Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
Vom Netzwerk:
Vergnügungen waren dann irgendwann zu einer Art Belohnung für besondere Verdienste geworden, und gleichzeitig hatte er dadurch etwas gegen sie in der Hand gehabt, sollte ihr Gewissen sie je plagen.
    Vielleicht hatte Sally so überhaupt erst vom Wainwright’schen Vermögen erfahren und die Möglichkeit erkannt, zu Geld zu kommen, wenn sie sich eine andere Vergangenheit zulegte und ihren Stil verfeinerte? Er schüttelte den Kopf, während draußen die dunkle Landschaft an ihm vorüberglitt. Nein, Sally war zwar gewissenlos und berechnend, doch er bezweifelte, dass dieses Flittchen in der Lage wäre, einen dermaßen raffinierten Plan auszutüfteln. Jedenfalls war sie nun eine rechtmäßig angetraute Ehefrau. Ein paar von den intelligenteren und härteren Mädchen gelang das immer wieder. Und dass sie Alan an die Angel bekommen hatte, muss für sie das große Los gewesen sein. Er hatte immer schon eine Vorliebe für außergewöhnliche Sexpraktiken gehabt, die er in einer normalen Beziehung kaum befriedigen konnte. Da war ihm Sally sicher gerade recht gekommen. Und nachdem sie erst einmal Blut geleckt hatte, reichte das Geld allein als Aphrodisiakum, um ihre Rolle überzeugend zu spielen.
    Als er durch das schmiedeeiserne Tor fuhr, bremste er und hielt kurz an. Am Telefon hatte sie ihm gesagt, sie habe die erste Rate bereit, was ihn nicht weiter erstaunt hatte. Es hätte Sally auch nicht ähnlich gesehen, im Besitz eines großen Vermögens zu sein und noch nicht einmal über einen Teil davon verfügen zu können. Er sah sie förmlich vor sich, wie sie spät in der Nacht dasaß und ihr Geld zählte. Er zweifelte nicht einen Augenblick daran, dass das Einzige, was Sally wirklich aufrichtig liebte, die Sicherheit des Geldes war; und deshalb hatte er auch gewusst, dass sie genug davon im Safe aufbewahren würde.
    Nun, mit der Anzahlung in Händen, könnte er sich vorzeitig aus dem Geschäft zurückziehen und sich ganz einem Leben im Luxus hingeben. Und irgendwann, in nicht allzu ferner Zukunft, würde er dafür sorgen, dass die Polizei all die belastenden Fotos, die von Sally und Graham Wainwright am Morgen seines Todes gemacht wurden, erhielte. Sie würde im Gefängnis landen, und Alex wäre in der Lage, sich voll auf die Führung des Unternehmens zu konzentrieren, in dem James’ Geld und das der anderen Mitglieder der organisierten Kriminalität in West Sussex rein gewaschen wurde.
    Er hörte den Kies unter seinen Reifen knirschen, während er auf das Haus zufuhr. Im Erdgeschoss, links neben dem wuchtigen Eingang, brannte ein einzelnes Licht, das, wie er wusste, zum Wohnzimmer gehörte. Sämtliche Schlafzimmer im ersten Stock waren hell erleuchtet. Düster ragte über ihm der graue Steinturm auf, dessen Schatten durch die Wasserspeier auf dem Dach noch verlängert wurden, die gleichsam mit schwarzen Fingern nach knochenweißem Kies griffen. Er bremste und stieg aus, in die Kälte der Nacht.
    Noch bevor er anklopfte, öffnete Sally ihm die Tür. Sie trat einen Schritt zurück, um ihn hereinzulassen. Sie trug ein tief ausgeschnittenes mitternachtsblaues Abendkleid, das ihren Rücken freigab, und lächerlich hohe Pumps mit Stiletto-Absätzen. So war sie gleich groß wie er. Wie weißer Marmor schimmerte ihre Haut, und wenn sie atmete, glitzerten und funkelten die Diamanten auf ihrem Dekolleté wie Regentropfen. Einen Moment lang erinnerte sie ihn an einen steinernen Grabengel, und unwillkürlich fröstelte er. Ihr helles Haar hatte sie hochgesteckt, so dass die Steine an ihrem langen Hals noch besser zur Geltung kamen. Die Frau vor ihm konnte man kaum als Engel bezeichnen, und doch umgab sie so etwas wie der Hauch des Todes, und das wiederum passte zu seinem Fantasiebild. Der Unterschied zu der Straßendirne, die Amanda aus der Gosse geholt hatte, hätte nicht krasser sein können.
    «Danke, James, dass Sie zu so später Stunde noch gekommen sind. Gehen Sie doch bitte vor ins Wohnzimmer und wärmen Sie sich ein bisschen am Kamin.»
    «Mir ist nicht kalt, und ich möchte auch nicht länger bleiben. Gib mir einfach das Geld, dann bin ich gleich wieder weg.»
    Er sah, wie ihre Augen sich bei seinen ablehnenden Worten verengten, und spürte eine seltsame Anspannung in ihr, geradeso, als wartete sie auf etwas. Instinktiv blickte er sich in der Eingangshalle um und suchte mit den Augen die beiden dunklen Gänge ab, die in den Salon und zur Treppe dahinter führten. Ohne es eigentlich zu wollen, tat er ein paar Schritte in den

Weitere Kostenlose Bücher