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Vermietungen verzeichnet waren.
»Mr und Mrs Kowalski, genau. Es handelt sich um Amerikaner. Sie haben das Haus 2009 für vierzehn Tage, vom einundzwanzigsten Dezember bis zum vierten Januar, gemietet. Seltsam war hingegen ihre vorzeitige Abreise: Am Neujahrsabend war das Anwesen leer.«
Sie sind nur wenige Stunden nach Alices Rückkehr verschwunden , dachte Jonathan.
»Haben Sie ihre Adresse?«
»Nein, sie haben bar bezahlt: Neuntausend Dollar, die sie einige Wochen zuvor im New Yorker Büro meines Mannes haben abgeben lassen. Das kommt nicht häufig vor, aber bei Amerikanern eben doch bisweilen«, sagte sie leicht verächtlich.
»Und die Kaution?«
»Die haben sie nie zurückgefordert.«
Verdammter Mist …
»Aber Sie werden doch noch irgendeinen Kontakt haben!«
»Nur eine E -Mail-Adresse. Über die haben wir kommuniziert.«
Ohne große Hoffnung notierte Jonathan die Adresse. Es handelte sich um ein Hotmail-Konto, das vermutlich nur zu diesem Zweck eingerichtet und sicher längst gelöscht worden war. Er bedankte sich bei Anna Askin für ihre Hilfe und ließ sich mit dem Taxi zurück zum Flughafen fahren.
14 Uhr
Jonathan begab sich zum Air-France-Schalter und kaufte ein Ticket für den Fünfzehn-Uhr-Flug nach Paris. Er passierte die Sicherheitskontrolle und aß während der Wartezeit ein Club-Sandwich in einem der Panoramarestaurants mit Blick auf Start- und Landebahn.
Normalerweise mochte er Flughäfen nicht, aber der von Nizza war anders. Der trichterförmige Terminal, der an eine fliegende Untertasse erinnerte, war ganz aus Glas und bot einen spektakulären Blick auf das Meer, die Baie des Anges und in der Ferne auf die verschneiten Gipfel des Esterel-Massivs. Das futuristische Gebäude lud zum Träumen ein. Alles war hell wie in einem riesigen Loft zwischen Himmel und Meer.
Er schlug das Moleskin-Notizbuch auf, in dem er sein Gespräch mit Jim Flaherty festgehalten hatte. Er schrieb auf, was er von Anna Askin erfahren hatte, auch wenn es nicht viel war. Jetzt war auch er von Alice Dixons Geschichte fasziniert, aber er war nicht weitergekommen als jene, die sich vor ihm mit dem Fall beschäftigt hatten: Je tiefer er in die Materie eindrang, desto geheimnisvoller wurde alles, und die Spuren wurden immer verworrener.
Er machte sich noch einige Notizen und versuchte, die einzelnen Elemente miteinander in Verbindung und alle Hypothesen zu Papier zu bringen, die ihm durch den Kopf gingen. In Gedanken versunken wartete er, bis man schließlich seinen Namen ausrief, und eilte dann zu seinem Abflug-Gate.
Da ihm bewusst war, dass er allein nie den Schlüssel zu diesem Rätsel finden würde, blieb ihm nichts anderes übrig, als Kontakt mit Madeline Greene aufzunehmen.
Flughafen von San Francisco
8:45 Uhr
Mit unverhohlenem Stolz verkündete der Pilot der Air China, dass die Maschine ihre Parkposition fünf Minuten vor der geplanten Ankunftszeit erreicht hatte.
Die Tasche über der Schulter, folgte Madeline den anderen Reisenden und reihte sich in die Warteschlange vor dem Immigration Office ein. Sie war völlig durcheinander und brauchte eine Weile, um zu bemerken, dass es hier neun Uhr morgens war. Als man ihren Pass verlangte, wurde ihr plötzlich bewusst, dass sie in der Eile völlig vergessen hatte, das ESTA -Formular, das zur Einreise in die USA nötig war, online auszufüllen!
»Sie waren vor ein paar Tagen in New York, und das Formular ist zwei Jahre gültig«, beruhigte der Beamte sie.
Sie stieß erleichtert einen Seufzer aus und versuchte, sich zu entspannen. Da sie nur Handgepäck hatte, begab sie sich direkt zum Taxistand und nannte dem Fahrer die einzige Adresse, die sie von Jonathan hatte: die seines Restaurants.
Es war heiß und sonnig. Kaum zu glauben, dass sie noch vor ein paar Stunden im grauen Paris gewesen war. Sie öffnete das Fenster, um das milde Klima zu genießen.
Kalifornien …
Sie hatte immer davon geträumt, hierher zu kommen, allerdings im Urlaub und in Begleitung eines Liebhabers. Nicht so überstürzt und um den Preis, den Mann belogen zu haben, der um ihre Hand angehalten hatte.
Verdammt noch mal, warum muss ich alles kaputt machen?
Sie hatte zwei Jahre gebraucht, um sich ein geregeltes, ruhiges Leben aufzubauen, doch dieses schöne Gleichgewicht war durch die vorwitzigen Phantome der Vergangenheit aus den Fugen geraten. Innerhalb weniger Tage hatte sie alle Orientierungspunkte verloren. Sie hatte sich in einem
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