Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachricht von dir

Nachricht von dir

Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
Vom Netzwerk:
geht in die USA «, erläuterte sie weiter und reichte ihm einen Zwanzig-Euro-Schein.
    Takumi las die Adresse:
     
    Jonathan LEMPEREUR
    French Touch
    1606 Stockton Street
    San Francisco, CA 94133
    USA
     
    »Jonathan Lempereur … Wie der Sternekoch?«, fragte er und schwang sich auf sein Elektrorad, mit dem er Auslieferungen erledigte.
    »Du kennst ihn?«, erwiderte die Floristin verwundert, die mit ihm vor den Laden getreten war.
    »Den kennt doch jeder«, antwortete er, ohne sich seiner Taktlosigkeit bewusst zu sein.
    »Das heißt, ich bin die einzige Dumme?«
    »Nein, ähm … überhaupt nicht, ich …«, stammelte Takumi.
    Sein Gesicht war puterrot angelaufen. Kleine Schweißperlen standen auf seiner Stirn, und er starrte angestrengt zu Boden.
    »Na gut, Harakiri brauchst du deshalb nicht gleich zu begehen«, zog Madeline ihn auf. »Erklär mir lieber, was das für ein Typ ist.«
    Der Japaner schluckte.
    »Vor ein paar Jahren besaß Jonathan Lempereur das beste Restaurant von New York. Meine Eltern haben mich zur Feier meines Universitätsdiploms dorthin eingeladen. Ein sagenhaftes Lokal mit einer Warteliste von einem Jahr und einmaligen Geschmackserlebnissen.«
    »Das kann unmöglich derselbe Typ sein«, sagte Madeline kopfschüttelnd und deutete auf den Umschlag. »Die Adresse, die er mir genannt hat, ist zwar die eines Restaurants, aber wohl eher eines zweitklassigen als eines Fünf-Sterne-Hauses.«
    Takumi steckte das Päckchen in seinen Rucksack und gab Gas, ohne weitere Kommentare abzuwarten.
    »Bis gleich.«
    Madeline winkte ihm kurz nach und ging zurück in den Laden.
    Die Worte des Lehrlings hatten ihre Neugier geweckt. Trotzdem versuchte sie, sich wieder an die Arbeit zu machen, als sei nichts geschehen. Seit sie das Geschäft geöffnet hatte, war ständig Kundschaft da. Weihnachten weckte ebenso viele Emotionen wie der Valentinstag – Liebe, Hass, Einsamkeit, Melancholie. Allein an diesem Vormittag hatte sie in ihrem Laden eine Reihe von Käufern erlebt, einer origineller als der andere: Ein alter Schwerenöter hatte zwölf Sträuße für zwölf Eroberungen in zwölf verschiedenen Städten in Auftrag gegeben. Eine Frau mittleren Alters hatte sich selbst Orchideen schicken lassen, um ihre Bürokollegen zu beeindrucken. Eine junge Amerikanerin war in Tränen aufgelöst hereingekommen, um ihrem Pariser Liebhaber ein verblühtes Gesteck zukommen zu lassen und ihm damit das Ende ihrer Beziehung zu signalisieren. Und der Bäcker um die Ecke hatte als Geschenk für seine geliebte Schwiegermutter einen riesigen mexikanischen Kaktus mit langen und spitzen Stacheln bestellt …
    Die Liebe zur Floristik hatte Madeline von ihrem Vater geerbt. Anfangs hatte sie sich in ihrer Begeisterung autodidaktisch weitergebildet, bevor sie die angesehene Floristikschule Piverdière in Angers besucht hatte. Sie war stolz darauf, einen Beruf auszuüben, der alle wichtigen Ereignisse im Leben betrifft. Ob Geburt, Taufe, erstes Rendezvous, Hochzeit, Versöhnung, berufliche Beförderung, Eintritt in den Ruhestand oder Beerdigung: Blumen begleiten den Menschen von der Wiege bis zum Grab.
    Die junge Frau begann damit einen neuen Strauß zusammenzustellen, gab nach fünf Minuten jedoch auf. Ihr ging ständig die Geschichte im Kopf herum, die Takumi erzählt hatte.
    Sie trat hinter die Theke und schaltete ihren Computer ein. Als sie »Jonathan Lempereur« bei Google eingetippt hatte, wurden über sechshunderttausend Ergebnisse angezeigt! Sie klickte Wikipedia an. Die Online-Enzyklopädie enthielt einen langen Beitrag über den Küchenchef, einschließlich eines Fotos, das ohne Zweifel den Mann zeigte, dem sie am Vorabend am Flughafen begegnet war, auch wenn Lempereur auf dem Foto jünger und richtig sexy aussah. Perplex setzte Madeline ihre kleine Lesebrille auf und überflog den Artikel:
     
     
    Jonathan Lempereur, geboren am 4. September 1970, ist ein französischer Küchenchef und Geschäftsmann, der den Großteil seiner Karriere in den USA absolviert hat.
     
    Ausbildung
    Aus einer einfachen Gastwirtsfamilie in der Gascogne stammend, arbeitet er schon als junger Mann im Lokal seines Vaters, dem La Chevalière an der Place de la Libération in Auch. Mit 16 Jahren beginnt er seine Lehre und sammelt nach deren erfolgreichem Abschluss vielfältige Erfahrungen bei Ducasse, Robuchon und Lenôtre, bevor er die rechte Hand des berühmten provenzalischen Kochs Jacques Laroux im Restaurant La Bastide in Saint-Paul-de-Vence

Weitere Kostenlose Bücher