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Nachricht von dir

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Titel: Nachricht von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillaume Musso
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er fort, aber dieses Streben nach dem Absoluten frisst Dich auf und wird nie aufhören. Nach Alice wird es andere Tote geben, andere Ermittlungen und Kriminelle, die eingesperrt werden müssen … Und jedes Mal wird Deine Melancholie, Einsamkeit und Verlorenheit wachsen. Du willst das Böse jagen, aber dem Bösen ist das völlig egal. Es wird Dich zerstören, und Du wirst ganz allein zurückbleiben, das ist alles. Am Ende siegt immer das Böse, glaube mir …
    Du gehst am Leben vorbei, Maddie. Du musst dich aus dieser Spirale befreien, bevor Du in einen Abgrund stürzt, aus dem es kein Zurück gibt.
    Ich will nicht, dass Du ein solches Dasein fristest. Ich will nicht, dass Du zerstört wirst.
    Verschwinde aus diesem Viertel, Maddie. Verschwinde aus dieser verfluchten Stadt. Erfüll Dir Deinen Traum und geh nach Paris. Eröffne diesen Blumenladen, von dem Du schon so lange sprichst! Lass es nicht ewig ein Wunschbild bleiben. Du hattest sogar schon einen Namen gefunden, ich erinnere mich … Wie war der noch? Ich glaube, wie der Titel eines alten französischen Chansons: Le Jardin Extraordinaire …
    Der Satz blieb in der Schwebe. Danny öffnete den Knopf seines Hemdkragens, wandte den Blick vom Objektiv ab und zog nervös an seiner Zigarette. Er rieb sich die Augen, suchte nach Worten, streckte die Hand nach dem Handy aus, um es auszuschalten, besann sich dann aber anders. Er wirkte wie ein Mensch in einer verzweifelten Lage. Eine Träne der Erschöpfung rann über seine Wange. Ungeschickt, mit einer fast kindlichen Geste, wischte er sie weg. Danny hatte bestimmt in seinem Leben nicht viel geweint. Zum Schluss murmelte er nur:
    Ich liebe dich .
    Dann verwackelte und verschwamm das Bild.
    Madeline begriff instinktiv, dass Danny tot war. Von ihrem Krankenbett aus betrachtete sie den Veilchenstrauß und dann wieder die Visitenkarte. Als sie sie umdrehte, entdeckte sie eine Ziffernfolge. Eine Telefonnummer, die sie sofort wählte. Es war die einer Schweizer Bank. Sie gab ihren Namen an, und man teilte ihr mit, dass für sie ein Konto eröffnet worden sei, auf dem dreihunderttausend Euro deponiert waren.
     
     
     
     
    San Francisco
     
    Das Bild verwackelte und verschwamm.
    Eine Weile blieb Jonathan verblüfft vor seinem Bildschirm sitzen. Fast widerwillig empfand er eine Art Bewunderung für den Gangster.
    Dieser Danny Doyle … was für ein seltsamer Typ …
    Was mochte inzwischen aus ihm geworden sein?
    In unserem Zeitalter widersteht kaum eine Frage lange dem Internet, und auch in diesem Fall lieferte Google ihm fast augenblicklich eine Antwort.
     
    MAKABERE ENTDECKUNG
AM STADTRAND VON MANCHESTER
     
    Der Artikel stammte vom 10. Juli 2009, ein oder zwei Tage nach der Aufnahme des Videos. Danny bluffte nicht, er wusste, dass er sich in Lebensgefahr befand. Der Journalist erklärte, die Leiche des Unterwelt-Paten Danny »Dub« Doyle sei in einem grässlichen Zustand aufgefunden worden. Hände und Füße waren abgehackt und sämtliche Zähne mit einer Zange herausgerissen. Die Ukrainer hatten sich bitter gerächt.
    Diese neue Entdeckung jagte Jonathan einen Schauer über den Rücken. Es blieb nur ein einziges Dokument, eine JPG -Datei, die er noch nicht geöffnet hatte. Er ließ den Cursor über den Bildschirm gleiten, klickte das Foto an, und das Blut gefror ihm in den Adern.
     
     
     
     
    Paris
    Avenue Victor-Hugo
     
    Gegen vierzehn Uhr verließ George LaTulip das Restaurant. Um ihn nicht aus den Augen zu verlieren, sprang Madeline auf ihr Motorrad und blieb ihm auf den Fersen, bis der Porsche kurz vor einer luxuriösen Immobilienagentur unweit der Champs-Élysées hielt. Die junge Frau im Minirock, sicherlich eine Angestellte, die zu ihm ins Auto stieg, küsste ihn leidenschaftlich. Groß, blond und von slawischem Charme war sie aufreizend und doch distinguiert genug, um vornehmen Interessenten Wohnungen für drei oder vier Millionen Euro zu verkaufen. Der Wagen fuhr ans linke Seine-Ufer und parkte an der École de Médecine. Hand in Hand lief das Paar bis zur Rue de l’Abbaye und verschwand in einer Hoftür.
    Madeline musste gut zwanzig Minuten warten, bis eine alte Dame das Haus betrat. Sie schlüpfte hinter ihr durch die Tür und nahm die Briefkästen in Augenschein. Auf einem stand der Name LaTulip. George führte ganz offensichtlich ein luxuriöses Leben: schickes Auto, junge Geliebte, Wohnung in Saint Germain-des-Prés. Nicht schlecht für einen ehemaligen Hotdog-Verkäufer.
    Das erotische Intermezzo

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