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ähnlich sah. Sie befand sich in Begleitung eines älteren Herrn. Das Bild wurde im Internet veröffentlicht und von den Morphologie-Experten untersucht, doch dann wurde die Spur offiziell für falsch erklärt.
In einem Bekennerschreiben behauptete ein Irrer, das junge Mädchen entführt, vergewaltigt und ermordet zu haben. Doch er hinterließ zahlreiche Fingerabdrücke auf dem Papier, sodass man ihn noch am selben Tag identifizieren konnte. Schnell stellte sich heraus, dass er zum Zeitpunkt von Alices Verschwinden im Gefängnis saß.
Am 12. April fand man im dritten Untergeschoss des Parkhauses Moss Side die Leiche von Liam Kilroy, der mit einem Baseballschläger zu Tode geprügelt worden war. Der Mann war bekannt, weil er zu Danny »Dub« Doyles Truppe gehört hatte. Dieser Mord kam der Polizei allerdings gar nicht gelegen, denn Liam war auch ihr Spitzel und ihr wichtigster Mann bei den Bemühungen gewesen, den Paten von Manchester möglichst schnell zu Fall zu bringen.
In dieser Nacht fand Madeline keinen Schlaf.
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Kapitel 16
Das Paket
Wer die Hände in Blut badet, muss sie mit Tränen waschen.
Deutsches Sprichwort
Am 15. Juni wurde im Polizeirevier von Cheatam Bridge ein seltsames Paket abgeliefert.
Es war an die Hauptkommissarin Madeline Greene, zuständig für den Fall Alice Dixon, adressiert.
Darin befand sich ein Plastikbehälter, wie man ihn für ein Picknick benutzt. Madeline öffnete die Dose: Sie war mit zerstoßenem Eis gefüllt. Mit der Hand schob sie die winzigen Splitter beiseite. Oben waren sie weiß, doch je tiefer sie vordrang, desto mehr färbten sie sich rot. Als ihr klar wurde, dass es sich um Blut handelte, begann ihr Herz zu rasen. Sie versuchte, nicht in Panik zu geraten, und hielt eine Weile inne, ehe sie ihre Erkundung fortsetzte. Auf dem Grund des Behälters lag ein blutiges, halbgefrorenes Stück Fleisch, das sie angewidert betrachtete.
Ein grob herausgeschnittenes Herz.
Ein menschliches Herz.
Das Herz von Alice.
Diesmal hatte das Labor in Birmingham genügend Material und benötigte nur wenige Stunden, um zu bestätigen, dass die DNA der untersuchten Proben des tiefgefrorenen Herzens mit der von Alices Haaren übereinstimmte.
Es gab keinen Zweifel mehr.
Alice war tot.
An diesem Tag zerbrach etwas in Madeline. Wie eine Schlafwandlerin ging sie nach Hause, trank mehrere Whisky und nahm zwei Schlaftabletten. Weder am nächsten noch an den folgenden Tagen erschien sie zur Arbeit. Drei Wochen blieb sie wie gelähmt in ihrem Bett, versunken in einer Art Lethargie, abhängig von Alkohol und Medikamenten. Die Realität war ihr unerträglich geworden. Nichts war mehr von Bedeutung. Nicht einmal mehr, den Verrückten zu schnappen, der dieses Verbrechen auf dem Gewissen hatte. Sie war hilflos, unfähig, an die Zukunft zu denken, und bereit, ihrem Leben ein Ende zu setzen.
Am 19. Juni teilte die Sun mit, eine Produktionsfirma habe Kontakt mit Erin Dixon aufgenommen und dieser für die Rechte zur Verfilmung der Entführung ihrer Tochter und den Mord an ihr eine Anzahlung von fünfzigtausend Pfund Sterling angeboten.
Am 26. Juni nahm die Polizei von Merseyside bei einer Routinekontrolle einen gewissen Harald Bishop fest. In betrunkenem Zustand transportierte der Mann hinten in seinem Lieferwagen blutbefleckte Werkzeuge. Er behauptete zunächst, ein Wildschwein zerlegt zu haben, das er versehentlich im Bowland Forrest überfahren hätte. Doch seine Aussage war unglaubhaft und erregte Verdacht. Der Mann wurde festgenommen und in dem kleinen Revier von Prescot in eine Ausnüchterungszelle gesteckt. Als sie ihn in Polizeigewahrsam nahmen, ahnten die wachhabenden Beamten nicht, dass sie den Mann vor sich hatten, den die Presse seit Jahren den »Schlächter von Liverpool« nannte.
Während der Verhöre gestand Bishop, in den Jahren 2001 bis 2009 über zwanzig Morde an jungen Frauen oder Mädchen und ebenso viele Vergewaltigungen begangen zu haben.
Das war eine Überraschung. Eine simple Alkoholkontrolle hatte zur Festnahme des schlimmsten Massenmörders geführt, den es je in England gegeben hatte. Etliche der seit Jahren unaufgeklärten Mordfälle oder Entführungen waren plötzlich gelöst.
Bishops Geständnis dauerte die ganze Nacht. Am Morgen beschuldigte er sich als Letztes auch des Mordes an Alice Dixon. Er behauptete, ihre Leiche in den Mersey geworfen zu haben, nachdem er das Herz an die Polizei von
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