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verschwinde. Wegen dieser verrückten Sonderaufgaben wird Connie am Ende noch denken, ich hätte eine Geliebte«, knurrte der junge Polizist und verließ den Raum.
Allein zurückgeblieben, steckte Jim den USB -Stick in seinen Computer. Trevor war es gelungen, ein Dutzend Fragmente, von denen zwei oder drei verwertbar schienen, zu isolieren. Jim schob sie auf den Desktop seines PC s, vergrößerte sie und starrte eine Weile fasziniert auf dieses Flechtwerk von Kurven und Windungen, von Erhebungen und Rillen, die unsere Fingerkuppen durchziehen und jede einzigartig machen.
Gespannt stellte er die Verbindung zu AFJS , dem automatischen Fingerabdruck-Identifikationssystem, her. Er wusste, seine Chancen waren gering, doch in der Einsamkeit und Kälte der Nacht wollte er noch an sein Glück glauben. Er setzte den Abgleich der drei Teilabdrücke mit den Hunderttausenden in der Datei gespeicherten Abdrücke in Gang. Der Algorithmus begann seine Arbeit mit schwindelerregender Geschwindigkeit. In diesem Bereich war die englische Gesetzgebung eine der anspruchsvollsten der Welt. Sie verlangte sechzehn Konvergenzpunkte, um zwei Fingerabdrücke als zweifelsfrei identisch zu authentifizieren.
Plötzlich erschien das traurige Gesicht von Alice Dixon auf dem Bildschirm.
Jim durchfuhr ein Schauer. Die Abdrücke auf der Papierserviette waren tatsächlich die des jungen Mädchens.
Dieser Jonathan Lempereur hatte ihm also kein Märchen aufgetischt. Im Dezember 2009, sechs Monate nachdem man ihr das Herz herausgeschnitten hatte, war Alice Dixon noch am Leben gewesen!
Er spürte, wie seine Hände zu zittern begannen und seine Gedanken sich überschlugen. Er würde den Fall neu aufrollen. Er würde seinen Chef, die Medien und Madeline benachrichtigen. Diesmal würden sie Alice finden. Er durfte keine Zeit verlieren, er …
Ein diffuses, dumpfes Geräusch wie von einer Explosion durchbrach die nächtliche Stille.
Der aus nächster Nähe abgegebene Schuss tötete Jim auf der Stelle.
Der Schatten war durch das Fenster geschlüpft.
Der mit einem schwarzen Overall bekleidete Mörder führte die Mission aus, für die er bezahlt wurde. Er schob Jim die Pistole in die Hand, um einen Selbstmord vorzutäuschen, nahm, genau wie man ihm gesagt hatte, die Plastiktüte mit der Papierserviette und den USB -Stick an sich. Dann schloss er eine kleine externe Festplatte an den Computer des verstorbenen Kommissars an, um den Virus »Tschernobyl 2012« einzuschleusen, ein übles Zeug, das in Rekordzeit alle Programme infiziert, die ganze Festplatte löscht und dafür sorgt, dass der Computer nicht mehr eingeschaltet werden kann.
Der Vorgang nahm nicht mehr als dreißig Sekunden in Anspruch. Jetzt musste er sich schleunigst aus dem Staub machen. Auch wenn das Kommissariat zu zwei Dritteln leer war, konnte jederzeit jemand den Raum betreten.
Der Schatten packte alles schnell ein. In dem Moment, als er sich anschickte, durch das Fenster zu verschwinden, hörte er Jims Handy auf dem Schreibtisch vibrieren. Er konnte es sich nicht verkneifen, einen Blick auf das Display des Handys zu werfen, auf dem ein Vorname erschien.
MADELINE
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Kapitel 25
Die Stadt, die niemals schläft
I think men talk to women, so they can sleep with them and women sleep with men, so they can talk to them.
Jay McInerney,
Brightness falls
Währenddessen in New York …
»Nichts zu machen, Jim antwortet nicht«, sagte Madeline und steckte das Smartphone wieder ein, während ihr Taxi vor dem kleinen Restaurant in Greenwich Village anhielt.
Jonathan öffnete ihr die Wagentür.
»Kein Wunder, in Manchester ist es fünf Uhr morgens! Ihr Jim liegt noch in den Federn, das ist alles …«
Madeline folgte dem Franzosen in das Bistro. Der Herr des Hauses erkannte den ehemaligen Starkoch sofort und kam herbeigeeilt.
»Jonathan! Es ist mir immer eine große Ehre, das weißt du!«
»Schön, dich zu sehen, Alberto.«
Der Wirt führte sie an einen der Fenstertische.
»Ich bringe euch zwei Special One «, sagte er und verschwand in der Küche.
Und wieder rief Madeline die Nummer von Flaherty an mit dem gleichen Ergebnis wie das erste Mal. Irgendetwas stimmte da nicht …
»Jim ist ein Workaholic. So wie ich ihn kenne, hat er nach dem, was Sie ihm erzählt haben, alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Untersuchung der Fingerabdrücke zu beschleunigen. Und um diese Uhrzeit müsste er die ersten Ergebnisse bekommen haben.«
»In zwei Tagen ist
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