Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachrichten aus Mittelerde

Nachrichten aus Mittelerde

Titel: Nachrichten aus Mittelerde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher J. R. R.; Tolkien Tolkien
Vom Netzwerk:
zurück, und seine Schiffe waren von den Meeren böse zugerichtet und beschädigt worden. Er war zunächst zum Hafen Vinyalonde gesegelt, und von dort hatte er längs der Küste eine große Reise nach Süden begonnen, weiter über jeden Ort hinaus, den die Schiffe der Númenórer zuvor erreicht hatten. Als er nach Nordenzurückgekehrt war, traf er auf Gegenwinde, starke Stürme, und nachdem er in der Harad knapp dem Schiffbruch entgangen war, fand er Vinyalonde durch gewaltige Fluten zerstört und von feindseligen Menschen geplündert vor. Dreimal hinderten ihn starke Winde aus dem Westen, das Große Meer zu überqueren, und trieben ihn zurück, sein eigenes Schiff wurde vom Blitz getroffen, verlor den Mast, und nur mit gewaltiger Anstrengung und großer Mühe auf den weiten Wassern erreichte er schließlich Númenor und machte fest.
    Meneldur war über Aldarions Rückkehr erfreut, doch er tadelte ihn wegen seines Aufruhrs gegen den König und Vater; dadurch habe er der Obhut der Valar entsagt und es auf den Zorn Osses ankommen lassen, der sich nicht nur gegen ihn selbst, sondern auch gegen die Männer richte, die er in ihrer Ergebenheit an sich gebunden habe. Da dämpfte sich Aldarions Hochstimmung, und er empfing Meneldurs Verzeihung, der ihm den Oberbefehl über die Schiffe und Häfen wiedergab und ihm zusätzlich noch den Titel eines Meisters der Forste übertrug.
    Aldarion war betrübt, als er erfuhr, dass Erendis von Armenelos fortgegangen war, doch er war zu stolz, um sie aufzusuchen; er konnte dies in der Tat nicht tun, ohne sie um ihre Hand zu bitten, und er war noch nicht willens, sich zu binden. Er widmete sich der Aufgabe, die Versäumnisse, die während seiner langen Abwesenheit begangen worden waren, wieder wettzumachen, denn er war immerhin fast zwanzig Jahre fort gewesen. Um diese Zeit wurden große Hafenarbeiten in Angriff genommen, besonders bei Rómenna. Er stellte fest, dass man sowohl für Bauholz als auch für andere Zwecke viele Bäume gefällt, doch alles ohne Voraussicht betrieben hatte und dass nur wenige Bäume neu gepflanzt worden waren, um die geschlagenen zu ersetzen; und er reiste kreuz und quer durch Númenor, um die vorhandenen Baumbestände in Augenschein zu nehmen.
    Als er eines Tages durch die Wälder der Westlande ritt, sah er eine Frau, deren dunkles Haar im Wind flatterte, und sie war in einen grünen Mantel gekleidet, der am Hals von einem strahlenden Edelstein zusammengehalten wurde. Er hielt sie für eine der Eldar, die zuweilen in diese Gegend der Insel kamen. Doch sie kam näher, und er erkannte Erendis und sah, dass der Edelstein derjenige war, den er ihr geschenkt hatte. Da spürte er plötzlich in seinem Herzen die Liebe, die er für sie empfand, und er wurde der Leere seiner Tage inne. Als Erendis ihn erblickte, wurde sie blass und wollte davonreiten, doch er war schneller als sie und sagte: »Ich habe es allzu sehr verdient, dass du vor mir fliehst, der ich selbst so oft und so weit geflohen bin! Doch vergib mir und bleibe.« Dann ritten sie gemeinsam zum Haus ihres Vaters Beregar, und dort sprach Aldarion offen seinen Wunsch aus, sich mit Erendis zu verloben. Doch jetzt zögerte Erendis, obgleich es gemäß dem Brauch und dem Lebensalter ihres Volkes für ihre Heirat höchste Zeit war. Ihre Liebe zu ihm war nicht geringer geworden, und es war auch nicht List, die sie zurückweichen ließ; doch jetzt fürchtete sie, im Krieg zwischen ihr und dem Meer um Aldarions Herz nicht zu siegen. Um nicht alles zu verlieren, würde sie sich niemals mit weniger zufriedengeben. Sie fürchtete das Meer, und weil sie allen Schiffen die Bäume missgönnte, die sie liebte und die um der Schiffe willen gefällt wurden, kam sie zu dem Entschluss, dass sie entweder das Meer und die Schiffe völlig besiegen oder selbst ganz und gar unterliegen müsse.
    Doch Aldarion umwarb Erendis ernstlich, und wo immer sie hinging, folgte er ihr. Er vernachlässigte die Häfen und Werften und alle Angelegenheiten der Gilde der Wagemutigen; er ließ keine Bäume fällen, sondern kümmerte sich um ihre Neupflanzung und fand in diesen Tagen mehr Befriedigung als zu anderen Zeiten seines Lebens, obwohl er dies nicht wusste, sondern dessen erst viel später im Alter eingedenk wurde.Schließlich suchte er Erendis dazu zu überreden, mit der
Eambar
eine Schiffsreise um die Insel zu unternehmen, denn es waren nun einhundert Jahre vergangen, seit Aldarion die Gilde der Wagemutigen gegründet hatte, und in allen

Weitere Kostenlose Bücher