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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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Flur zu seiner Rechten, wobei seine Hand locker die Waffe in seiner Tasche umschloss.
    «Wo ist Alex?»
    «Nicht da. Wo wollen Sie hin?»
    Er ignorierte ihre Frage und ging ein paar Schritte weiter, neugierig, wie sie reagieren würde.
    «Ich habe Sie gefragt, wo Sie hinwollen. Da hinten ist nichts von Interesse. Es ist besser, wenn wir uns im Wohnzimmer unterhalten.»
    Warum war sie so nervös, wo sie doch sonst so selbstsicher sein konnte? Verwundert ging er weiter, bis sie neben ihn trat und ihn am Arm packte. Er blickte sie überrascht an und sah, wie sie sich zusammennehmen musste und sich zu einem Lächeln zwang.
    «Sie sind wirklich ein außergewöhnlicher Mann. Ich versuche Sie zu überreden, es sich in einem gemütlichen Sessel am Kamin bequem zu machen, und Sie ziehen es vor, hier im Dunkeln herumzukriechen.»
    «Ich bin von Natur aus neugierig, meine Liebe. Das solltest du doch am besten wissen. Aber du hast Recht, hier ist es dunkel. Hast du denn gar keine Angst hier so ganz allein?» Er forderte sie ganz bewusst heraus.
    Sie lachte, ein kleines, helles Kichern, das ihn irritierte.
    «Ach, das ist süß! Ja, manchmal ist es hier wirklich etwas unheimlich, doch ich habe mich daran gewöhnt.»
    «Wenn ich nun schon einmal hier bin, kann ich mich genauso gut ein wenig umsehen. Um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist.»
    Die Standuhr in der Eingangshalle schlug die Dreiviertelstunde, und er bemerkte, wie Sally unwillig die Stirn runzelte.
    «Das wird nicht nötig sein. Alles ist abgeschlossen, und mir geht es gut.»
    «Ich möchte nur, dass du beruhigt schlafen gehen kannst», sagte er lächelnd, was sie noch mehr verwirrte. Er schob ihre Hand von seinem Arm, betätigte den Lichtschalter an der Wand und wartete einen Augenblick, bis die Eingangshalle und die darüber liegende Galerie in das gleißende Licht des Kronleuchters getaucht waren. Er zweifelte keine Sekunde daran, dass das Haus sicher war, doch er wollte sie unbedingt aus der Fassung bringen.
    Er stieg die große Holztreppe empor, spürte ihren Blick in seinem Rücken, als er den ersten Treppenabsatz erreicht hatte, und überlegte, ob er sich nach rechts oder nach links wenden sollte. Er entschied sich für die rechte Seite und ging weiter nach oben, bis er in den ersten Stock kam. Eine Sekunde später hatte sie ihn eingeholt.
    «Wenn Sie schon darauf bestehen, mein Haus zu kontrollieren, James, dann muss ich Sie zumindest begleiten.»
    Sie plapperte weiter, und ihre Stimme klang unnatürlich laut in der Stille des Hauses. Nacheinander betrat er jedes Zimmer, blickte in die Kleiderschränke und angrenzenden Bäder. Erst als er den dritten Raum betrat, fiel ihm auf, dass alle Türen weit geöffnet und verkeilt waren. Er zog den Keil heraus und schloss die Tür hinter sich. Sally bemerkte den misstrauischen Ausdruck in seinem Gesicht.
    «Ich lüfte die Zimmer durch. Überall riecht es noch nach Kleister und Farbe.»
    Er erwiderte nichts. Schweigend kontrollierte er alle fünfzehn Schlafzimmer und sieben Bäder; dann ging er hinauf in den zweiten Stock, wo er in jeden Raum hineinsah, während Sally unten auf dem Treppenabsatz stand und mit wachsender Ungeduld und durchdringender Stimme auf ihn einredete, was ihm sichtlich auf die Nerven ging. Er trat ans Fenster und verharrte dort einen Augenblick, um in den mondbeschienenen Garten hinauszusehen. Der Wind fuhr durch die Bäume, die die Auffahrt säumten und groteske, lebendige Schatten auf den Kies warfen. Schon glaubte er, eine Gestalt unter einer Eiche gesehen zu haben, doch als er noch einmal hinsah, war niemand da. Einen Moment lang dachte er besorgt an die Polizei, doch er verwarf den Gedanken sofort wieder.
    Im nächsten Zimmer sah er noch einmal aus dem Fenster, und diesmal war er sich fast sicher, dass er im Schatten des Gemäuers die Umrisse eines Menschen gesehen hatte. Er fühlte, wie seine Nackenhaare sich aufstellten, während er gebannt darauf wartete, dass sich wieder etwas bewegte. Doch nichts war mehr zu sehen, und so wandte er sich ab und ging mit einem unguten Gefühl wieder zu Sally hinunter.
    Etwas an ihrem Verhalten hatte ihn in Alarmbereitschaft versetzt. Er würde sich heute besonders vor ihr in Acht nehmen müssen.
    «Zufrieden?»
    «Du hattest Recht: Da oben stinkt es tatsächlich nach Farbe und Tapetenkleister. Ist ja auch kein Wunder, bei dem ganzen Zeug, das die Maler zurückgelassen haben. Ziemlich feuergefährlich da oben.»
    Sie fröstelte, und ihm wurde bewusst,

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