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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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eine Mörderin.»
    Als sie die Außenbezirke von Harlden durchfuhren, war Nightingale ebenso überzeugt wie Fenwick, dass Sally sowohl ein Motiv als auch die Gelegenheit gehabt hatte, Bess zu entführen. Während der Fahrt rief Fenwick Quinlan an, der sich sofort bereit erklärte, den Assistant Chief Constable zu kontaktieren und ihn um die Genehmigung für die schnelle Einsatztruppe zu bitten.

49B 43
    In höchster Erregung lief Sally auf dem Treppenabsatz hin und her. Jedes Mal, wenn sie zu der schweren Eichentür kam, hinter welcher die Wendeltreppe in den Turm hinaufführte, blieb sie stehen und lauschte angestrengt. Das Hämmern und Rufen war kaum vernehmbar. Zu ihrer Verblüffung hatte das kleine Mädchen ein erstaunliches Durchhaltevermögen und einen eisernen Willen an den Tag gelegt. Mit einem derart heftigen Widerstand hatte sie nicht gerechnet.
    Ein seltenes und zugleich vertrautes Gefühl regte sich in ihr. Wie eine Woge rollte die Erinnerung über sie hinweg, und Bilder aus der Zeit, als ihr Bruder auf die Welt gekommen war, wurden lebendig. Ein paar Tage lang war das Leben wunderbar gewesen. Sie bei ihrer Mutter im Krankenhaus; über ein winziges, puppenartiges Geschöpf gebeugt, hatte sie seine perfekt geformten Händchen in ihrer Hand gehalten. Dann waren sie wieder zu Hause gewesen und … Ein dicker Kloß schnürte ihr die Kehle zu und machte jeden Atemzug schmerzhaft bewusst. Die Vergangenheit war tot und begraben, es lohnte sich nicht, einen Gedanken daran zu verschwenden. Sally schüttelte die Erinnerung ab und nahm ihren Weg nach unten wieder auf. In wenigen Stunden wäre alles vorüber. Sie hatte alles genau geplant, es war wirklich ganz einfach. Nun, wo sie das Kind entführt hatte, konnte sie sicher sein, dass die Polizei so lange anderweitig beschäftigt wäre, bis die Sache mit FitzGerald ein für allemal erledigt wäre. Dann konnte sie sich voll und ganz auf ihre Flucht konzentrieren.
    Bald würde FitzGerald hier sein. Dann würde sie ihn töten, das Haus in Brand stecken und in Richtung Brighton verschwinden. Sie hatte dafür gesorgt, dass genügend brennbares Material im Hause war. Das meiste war noch von den Renovierungsarbeiten übrig geblieben. Sie hatte das Zeug in den Schlafzimmern im ersten Stock verteilt, und in Küche und Bibliothek hatte sie bereits Kerosinöfen angezündet, die sie dann später nur noch umstoßen musste. Alle Zwischentüren waren weit geöffnet und verkeilt, damit sie nicht zuschlügen. Die Oberfenster waren weit geöffnet, so dass ein guter Durchzug herrschte. Alex wäre sicher zunächst wütend, doch letztendlich würde er die Notwendigkeit, ihre Tat zu verschleiern, einsehen. Und außerdem, warum sollte er das Haus haben, wenn sie es nicht haben durfte?
    Sie verdrängte den Gedanken an das Kind. Es war nur ein Stein in ihrem Spiel, ein unglückseliger Tropf, dumm genug, ihr die Story von der Polizistin, die gekommen war, um sie abzuholen und zu ihrem Vater zu bringen, abzukaufen.
    Die Standuhr in der Eingangshalle schlug ein Uhr. FitzGerald war spät dran. Ein grimmiger Ausdruck trat auf ihr Gesicht.
    Solange er und sein Geheimnis am Leben waren, hätte sie keine ruhige Minute. Und deshalb musste er sterben.

50B 44
    FitzGerald fuhr gerade so schnell, wie es erlaubt war. Wainwright Hall war nicht mehr weit, und er musste nachdenken. Er würde sich verspäten, denn die beiden Polizeibeamten abzuhängen, hatte länger gedauert als erwartet. Er misstraute Sally Wainwright-Smith. Schließlich wusste er, dass diese Frau auch vor Mord nicht zurückschreckte. Und dennoch war er gerade auf dem Weg zu ihr, fuhr in aller Seelenruhe zu ihr hinaus, zu dieser nachtschlafenen Stunde. Ganz allein. Mit der linken Hand tastete er im Handschuhfach nach seiner Waffe. Schließlich schlossen seine Finger sich um kaltes Metall. Sollte sie auf dumme Gedanken kommen, nun, er wäre jedenfalls gerüstet.
    Immer noch ahnte sie nicht, dass er ihre wahre Identität längst kannte. Wer sie war und was sie gewesen war. Es war schon eine Ironie des Schicksals, dass eine von Amandas kleinen Flittchen ausgerechnet den Geschäftsführer von Wainwright Enterprises geheiratet hatte, der Firma, die seit über fünfundzwanzig Jahren das Geld aus seinen Syndikaten wusch. Eine Ironie zwar, aber eben doch nicht ganz so weit hergeholt. Schließlich hatte er selbst dafür gesorgt, dass Amanda ihre Mädchen hin und wieder mit einer der Führungskräfte von Wainwright Enterprises zusammenbrachte. Diese

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