35 35 35 35 35 Linke Hand: 35 3152 35 3152 35 35 3152 35 3251 35 3251 35 35
    Nach dreimal Läuten gibt sie normalerweise auf ⁠…
    Rechte Hand: 53 53 53 53 53 53 53 53 53 53 53 53 Linke Hand: 53 5231 53 53 5231 53 53 5132 53 5132 53 53 5132
    Endlich schweigt die Klingel.
    Vom Wohnzimmerfenster aus beobachte ich ihren Rückzug, begleite sie mit Blicken über Hof, Gehweg und Straße bis nach Hause. Erst als das Treppenhaus ihren Kopf verschluckt und auch die letzte Locke wie eine Spaghettinudel eingesaugt hat, verlasse ich meinen Fensterplatz und widme mich den chromatischen Tonleitern.
    61.
    Rechte Hand: 531531 531 531 531531531 521521 521521 521521521 Linke Hand: 531531531 531531531 531531531 521521521 521521521
    Das besorgte Gesicht meiner Mutter: blasser als sonst, die Brauen nach oben verzogen. Dicht unter ihrem dunklen Pony erscheinen zwei hilflos verzweifelte Querfalten. »Hör mal Schatz ⁠…«
    Sie atmet hörbar ein und aus; macht ein Geräusch, das verzagtes Seufzen und entschlossenes Schnauben zugleich ist.
    »Es ist was ziemlich Schlimmes passiert ⁠…«
    Linke Hand: 12342134 12342123 12342134 2314234 2341234 2341234
    Sie zögert. Stockt, als hätte sich der Rest des Satzes in ihrer Kehle verfangen wie eine Fischgräte. Ein ungewohnt strenger, verärgerter Blick trifft meine Finger.
    »Könntest du bitte mal fünf Minuten die Hände stillhalten und zuhören?«
    Äußerst widerwillig, mit genervt rollenden Augen unterbreche ich meine Übungen, verschränke die Arme vor der Brust und parke die Finger unter den Achseln.
    »Danke. Also ⁠… die JasminCelineJustine hat ⁠… Ich meine, sie ist ⁠… Sie ist im PLK .«
    Meine Linke gleitet zurück auf die Tischplatte.
    »… das ist das Psychiatrische Landeskrankenhaus ⁠…«
    »Ich weiß, was das ist.«
    »Ja, sicher ⁠… Ich dachte nur ⁠…«
    Linke Hand: 1523123 1523123 1523 1523123 1525 1525 1523123 15
    »Sie ⁠… Sie hat versucht, sich das Leben zu nehmen.«
    Linke Hand: 2315231523 15231523 1523152315 23152315 2315231523
    »Hast du verstanden, was ich eben gesagt habe?«
    Linke Hand: 321 321 3121 3121 312 312 3121 3121 531 531 5131 5
    Eine lange, beringte Hand stoppt meine Finger, deckelt meine Bewegung mit weicher Schwere. Ich hebe den Kopf dem verständnislosen Gesicht meiner Mutter entgegen.
    »Interessiert dich das gar nicht?«
    Der Vorwurf in ihrer Stimme erhitzt meinen Kopf. Wütendes, beschämtes Rot färbt mir die Wangen.
    Schulterzuckend befreie ich mich aus dem mütterlichen Griff.
    »… jedenfalls ist sie außer Gefahr ⁠… Offenbar hat sie eine ganze Menge Tabletten geschluckt und anschließend den Rettungsdienst verständigt.«
    Linke Hand: 54 54 54 54 54 54 54 54 54 54 45 45 45 45 45 45 45
    Auch ohne Augenkontakt spüre ich ihre Gereiztheit, ihr Ringen um Beherrschung unter dem Deckmantel sachlicher Berichterstattung.
    »… mussten ihr den Magen auspumpen ⁠… gerade noch rechtzeitig ⁠…«
    Linke Hand: 2315231523 23152315 231523 231523 23152
    Die Hand meiner Mutter versetzt der Tischplatte einen lauten, klatschenden Schlag, der mich erschreckt zusammenzucken lässt. Kopfschüttelnd steht sie auf.
    »Ich begreif’s nicht! Wirklich nicht ⁠… Was um alles in der Welt ist denn zwischen euch vorgefallen?!«
    Rechte Hand: 123 1312 13132 3121 31321
    Linke Hand: 312 3132 31312 1323 13123 13
    Wieder werde ich festgehalten. Die Stimme meiner Mutter zittert.
    »Mein Gott, LottaLuisaLuzia! Es gibt noch andere Dinge im Leben außer Klavierspielen – Dinge, die weitaus wichtiger sind ⁠…⁠«
    Ich springe auf. Hinter mir poltert der Stuhl auf die Fliesen. Rasende Wut verbindet verkrampfte, pochende Punkte in Kiefer und Schläfen.
    »Für mich nicht!«
    Mit jedem Schritt, den ich mich vom Esstisch entferne, füllt sich mein Schädel mit Unaussprechlichem. Grausame, rachsüchtige Bösartigkeiten strampeln hinter meiner Stirn wie Katzen im Sack. Ein schrilles, lautes Geschrei springt mir aus der Kehle: » UND WENN SIE DENKT , DASS WIR DAMIT QUITT SIND , HAT SIE SICH GESCHNITTEN !!«
    Der krachende Donnerschlag meiner Zimmertür beendet das Gespräch.
    62.
    »Hallo?« Fleischfarbenes Wedeln vor meinem Gesicht. »Erde an

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