Nachruf auf eine Rose
persönliche Notizbuch, das sie in Arthur Fishs Safe gefunden hatten. Cator sagte nichts. Er saß da, die Augen fest geschlossen, und trommelte mit den Fingerspitzen auf seine Schläfen. Dann griff er wortlos zum Hörer.
«Verbinden Sie mich mit Weatherspoon in Jersey.» Er blickte kurz auf seine Armbanduhr und wandte sich dann Fenwick zu. «Lassen Sie mir die Unterlagen da. Können Sie in zwei Stunden wieder da sein? Dann werde ich wissen, ob sich der Einsatz lohnt.»
Fenwick blieb nichts anderes übrig, als zu gehen. Das Wetter in London war an diesem Tag herrlich, und er gelangte zu einem Park am Embankment, der einen wunderbaren Blick auf die Themse bot.
Fenwick ließ sich auf einer Bank nieder und dachte angestrengt nach. Er musste sich zwingen, nur von den Tatsachen auszugehen und seine Theorie auf eine logische Basis zu stellen. Erstens ging er davon aus, dass die drei Fälle miteinander verknüpft waren. Die Hauptnutznießer von Alan und Graham Wainwrights Tod waren eindeutig Alexander und Sally, wobei er jedoch Sally als Täterin für wahrscheinlicher hielt. Diese Annahme basierte jedoch lediglich auf einem merkwürdigen Gefühl, das er hatte, und entbehrte somit jeglicher Grundlage. Andererseits war ihr Verhalten seit Grahams Tod wirklich rätselhaft und verdächtig. Wenn sie die Mörderin war und wenn die Fälle alle miteinander verbunden waren, so musste sie einen Grund gehabt haben, Arthur Fish zu töten. Und hier lag der Hund begraben, denn es gab einfach nichts, was Sally Wainwright-Smith mit Arthur Fish verband, wohingegen Alexander jahrelang mit dem Chefbuchhalter zusammengearbeitet hatte.
Gedankenverloren kratzte er sich am Kopf und runzelte unwillkürlich die Stirn. Würde es etwas bringen, wenn er Sergeant Gould damit beauftragte, nach einer Verbindung zwischen Sally und Fish zu suchen? Vielleicht ja, doch er würde damit warten, bis Nightingale ihre Nachforschungen über Sallys Vergangenheit beendet hatte. Es wäre immerhin möglich, dass sie bereits etwas vorzuweisen hätte. Dann war da noch die Tatsache, dass Fish Amanda Bennett gekannt hatte. Wenn die beiden Morde miteinander in Zusammenhang standen, dann käme noch ein Todesfall zu ihrer Serie hinzu. Wenn er rein logisch vorginge und sich an die vorhandenen Fakten hielte, so müsste er eigentlich den Gedanken, dass eine Verbindung bestand, ad acta legen, doch sein Instinkt drängte ihn, noch einen letzten Versuch zu wagen. Bald musste er sich entscheiden, da er Sergeant Gould und sein Team schon längst auf den Fall Wainwright hätte ansetzen müssen. Er beschloss, ihnen noch weitere achtundvierzig Stunden zu geben, und lenkte seine Gedanken auf die Todesart.
Auf den ersten Blick gab es keinen Zusammenhang zwischen den Fällen, und zwei waren als Selbstmorde getarnt worden, was darauf schließen ließ, dass der Täter vorsätzlich gehandelt und alles sorgfältig geplant hatte. Die Fälle lagen zeitlich dicht beieinander. So waren Arthur Fishs und Graham Wainwrights Tod nur acht Tage auseinander, was darauf hindeutete, dass der Täter entweder in Panik geraten war oder sich aus irgendeinem Grund gezwungen sah, rasch zu handeln. Grahams so genannter Selbstmord war ungeschickt arrangiert worden, und hätte es nicht die Panne bei der Obduktion gegeben, so wäre der Fall von Anfang an als Mord behandelt worden. Die Tat schien hastig begangen worden zu sein, doch warum? Wenn er nur eine Verbindung zwischen Arthur und Sally entdecken und herausfinden würde, was den Täter veranlasst hatte, Graham so übereilt zu töten, so würde er die zweigleisigen Ermittlungen begründen können.
«Ich fühle, dass diese Frau in allen drei Fällen schuldig ist», sagte er und merkte nicht, dass er laut zu sich selbst gesprochen hatte. «Das Einzige, was mir fehlt, ist das Motiv, warum sie Arthur Fish hätte töten sollen. Finanziell brachte ihr das keinerlei Vorteil. Was also hatte sie von ihm zu befürchten? Wenn ich das herauskriege, habe ich auch das Motiv.»
In grimmiger Entschlossenheit biss er die Zähne aufeinander und ballte die Hände zu Fäusten. Irgendwo schlug eine Kirchturmuhr und erinnerte ihn daran, dass er sich auf den Weg zurück zu Cator machen sollte.
Der Commander teilte ihm mit, dass er bereit wäre, ihm zu helfen, doch gleichzeitig mahnte er Fenwick zur Geduld. «Die Behörden in Jersey, wo die Eigentümer von Wainwright Enterprises registriert sind, sind immer sehr kooperativ. Doch was die Wainwright’schen Aktivitäten in der
Weitere Kostenlose Bücher