Nachrichten aus Mittelerde
worden.
Aus diesen Darlegungen ist zu ersehen, dass die Konzeption des númenórischen Hafens an der Mündung des Gwathló sich seit der Zeit, in der »Über Galadriel und Celeborn« verfasst wurde, von einem »kleinen númenórischen Hafen« bis zum Lond Daer, dem Großen Hafen, entwickelt hat. Er ist mit Sicherheit das Vinyalonde oder der Neue Hafen aus »Aldarion und Erendis« (vgl. oben Seite 289), obwohl dieser Name in der oben zitierten Darlegung nicht vorkommt. Es heißt in »Aldarion und Erendis« (Seite 336), dass die Arbeiten, die Aldarion bei Vinyalonde begann, nachdem er König geworden war, »niemals abgeschlossen wurden«. Dies besagt vermutlich nicht mehr, als dass sie
von ihm
nicht abgeschlossen wurden; denn die spätere Geschichte Lond Daers setzt voraus, dass der Hafen schließlich wieder aufgebaut und gegen die Unbilden des Meeres gesichert wurde; in der Tat heißt es in der gleichen Passage in »Aldarion und Erendis« weiter, dass Aldarion die Grundlagen schuf »für die Leistung des Tar-Minastir im ersten Krieg gegen Sauron viele Jahre später; ohne seine Vorarbeit hätten die Flotten Númenors ihre Kampfkraft nicht rechtzeitig und am rechten Ort einsetzen können – wie er es vorausgesehen hatte.«
Die Aussage in der obigen Untersuchung des Namens
Glanduin
, dass der Hafen Lond Daer Enedh, der ›Große Mittlere Hafen‹, genannt wurde, da er zwischen den Häfen von Lindon im Norden und Pelargir am Anduin lag, muss sich auf eine Zeit lange nach dem Eingreifender Númenórer in den Krieg gegen Sauron in Eriador beziehen; denn gemäß der »Aufzählung der Jahre« wurde Pelargir nicht vor dem Jahr 2350 des Zweiten Zeitalters erbaut; es wurde der wichtigste Hafen der Getreuen Númenórer.
E: Die Namen von Celeborn und Galadriel
In einem Aufsatz über die Bräuche der Namengebung unter den Eldar in Valinor heißt es, dass sie zwei »verliehene Namen« (
essi
) hatten, deren erster bei der Geburt vom Vater gegeben wurde; dieser erinnerte gewöhnlich an den eigenen Namen des Vaters, war ihm in Bedeutung und Form ähnlich oder konnte sogar der gleiche sein, wobei ihm später, wenn das Kind herangewachsen war, eine unterscheidende Vorsilbe hinzugefügt wurde. Der zweite Name wurde später von der Mutter gegeben, zuweilen viel später, aber manchmal auch bald nach der Geburt; und diese Mutter-Namen waren außerordentlich kennzeichnend, denn die Mütter der Eldar hatten einen geschärften Blick für die Charaktereigenschaften und Fähigkeiten ihrer Kinder, und viele besaßen auch die Gabe der prophetischen Vorhersage. Zusätzlich konnte jeder Eldar einen
epesse
(›Nach-Namen‹) annehmen, den nicht unbedingt die eigene Familie gab, einen Spitznamen – meist als Zeichen der Bewunderung oder Verehrung gegeben; und ein
epesse
konnte der allgemein gebräuchliche Name werden, der später in Liedern und in der Geschichte bekannt wurde (wie es zum Beispiel bei Ereinion der Fall war, der immer unter seinem
epesse
Gilgalad bekannt war).
So war der Name
Alatáriel
, der, der späten Version der Geschichte ihrer Beziehung zufolge, Galadriel von Celeborn gegeben wurde (vgl. oben Seite 372), ein
epesse
(zu seiner Etymologie siehe im Anhang zum
Silmarillion
unter dem Stichwort
kal-
); diesen zog sie, als
Galadriel
ins Sindarin übertragen, für den Gebrauch in Mittelerde ihrem ›Vater-Namen‹
Artanis
oder ihrem ›Mutter-Namen‹
Nerwen
vor.
Es ist nur natürlich, dass Celeborn in der späten Version mit einem Hoch-Elben-Namen statt dem Sindarin-Namen auftritt:
Teleporno
, welcher, wie erklärt wird, von der Form her eigentlich Telerin ist: Der alte Stamm des elbischen Wortes für ›Silber‹
kyelep -
wurde im Sindarin zu
celeb
, zu
telep -
,
telpe
in Telerin und zu
tyelep -
,
tyelpe
in Quenya. Doch in Quenya wurde durch den Einfluss des Telerin dieForm
telpe
gebräuchlich, denn die Teleri stellten Silber über Gold, und ihre Künste als Silberschmiede wurden sogar von den Noldor geschätzt. So wurde
Telperion
gebräuchlicher als
Tyelperion
als Name für den Weißen Baum von Valinor (auch
Alatáriel
war Telerin; die Quenya-Form war
Altáriel
).
Als man den Namen Celeborn zuerst erdachte, sollte er ›Silberbaum‹ bedeuten; dies war auch der Name des Baumes von Tol Eressea (
Das Silmarillion
, Seite 122). Celeborns enge Verwandte trugen Baum-Namen (Seite 374): Galadhon, sein Vater, Galathil, sein Bruder, und Nimloth, seine Nichte, die den gleichen Namen trug wie der Weiße Baum von Númenor. In den
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