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Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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Gastronomie
    Während die Gäste weiterhin in sein New Yorker Restaurant strömen, wird der französische Küchenchef zur Zielscheibe immer heftigerer Angriffe. Dieselben Kritiker, die einige Jahre zuvor seine Kreativität und sein Talent gelobt hatten, werfen ihm nun vor, sich zu verzetteln und nur noch am Geld interessiert zu sein.
    Die vielfältigen Aktivitäten seines Imperiums sind jedoch weit von der Rentabilität entfernt. Die Imperator-Gruppe ist hoch verschuldet, und im Dezember 2008 gerät sie an den Rand des Bankrotts. Einige Wochen später, nach der Trennung von seiner Frau, wirft Jonathan Lempereur das Handtuch und erklärt, er sei »von der Kritik erschöpft«, »mit seiner Inspiration am Ende« und »von der Welt der Gastronomie enttäuscht«. Im Alter von 39 Jahren ist Lempereur gezwungen, die Verwertungsrechte an seinem Namen zu veräußern. Er zieht sich endgültig von seinen Geschäften zurück, doch der Stempel, den er der modernen Küche aufgedrückt hat, bleibt erhalten.
     
    Am Ende des Eintrags las Madeline noch, dass Lempereur 2005 ein Buch herausgebracht hatte, Bekenntnisse eines leidenschaftlichen Kochs . Eine erneute Suche brachte sie mit zwei oder drei Klicks auf die Seite der Brasserie French Touch , die Jonathan derzeit in San Francisco führte. Die Seite war offensichtlich nicht aktuell. Dort waren einige Menübeispiele für 24 Dollar zu finden: Zwiebelsuppe, Blutwurst mit Kartoffeln, Feigentarte. Nicht wirklich berauschend für jemanden, der einige Jahre zuvor der international meistgefeierte Koch gewesen war.
    Wie mag es dazu gekommen sein?, fragte Madeline sich, während sie zwischen Tannen und Orchideen umherging. Sie erreichte das Ende ihres Ladens, der wie ein Garten angelegt war, und setzte sich, den Blick ins Leere gerichtet, auf eine Schaukel, die an einem riesigen Ast an der Decke befestigt war.
    Das Klingeln ihres Ladentelefons riss sie aus ihren Gedanken.
    Sie sprang auf und hob ab. Es war Takumi.
    »Bist du noch auf der Post?«
    »Nein, Mada…, ähm, Madeline. Die Postämter sind wegen eines Streiks alle geschlossen.«
    »Na gut. Bevor du zurückkommst, fahr bitte bei einer Buchhandlung vorbei und kauf mir ein Buch. Hast du was zum Schreiben? Der Titel lautet: Bekenntnisse eines leidenschaftlichen Kochs von … «


    Kapitel 5
    You’ve got a mail
    Das Bestreben, jemanden gänzlich zu kennen, ist eine Art, sich ihn anzueignen, ihn auszunutzen. Es ist ein schändlicher Wunsch, auf den man besser verzichtet.
    Joyce Carol Oates,
Black Girl/White Girl
     
     
     
     
    San Francisco
    Mitten in der Nacht
     
    Jonathan zog kurz an der Schnur der Neonlampe über dem Spiegel im Bad. An Schlaf war nicht zu denken. Schuld daran waren seine Nervosität und das Sodbrennen, das ihn quälte, seit er diesen verdammten Wein getrunken hatte. Im bleichen Lichtschein wühlte er im Arzneischrank auf der Suche nach einem Angstlöser und einem Medikament gegen seine Magenbeschwerden. Nachdem er beides gefunden hatte, ging er damit in die Küche, um die Tabletten mit Mineralwasser einzunehmen.
    Im Haus war alles still. Marcus, Charly und sogar Boris ruhten längst in Morpheus’ Armen. Das Fenster war halb geöffnet geblieben, trotzdem war es nicht kalt. Ein warmer Wind ließ das Bambusglockenspiel erklingen, während ein Mondstrahl auf das Display des Smartphones fiel, das er zum Aufladen auf die Theke gelegt hatte. Jonathan konnte nicht widerstehen: Mit einem Druck auf den einzigen Knopf aktivierte er das Gerät, das Display leuchtete sofort auf. Auch das kleine rote Licht, das eine neue Nachricht für Madeline an-zeigte, begann zu blinken. Eine Art sechster Sinn, vermischt mit Neugier, trieb ihn dazu, auf das Nachrichtensymbol zu drücken und zu lesen. Sie war zehn Minuten zuvor geschickt worden und war, so seltsam dies scheinen mochte, an ihn adressiert …
     
     
    Lieber Jonathan (»Monsieur Lempereur« und »Mademoiselle Greene« ersparen wir uns, okay? Wenn Sie schon die Unverschämtheit besitzen, meine Post zu lesen, haben Sie sicher auch einen Blick auf meine Fotos geworfen und sich an den zwei oder drei »künstlerischen« Bildern in meinem Album erfreut. Sie sind also ein Perversling, was letztlich Ihr Problem ist. Allerdings wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie es sich wenigstens verkneifen könnten, die Fotos auf Facebook zu stellen, denn ich fürchte, das würde mein Zukünftiger nicht wirklich schätzen …).
    Lieber Jonathan (nochmals), ich nutze meine Mittagspause (aber ja,

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